Zugegeben, "Memento" ist natürlich etwas irritierend und wahrscheinlich gibt es auch mehrere Deutungsmöglichkeiten.
Aber die offensichtlichste ist IMHO folgende (die auf der Annahme basiert, daß Teddy am Ende des Films die Wahrheit erzählt):
*EXTREMSPOILER!!!*

Alles ist so abgelaufen, wie Teddy es erzählt: Leonard hat den wahren Vergewaltiger und vermeintlichen Mörder seiner Frau bereits vor einem Jahr umgebracht und sich sehr darüber gefreut, wie das Foto dokumentiert. Doch er hat es sofort wieder vergessen. Also macht er sich - mit Teddys Hilfe, der ihn dabei aber natürlich auch ausnutzt - weiter auf die Suche nach dem geheimnisvollen "John G.". Als er den - einen Drogendealer - umgebracht hat, erzählt ihm Teddy, daß es bereits sein zweiter Mord war. Leonard will das nicht glauben, sieht es letztlich aber wohl ein. Doch da er einen Sinn in seinem Leben benötigt - die Jagd nach "John G." -, zerstört er die Fotos von seinen Triumphen und notiert sich stattdessen selbst, daß Teddy ein Lügner sei (und dessen Autonummer als angebliche Autonummer des "John G.". DAS ist im Grunde genommen die entscheidende Wendung. Aufgrund dieser Notiz glaubt er Teddy später gar nichts mehr, bemerkt nicht, wie Natalie ihn benutzt und bringt letztlich Teddy um, weil er IHN für den Vergewaltiger seiner Frau hält. Das ist der Beginn des Films und damit die Ende der Story.
Wie es weitergeht, darüber kann man spekulieren, aber meines Erachtens ist es so gedacht, daß Leonard quasi bis zum Ende seines Lebens auf der Suche nach "John G." sein wird und dabei vermutlich noch weitere Unschuldige umbringt.

Aber wie gesagt: Sollte Teddy lügen, wäre das ganze natürlich Makulatur ...

Themenwechsel:
"Mary Poppins" ist ja wirklich ein wunderbares Beispiel für eine mißratene Synchronisation.
Schlimm genug, daß die Liedtexte eingedeutscht wurde - was eigentlich nie gutgehen kann -, dazu kommt auch noch, daß die deutschen Sprech- und Singstimmen unterschiedlich sind.
Das ist besonders katastrophal bei der von Julie Andrews gespielten Titelrolle. Denn offensichtlich hat man für die in Deutschland eine professionelle Sängerin ausgewählt. Deren klinisch reine Stimme paßt erstens überhaupt nicht zum Stil des Films und wirkt zweitens viel zu künstlich.
Wie viel besser paßt da doch Julie Andrews´ "normale" Singstimme im Original!
Glücklicherweise hat die ARD den Film heute im Zweikanalton gebracht, denn der deutschen Version würde ich mindestens zwei Punkte weniger geben als der Originalversion.

P.S.: Nochmal zu "Memento", ich habe mal ein bißchen geforscht. Laut einem Interview mit Joe Pantoliano - Darsteller des "Teddy" - hat Regisseur Nolan ihm erzählt, alles, was Teddy im Film erzähle, sei die Wahrheit. Würde also zu meiner Interpretation passen.

Last edited by Ralf; 12/04/04 04:16 PM.