Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht:

Nick (Michael Cera aus "Juno" und "Superbad") ist einziges heterosexuelles Mitglied einer Schwulen-Band und kommt einfach nicht über die Trennung von seiner zickigen Freundin Tris (Alexis Dziena, bekannt geworden als Sharon Stones nudistisch veranlagte Tochter in "Broken Flowers" - ja, das ist mir im Gedächtnis geblieben grin ) hinweg. Anders formuliert: Er hat ein leichtes Imageproblem.
Norah (Kat Dennings, "Charlie Bartlett") ist die Tochter eines reichen jüdischen Musikproduzenten und wird von den meisten ihrer Freunde nur ausgenutzt.
Eines Nachts treffen diese beiden Außenseiter zufällig aufeinander, als sie mit ihren jeweiligen Freunden auf der Suche nach einem Geheimgig der extrem angesagten Band "Where´s Fluffy?" sind ...

Eigentlich hatte ich nicht vor, nochmal im Kino eine Teenie-Komödie anzuschauen. Aber nachdem es sich letztes Jahr bei "Charlie Bartlett" rentiert hatte (der Film landete am Ende sogar in meiner Jahres-Top10), habe ich mich auch bei "Nick & Norah" von guten Kritiken samt Verweisen auf stilistische Parallelen zu 80er-Jahre-Klassikern wie "The Breakfast Club" oder "Fast Times at Ridgmont High" überzeugen lassen. Doch diesmal hat es sich nur bedingt gelohnt.
Zwar ist "Nick & Norah" bei weitem kein schlechter Film. Aber er ist auch nichts besonderes. Quasi ein "Before Sunrise" light und mit jugendlicher Zielgruppe. Das Ganze ist auch für einen (jung gebliebenen wink ) Erwachsenen unterhaltsam anzuschauen, weil die Musik (von mir großteils komplett unbekannten Independent-Bands) gut ist und die meisten Charaktere geradezu unrealistisch nett sind. "Nett" ist überhaupt ein treffender Begriff, um diesen Film zusammenzufassen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Michael Cera wirklich schauspielern kann, denn eigentlich spielt er immer mehr oder weniger die gleiche Rolle. Aber er ist definitiv nett. Sogar noch netter finde ich Kat Dennings, die nach "Charlie Bartlett" erneut meine Einschätzung bestätigt, daß sie sich zu einem echten Independent-Star entwickeln könnte (für einen richtigen Hollywood-Star fehlt ihr wohl das stromlinienförmige Aussehen nach dem derzeitigen Schönheitsideal in der "Traumfabrik" ...). Dazu gibt es ein paar wirklich nett-skurrile Nebenfiguren, nett-naive Dialoge und eine nett-vorhersehbare Storyline.

Alles in allem: Ein netter Film. Nicht mehr und nicht weniger (außer, man ist ein Teenager - aber für die ist die Machart des Films wahrscheinlich fast schon wieder zu altmodisch ...). 7 Punkte.

The International:

Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) versucht schon lange, die Hintermänner einer luxemburgischen Großbank, die sich neben ihren eigentlichen Bankgeschäften auch als Zwischenhändler für chinesische Kleinwaffen nach Afrika verdingt, auffliegen zu lassen. Das ist nicht so einfach, weil die Bank mächtige Verbündete hat. So mächtig, daß sie Salinger sogar seinen Job bei Scotland Yard gekostet haben. Nun arbeitet er mit der New Yorker Staatsanwaltschaft zusammen, konkret mit Eleanor Whitman (Naomi Watts), doch erneut stoßen beide auf gewaltige Widerstände, je näher sie den schmutzigen Geheimnissen der Bank kommen ...

Ehrlich gesagt hatte ich von Tom Tykwers internationalem Regiedebüt nicht allzu viel erwartet, weil die Grundhandlung des Films doch arg klischeehaft und alles andere als neu ist. Doch wieder einmal gelingt es Tykwer, positiv zu überraschen. Ja, "The International" erzählt letztlich eine altbekannte Geschichte im Stil der Paranoia-Thriller der 70er Jahre ("Die drei Tage des Condor", "Die Unbestechlichen"), aber das tut er so virtuos, daß man ihm die mangelnde Originalität gerne nachsieht. Zudem erweist sich die Handlung erfreulicherweise als nicht so vorhersehbar, wie man es zunächst erwarten würde. Witzig finde ich beispielsweise, daß ausgerechnet ein (von Armin Mueller-Stahl mit gewohnter Souveränität verkörperter) Ex-Stasi-Offizier und somit überzeugter Kommunist eine Schlüsselrolle in dieser Geschichte über extremen Raubtier-Kapitalismus spielt ... laugh
Clive Owen dominiert den Film mit der von ihm gewohnten intensiven Darstellung aber eindeutig. Zwar sind neben ihm mit Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl oder Ulrich Thomsen weitere renommierte Schauspieler mit von der Partie - denen gewährt das Drehbuch allerdings nur vereinzelt richtig gute Szenen. Dies ist Clive Owens Film.
Man sollte sich allerdings nicht vom Trailer täuschen lassen - "The International" ist kein Action-Thriller, sondern, ähnlich wie vor ein paar Jahren Sydney Pollacks "Die Dolmetscherin", ein eher dialoglastiger Verschwörungsthriller, in dem es eigentlich nur eine echte Action-Sequenz gibt. Die allerdings ist absolut phantastisch! Und das ist gleichzeitig auch ein bißchen das Problem des Films. Nach diesem furiosen Highlight fällt die Geschichte wieder in ihren alten Erzähltrott zurück - auf ein gutes Niveau zwar, aber der Abfall von "großartig" zu "gut" ist eben doch deutlich bemerkbar und in diesem Fall ein klein wenig frustrierend. Zudem ist das Ende zwar irgendwo konsequent (und bei weitem nicht so optimistisch wie es in den 70er Jahren noch der Fall war), aber doch nicht hundertprozentig befriedigend.

Fazit: "The International" ist ein handwerklich sehr gelungener Verschwörungsthriller, der mit seiner zwar nicht allzu tiefgehenden, aber an der Oberfläche durchaus komplexen Story, den guten Schauspielern und mehr internationalen Schauplätzen als in einem durchschnittlichen Bond-Film nicht nur Kapitalismus-Gegnern viel Freude bereiten wird - solange man nicht einen Action-Film erwartet.
8 Punkte.

Last edited by Ralf; 04/03/09 10:13 AM.