Ich muß Elgi hier entschieden widersprechen: Das war meiner Meinung nach die beste OSCAR-Verleihung seit vielen Jahren!
Das neue Konzept griff insgesamt sehr gut. Hugh Jackman war ein sehr souveräner Host, der in seinen beiden großen Shownummern (samt prominenter Unterstützung) glänzen und klassisches Hollywood-Flair verbreiten konnte.
Die Idee, daß in den vier Darstellerkategorien jeweils fünf frühere Gewinner als Laudatoren für die aktuell Nominierten fungierten, fand ich sogar richtiggehend brillant.
Auch die nach Genres geordneten Jahresrückblicke waren amüsant, vor allem der von James Franco und Seth Rogen präsentierte Comedy-Block.

Klar, der Durchmarsch von "Slumdog Millionär" nahm schon viel Spannung aus dem eigentlichen Wettbewerb, aber das wurde durch das Showkonzept mehr als aufgewogen.
Was fiel noch auf:
- Schöne Reden von Kate Winslet, Penelope Cruz und - für mich etwas überraschend - dem "Milk"-Duo Dustin Lance Black (Drehbuch) und Sean Penn.
- durchgehend sympathische "Slumdog Millionär"-Gewinner
- eine bezaubernde Natalie Portman
- dieses Jahr gut aufgelegte Gagschreiber und -präsentatoren (Ben Stiller!)
- leider etwas zu wenig Hugh Jackman
- dafür abartig viele Werbepausen (die aber ungewöhnlich kurz ausfielen)
Möglicherweise hat sich auf mein Urteil positiv ausgewirkt, daß ich um 3.00 Uhr (also bei der ersten Werbepause) ins Bett gegangen bin und den Rest bis eben als Aufzeichnung angeschaut habe. Da hat mich logischerweise die viele Werbung nicht so gestört und ich war allgemein sehr viel wacher.

Achso, die Gewinner hat ja noch gar keiner genannt:

Bester Film: Slumdog Millionär
Fremdsprachiger Film: Departures
Regie: Danny Boyle, Slumdog Millionär
Darsteller: Sean Penn, Milk
Darstellerin: Kate Winslet, Der Vorleser
Nebendarsteller: Heath Ledger, The Dark Knight
Nebendarstellerin: Penelope Cruz, Vicky Cristina Barcelona
Original-Drehbuch: Dustin Lance Black, Milk
Adaptiertes Drehbuch: Simon Beaufoy, Slumdog Millionär
Animationsfilm: WALL-E
Animations-Kurzfilm: La Maison en Petites Cubes
Ausstattung: Benjamin Button
Kostüme: Die Herzogin
Makeup: Benjamin Button
Kamera: Anthony Dod Mantle, Slumdog Millionär
Kurzfilm: Spielzeugland
Dokumentation: Man on Wire
Kurz-Dokumentation: Smile Pinki
Visuelle Effekte: Benjamin Button
Tonschnitt: The Dark Knight
Ton: Slumdog Millionär
Schnitt: Slumdog Millionär
Musik: A.R. Rahman, Slumdog Millionär
Song: Jai Ho, Slumdog Millionär
Das ergibt acht OSCARs für "Slumdog Millionär", drei für "Benjamin Button", je zwei für "Milk" und "The Dark Knight".
Insgesamt wieder eine sehr internationale Angelegenheit mit u.a. einem deutschen Gewinner (Kurzfilm) und zwei japanischen (fremdsprachiger Film und - trotz des französischen Titels - Animations-Kurzfilm). Dazu dank "Slumdog Millionär" jede Menge indische Gewinner und die vier prämierten Darsteller stammen aus Australien (Ledger), Großbritannien (Winslet), Spanien (Cruz) und den USA (Penn).
Wenn mir jetzt "Slumdog Millionär" auch noch gefällt, dann war das für mich trotz einer miesen Nominierungsrunde insgesamt noch ein gutes OSCAR-Jahr.

Übrigens zeigt ein Blick ins Internet, daß die Meinungen über die Veranstaltung selten so gegensätzlich waren wie diesmal ...