Abgesehen von den reichhaltigen Legenden, Mythen und Märchen, die sich um die Drachen ranken und auch mal einen hier wohlbekannten dicken Trampeldrachen nicht weiter beachtend, welcher seine annähernd cholerischen Grummelkommentare recht häufig zum Besten gibt, will ich doch mal versuchen, zu erklären, was Drachen in all den Jahren meines Rollenspiellebens für mich an Bedeutung gewonnen und an Erlebnissen in meiner Erinnerung eingeprägt haben.

Natürlich sind Drachen von Hause aus eine Bedrohung. Meist allein schon ob ihrer Statur und natürlich den ihnen angedichteten (oder sogar wirklich vorhandenen) Fähigkeiten, wie z.B. Feuerspeien.
In der Regel sind es oftmals arme Bauern, die einen Helden darum bitten, einen vermeindlich bösen Drachen zur Strecke zu bringen, der (ganz dem Klischee entsprechend) die wenigen Jungfrauen als Tribut fordert, um sie (natürlich) aufzufressen.
Als rollenspieltypischer Held macht man sich dann (je nach Gesinnung mit oder ohne Bezahlung) auf den Weg, diese "Bestie" zu erlegen.

Wer "Dragonheart" gesehen hat, weiß jedoch, dass Drachen nicht unbedingt böse Kreaturen sein müssen. Das Gleiche trifft auch auf diverse Drachen in so manchen Rollenspielsystemen zu. So sind im D&D Regelwerk besipielsweise alle metallfarbenen Drachen (also beispielsweise silber, bronze oder der goldene Drache), ausgesprochen guter Gesinnung.

Und genau da setzt eine meiner besten Erfahrungen und Erinnerungen mit Drachen ein. Als wir in einer Pen & Paper AD&D (2nd Edition) Rollenspielrunde erheblichen Gefahren gegenüberstanden, bekamen wir Hilfe von einem alten und weisen Mann, welcher unserer Heldengruppe so manches Mal wertvolle Tipps und gelegentlich auch aktive Hilfe angeboten hatte. Natürlich nicht völlig selbstlos, denn der Alte hatte ein Geheimnis und unsere Heldengruppe sollte ihm einst mit einem seiner Probleme behilflich sein.
Es dauerte längere Zeit, bis sich der alte Mann uns gegenüber schließlich als bronzefarbener Drache zu erkennen gegeben hatte. Er hatte die Fähigkeit, seine Gesalt zu verwandeln, so dass er unerkannt unter den Menschen wandeln konnte und als eben jener alte Weise zu erscheinen.
Seine Absichten waren durchaus gut, weshalb der Drache zu einem Freund der Gruppe geworden ist und uns allen ein tolles Drachenerlebnis der besonderen Art schenkte. Denn anders als das übliche Drachenmetzeln als Höhepunkt eines Abenteuers, hatte unser Spielleiter uns damals mit diesem Kniff ein mächtiges Wesen zur Seite gestellt, dass uns gelegentlich unterstützte und damit auch die Frage in den Raum stellte, ob alle als böse geltenden Kreaturen wirklich einfach nur böse sind.
Frei nach dem Motto: Man kann nicht alle über einen Kamm scheren.

Oh, und er hat den Drachen auch nicht oft in seiner Erscheinung auftauchen lassen. Wir mussten die Aufgaben in der Regel schon alle selbst lösen und überstehen und konnten uns nicht darauf verlassen, dass der Drache für uns die Kohlen aus dem Feuer holt.

Das Ganze ist schon lange her, aber es hat mich dazu gebracht, auch im Rollenspiel nicht alles als gegeben hinzunehmen und selbst manche typisch bösen Kreaturen zu hinterfragen. Als SPielleiter bringt das viele neue Aspekte ins Spiel, als Spieler eröffnen sich dir damit einige neue Möglichkeiten ... ja und als Held gibt es dir eine ungeahnte Entscheidungsfreiheit.

Leider funktioniert sowas in Computerrollenspielen noch nicht ganz so dynamisch. Allerdings lassen manche Spiele der letzten Jahre hier schon erahnen, dass sich da durchaus noch einiges tun wird. Darauf warte ich gespannt.

Drachen können ein Leben verändern. Sie können aus Bauern Helden machen, aus Helden Narren und aus Narren Könige. Und Drachen lehren auch, dass ein hoher Aufstieg ein ebenso tiefen Fall bedeuten kann.
Ein Drachen kann sowohl Freund als auch Feind sein - doch in jedem Fall ist er mächtig und sollte nicht unterschätzt werden.

Euer Ritter Palahn
Der Drachen nicht allein wegen des Drachenseins jagt.


Science Fiction und Fantasy:

Fantastische Welten Berlin