Ich hab´ es bei anderen Gelegenheiten jüngst schon erwähnt, aber:
Die (vermeintlich) satirischen Jahresrückblicke in den letzten Tagen vor dem Wechsel haben mich schon arg enttäuscht.
Keine Ahnung, ob das politische Kabarett unterfinanziert ist, ich mein am Material sollte es nicht liegen, da müßte doch angesichts dem vielen was in der Welt passiert, vor allem auch grotesken Rochaden auf der politischen Bühne, mehr als genug geben.
Oder fehlt es der großen Koalition hier in Deutschland z.B. dann doch an Reizpotenzial?
Sind der Bush-Tiraden schon genug geritten?
Oder ist die Situation einfach so schlimm, daß zuviel zu nahe an der Realität kommt, so daß einem das Lachen eher im Halse stecken bleibt?
Vielleicht hab´ ich auch nur zuviel erwartet.
Jedenfalls, egal ob
Dieter Nuhrs einstündiger Jahresabschluß im ZDF (von dem ich sonst viel halte und den ich eigentlich präziser und bissiger kenne) oder auch DIE Kabarett-Institution, der
"Scheibenwischer" von den nominellen Koryphäen von Hildebrands Gnaden,
Bruno Jonas und
Matthias Richling mit ihren Soziussen...
alles war irgendwie kraft- und saftlos.
Entweder war das in den Pointen nicht wirklich hart und treffsicher, die Darbietung leicht uninspiriert bei ersterem oder zu umständlich, zu auseinandergezogen wie Kaugummi, mit szenischem überladen bei den anderen.
Bei beiden wollte einfach nicht die Stimmung aufkommen (vielleicht lag´s auch am Publikum).
Priol und
Schramm auf der anderen Seite in ihrer
"Anstalt" sind mir oft einfach zu platt aggressiv (teils bis zur persönlichen Beleidung).
Jedenfalls, so in meinem gefühlten Vakuum (
) riefen meine Gedanken in guter Erinnerung eigentlich immer wieder nach nur einer "Rettung":
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Volker Pispers Den hoffte ich weiter als scharfen (und scharfzüngigen) Beobachter der gesellschaftlichen Befindlichkeiten auf dem Tableau zu haben.
Und tatsächlich!
Anläßlich einer
Heise-News heute zu sinkenden Investitionen in "saubere Techniken" postete ein User einen amüsanten Link zu einem Videoschnipsel von Pispers auf YouTube über das Thema:
Apostrophiert hatte er es mit einem Zitat in dem Pispers die treffende Quintessenz zieht zu dem wiederaufflammenden Konflikt zwischen Umwelt und Wirtschaft unter den Vorzeichen der Finanzkrise:
"Wir retten jetzt erstmal die Arbeitsplätze. Ob wir einen Planeten
wirklich brauchen ist doch wissenschaftlich gar nicht bewiesen. Das
sind doch bis jetzt alles nur Computersimulationen."
Lustig auch der Schluß, nachdem er über die verpulverten Milliarden in den Chefetagen der Banken philosphiert hat und den ironischen Vergleich zu "mageren Ausbeuten" (wenige 1000 Euro) jüngster Banküberfälle (z.B. Düsseldorf) zieht und wieviele davon man pro Bürger bräuchte um da auch nur annähernd "schadenstechnisch" gleichzuziehen.
Er läßt das ganze dann gipfeln in der Schlußfolgerung:
"... Um die 550 Milliarden zusammenzubekommen die wir brauchen um den Rettungsschirm für die Banken zu finanzieren, da muß ja jeder Bundesbürger 4 Mal `ne Bank überfallen.
Da kommen Sie ja zu nix anderem mehr, da müssen Sie Schlange stehen beim Banküberfall. Soviel Filialen ham die ja gar nicht.
Oder sach ma´s anders rum:
Hätten wir schon vor Jahren angefangen systematisch die Banken zu überfallen, hätten wir vielleicht einen Teil des Geldes in Sicherheit bringen können."
Kurzum:
Ich vertrau´ auf Pispers wenn mir die depressiven Neuigkeiten mal überlaufen und der Frust über die handelnden Akteure die Galle hochzutreiben droht, dann mal wieder was intelligentes und entlarvendes zu hören bei dem man sich gleichzeitig die Seele ein bißchen "freilachen" kann.
Der schafft wenigstens noch den Einklang zwischen cleverer Analyse und präziser Übersetzung in scharf geschliffene Formulierungen.
Bissig und zielgenau.
Ragon, der Kabarett-Fan