KHUNCHOMER PFEFFER von Eevie Demirtel und Marco Findeisen:
Als im Gasthaus seines Onkels ein Händler ermordet wird, weiß der überforderte Stadtgardist Kasim sich keinen anderen Rat, als beim u.a. ob seiner Ruppigkeit und Trunksucht berüchtigten Deniz um Hilfe zu bitten: Dem einzigen unbestechlichen (und entsprechend unbeliebten) Gardisten in der ganzen Stadt! Eigentlich will Kasim nur irgendeinen Sündenbock finden, um die Ehre seines Onkels als Gastgeber wiederherzustellen, doch nach und nach läßt er sich von Deniz´ Ermittlerdrang anstecken und die beiden kommen einer Verschwörung erstaunlichen Ausmaßes auf die Spur ...
Ja, der Plot ist wieder einmal nicht allzu originell. Daran ändert auch der unerwartete Perspektivwechsel nach einigen Kapiteln nichts, der mit dem Almadaner Gauner Federigo eine dritte Hauptperson einführt. Überhaupt ist "Khunchomer Pfeffer" kein Highlight der DSA-Roman-Reihe. Unterhaltsam liest er sich dennoch, weil er seine Stärken an anderer Stelle hat. Sprachlich ist das Buch beispielsweise sehr gelungen und auch recht amüsant zu lesen, erst am - sowieso etwas überhastet wirkenden - Ende schleichen sich ein paar IMHO nicht ganz überzeugende Formulierungen ein. Angesichts des Settings des Romans ist sprachliches Talent auch dringend gefragt, denn die Novadis lassen es nicht an unzähligen blumigen Ausschmückungen mangeln.

Zudem muß sehr gelobt werden, daß die aventurische Atmosphäre ausgezeichnet eingefangen wurde. Khunchom wirkt nicht einfach wie irgendeine exotische Stadt, die von den Autoren nur anhand eines Stadtplans "personalisiert" wurde - es IST Khunchom, so wie man es sich als DSAler vorstellt, so wie man es möglicherweise als DSA-Spieler schon selbst besucht hat. Das liegt unter anderem an den (manchmal gar etwas zu) detaillierten Beschreibungen und auch an der Aufmerksamkeit, die den regionbedingten Gedanken der handelnden Figuren gewidmet wurde. So sei nur als Beispiel genannt, daß sich einer der Gardisten nach dem Fund einer übel zugerichteten Beinahe-Leiche schockiert fragt, wie jemand nur so etwas einem FREIEN Menschen antun könne. In einer Stadt, in der Sklavenhaltung weit verbreitet ist, ein wichtiger Zusatz! Zwar wäre sein Fehlen vermutlich den wenigsten Lesern aufgefallen, aber es zeigt, daß die Autoren sich wirklich etwas gedacht und sich in ihre Figuren hineinversetzt haben.

Sehr interessant ist es auch zu lesen, wie sich die beiden Hauptparteien (Kasim und Deniz auf der einen, Federigo auf der anderen Seite) erstmals treffen und dabei aus ihrer jeweiligen, vergleichsweise uninformierten Perspektive einen ganz anderen Eindruck von der Gegenseite gewinnen als dies der Leser bereits getan hat. Eine wirklich nette und gut ausgestaltete kleine Idee.

Doch trotz solcher Vorzüge, die auf ein beträchtliches Autoren-Potential hindeuten, konnte mich "Khunchomer Pfeffer" - wie schon zu Beginn erwäht - leider nicht wirklich begeistern. Das liegt einfach an der wenig aufregenden Story, die für mich wie eine typische Alibi-Handlung beim Roman-Debüt junger Autoren wirkt. Daran ist an sich nicht viel auszusetzen, es ist sicher eine gute Idee, nicht gleich beim ersten Buch den Pulitzerpreis gewinnen zu wollen und sich damit zwangsläufig deutlich zu übernehmen. Aber es kommt halt auch selten ein Meisterwerk heraus bei dieser verständlichen Vorgehensweise. Und da kann das Drumherum noch so gelungen sein - das wichtigste an einem Roman ist für mich immer noch die Handlung!
Zur zufriedenen Gesamtnote 2- reicht es dann aber doch. Mit einem etwas überzeugenderen, weniger gehetzt wirkenden Finale wäre auch noch mehr drin gewesen.
Und beim nächsten Buch bitte noch etwas mehr kreativen Mut!
