Vor etwas längerer Zeit gab es doch einmal eine CD-Aktion (ich weiß gar nicht mehr von wem, Ärzte oder NIN? Puh... Es ist mir wirklich aus dem Kopf), in der ein komplettes Album kostenlos zum Download angeboten und um eine Spende beliebiger Höhe gebeten wurde. Das Ergebnis kann man sich (leider) relativ einfach ausmalen. Die wenigsten Leute sind in einem solchen Fall überhaupt bereit, zu spenden.
Naja, so einfach ist das auch nicht. Mir fällt da zuerst Radiohead mit "In Rainbows" ein, dann Nine Inch Nails, die mit "Ghosts" diesem Vorbild gefolgt sind. War der Erfolg bei Radiohead durchaus eher
mäßig, ging das Konzept bei Nine Inch Nails doch
voll auf (und sie haben mit "The Slip" gleich nachgelegt).
Aber das ist auch nur bedingt vergleichbar. Selbst Radiohead hat mit dieser Strategie sicher keinen Verlust gemacht, auch wenn die Erwartungen nicht erfüllt wurden:
Was aber ankam, ging dank Onlineverkauf nicht hauptsachlich an ein Label oder einen Vertrieb.
[...]
Über 60 Prozent zahlten demnach überhaupt nichts, doch ob sie in einem Plattenladen Geld gelassen hätten, bleibt ebenso fraglich. Zumindest besitzt die Band nun deren E-Mail-Adresse für zukünftige Promo. Die meisten, denen "In Rainbows" etwas Wert war, zahlten weniger als vier Dollar. Immerhin jeder achte Nutzer kaufte für acht bis zwölf Dollar das Album, also etwa zum Ladenpreis einer CD. Die Zahlungsverweigerer eingerechnet, ergibt das einen Durchschnittspreis von 2,26 Dollar.
[...]
Musikbusiness-Anwalt Peter Paterno erklärt dort zudem, dass Radiohead mit einer normalen Veröffentlichung des Labels auch nur 2-2,50 Dollar erhalten hätten.
Insofern kann man nicht einfach sagen, dass dieses Projekt ein Fehlschlag war.
Dann gibt es da noch Angelika Express, die ihr neues Album "Goldener Trash" gleich
von Fans finanzieren ließen. Es gab 500 "Anteile" zu je 50 Euro zu erwerben, die
ziemlich schnell ausverkauft waren. Im Gegenzug zahlt die Band an diese Förderer in den nächsten sieben Jahren 80% des Gewinns aus. Auch für diese vergleichsweise sehr unbekannte Band scheint es sich zu lohnen, sich neue Vertriebswege, unabhängig von einem Label zu suchen. Nicht wenig, wenn man sich mal ansieht, was in Deutschland eine Band so an ihren CDs
verdient. Ich glaube nicht, dass das in den USA sehr viel anders ist. (Und dann sind es die Raubkopierer, die das "Werk des Künstlers" nicht zu würdigen wissen? Die
hören wenigstens die Musik. Auch das Radiohead-Album haben sich sehr viele Leute auf die eine oder andere Art besorgt. Es zieht sich ja keiner etwas, das ihm nicht gefällt... Insofern bleibt die Frage, wieso Nine Inch Nails mehr "Erfolg" hatten als Radiohead?)
Ob das auf Spieleentwickler und ihre Publisher übertragbar ist, will ich hier gar nicht rausfinden. Das Fass mach ich lieber nicht auf.
Jedenfalls wäre es wohl aussichtslos, die Entwicklung eines Computerspiels über Fans finanzieren zu lassen. Und angesichts des hohen Budgetaufwands wird es wohl genauso aussichtslos sein, einen Investor zu finden, wenn man sie mit "alternativen Vertriebsmethoden" lockt. Aber man weiß ja nie. Vielleicht traut sich irgendwann doch mal einer...
Abgesehen davon können Bands ihre mageren CD-Verkaufserlöse durch Konzerte ausgleichen, das gibt's ja bei Spieleentwicklern gar nicht.
Ich persönlich freue mich tatsächlich über so manch eine Sache aus einer Collector's Edition, die noch immer irgendwo in meinem Zimmer herumsteht...
Ich nicht. Genau das ist nämlich meistens das Problem: Es steht herum. Und dann lass ich's doch lieber gleich in der Verpackung. Ich kann mehr anfangen mit Bonusmaterial mit dem man, naja, auch etwas anfangen kann.
Soundtracks zum Beispiel. Wenn ich eine DVD mit Bonusmaterial habe und der Film gefällt mir gut und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, höre ich mir sogar sämtliche Audiokommentare an. Aber irgendwelcher "Nippes", der hier nur rumsteht und Staub anzieht? Nein, danke.
So gesehen spare ich mir sogar Arbeit, wenn ich die Software aus dem Internet ziehe: Ich muss die Verpackung und die "tollen Beigaben" nicht abstauben.
Edit: Was ich damit eigentlich sagen will: Ich mag Sondereditionen, wenn sie für mich brauchbare Sachen enthalten. Das Problem ist, dass Soundtracks und Audiokommentare oder Interviews und weißdergeier Dinge sind, die wieder mitkopiert werden können, weshalb das Argument "Collector's Edition" doch wieder nicht zieht, wenn es um Kopierprävention geht. Bei mir.
(Und Handbücher gibt's ja sowieso als pdf.
)