DAS ZEPTER DES HORAS von Henning Mützlitz und Christian Kopp:

Als der horasische Adlige Darian eine kryptische Nachricht von einem entfernten Bekannten, dem umstrittenen Magister Crano erhält, macht er sich auf den Weg, um herauszufinden, was Crano eigentlich von ihm will (zumal er dank gewisser Eheschwierigkeiten sowieso nur nach einem Grund gesucht hat, auf Reisen gehen zu können wink ). Wie sich herausstellt, ist Magister Crano, der eigentlich archäologische Ausgrabungen leiten sollte, seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Also macht sich Darian mit einigen Gefährten auf die Suche und stößt dabei auf gleichzeitig faszinierende und gefährliche Geheimnisse aus der horasischen Vergangenheit ...

"Das Zepter des Horas" erzählt eine durchaus spannende Geschichte, auch wenn sie sich letztlich nur um den berühmten "McGuffin" dreht. Und das ist durchaus kein Zufall, denn das ganze Buch könnte eigentlich auch "Indiana Darian und das Zepter des Horas" heißen. Sprich: Es handelt sich um einen sehr actionbetonten Abenteuerroman in Aventurien. Leider wird die "Indy"-Qualität allerdings kaum einmal erreicht. Zwar ist die Abenteurergruppe recht innovativ, da sehr hochkarätig zusammengesetzt (neben dem adligen Darian gehören noch ein Rondra-Geweihter, ein Praios-Geweihter, eine Draconiterin und ein Maraskaner dazu), aber nicht allzu überzeugend präsentiert. Zumindest für meinen Geschmack sind und handeln die Charaktere viel zu extrem, was ihrer Glaubwürdigkeit nicht guttut. Oftmals wirkt das Verhalten einfach nur kindisch (und auf männlicher Seite übrigens sehr machohaft).
Eine Ausnahme ist dabei der Rondra-Geweihte. Der verhält sich zwar auch ziemlich extrem, zu ihm paßt das aber und er wirkt sogar authentischer als viele allzu umgänglich dargestellte Rondrianer in anderen DSA-Romanen. Allerdings macht ihn das nicht übermäßig sympathisch und das ist zugleich das nächste Problem des Buches: Es fehlen wirkliche Sympathieträger. Zwar handelt es sich bei der Gruppe streng genommen durchaus um Helden (da sie überzeugt gegen das namenlose Böse kämpfen), aber offensichtlich können auch echte Helden echte Arschlöcher sein ...

Mir geht es ja gar nicht darum, daß alle Roman-Protagonisten immer Strahlemänner sein müssen. Keineswegs. Ich habe auch schon Bücher gelesen, die aus der Perspektive richtiger Bösewichte geschrieben waren - und habe mit denen wesentlich stärker mitgefiebert als hier mit Darian und seinen Gefährten. Ein gewisser Sympathiefaktor gehört meines Erachtens einfach dazu und der ist in "Das Zepter des Horas" leider nur in wenigen Nebenfiguren (etwa dem Maraskaner) zu finden. Ein ähnliches Problem hatte ich ja bereits mit dem letzten DSA-Roman "Die rote Bache", allerdings ist "Das Zepter des Horas" insgesamt wesentlich besser geraten.
Zwar kommt die Charakterentwicklung wieder mal viel zu kurz, aber dafür ist das Buch sprachlich gelungen und läßt sich recht flüssig lesen, auch wenn mir mitunter die Landschaftsbeschreibung etwas sehr lang vorkamen. Lobend hervorheben muß ich auch, daß ich schon lange keinen DSA-Roman mit so wenigen Rechtschreib-, Grammatik- oder Tippfehlern gelesen habe wie diesen. up

Insgesamt ist "Das Zepter des Horas" meiner Meinung nach nicht mehr und nicht weniger als befriedigend. Eben das DSA-Pendant zu einem kurzweiligen, anspruchslosen Popcornfilm. Actionfans werden gut bedient, aber auch wer wie ich lieber Geschichten mit etwas mehr Handlung und Tiefe mag, bekommt nette Unterhaltung geboten. Note 3.

Last edited by Ralf; 04/01/09 03:23 PM.