STAR TREK:

Diesmal das Urteil zuerst: "Star Trek" ist ein fast perfekter Popcorn-Film! Über die Handlung möchte ich an dieser Stelle eigentlich nichts verraten - sie ist zwar weder sonderlich kompliziert noch allzu tiefgehend, dennoch wäre es schwierig, ohne Spoiler-Gefahr etwas dazu zu sagen. Nur soviel: Schon der Prolog ist ein Highlight für sich!

Und obwohl die Handlung nicht wirklich meisterhaft ist, funktioniert dieses Prequel bestens. Das liegt an den überzeugenden, oft spektakulären Spezialeffekten, an der grandiosen Musik von Michael Giacchino, an der humorvollen, tempo- und actionreichen Erzählweise und an der kongenialen Besetzung. Auch wenn nicht alle Darsteller ihren älteren "Raumschiff Enterprise"-Vorgängern ähnlich sehen - man nimmt ihnen einfach ab, daß sie die jungen Ausgaben von Kirk, Spock und Co. sind. Umso erstaunlicher, als gerade Kirk-Darsteller Chris Pine immer wieder betont, daß er sich bewußt überhaupt nicht an William Shatners damaliger Darstellung orientiert hat. Das spricht umso mehr für ein ausgesprochen sorgfältiges Casting und natürlich auch für eine sensible Charakterzeichnung der beiden Drehbuch-Autoren Orci und Kurtzman.
Es ist schlicht und ergreifend ein Heidenspaß, dem aufbrausenden James T. Kirk bei seinen Jugendsünden zuzusehen oder Mr. Spock bei ungewohnten, jugendlichen Gefühlsausbrüchen. Und es macht ebenso viel Spaß, zu verfolgen, wie die spätere Crew der Enterprise sich nach und nach trifft und mal mehr, mal weniger schnell freundschaftliche Bande zueinander knüpft. Auch Bruce Greenwood als väterlicher Captain Pike (für "Raumschiff Enterprise"-Fans natürlich ebenfalls kein Unbekannter) fügt sich nahtlos ins Bild ein.

Das Beste - und angesichts der eingestandenen anfänglichen Nicht-Kenntnis des "Star Trek"-Universums durch Regisseur Abrams und seine beiden Stammautoren auch Erstaunlichste - für Trekkies ist jedoch die hohe Anzahl an Anspielungen und "Insider-Gags". Wer kein Trekkie ist, muß sich keine Sorgen um die Verständlichkeit der Story machen, das ist alles auch für Uneingeweihte absolut nachvollziehbar. Aber als Kenner der Serien und der Filme freut man sich einfach, wenn man endlich mal Kirks berühmt-berüchtigte Überlistung des Kobayashi-Maru-Tests sehen darf. Ganz zu schweigen von den zahlreichen verbalen Referenzen - die teilweise auch als süffisante Kommentare zu Eigenheiten der Originalserie fungieren -, die ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten will (aber einer der besten hat mit Chekovs Akzent zu tun). wink

Kurzum: "Star Trek" ist trotz kleiner Schwächen (wie einem etwas sehr konstruierten Storyschlenker) so ziemlich die bestmögliche Wiedergeburt eines zuletzt arg schwächelnden Franchises. 9 Punkte.
Und nächste Woche werde ich mir wahrscheinlich gleich noch die englische Originalversion anschauen. smile

Ich bin außerdem schon sehr gespannt, wie es jetzt weitergehen wird. Eine Film-Fortsetzung ist ja bereits in Planung (Kinostart wird vermutlich 2011 sein), aber ich frage mich wirklich, wie die aussehen wird. Denn wenngleich dieses Prequel streng genommen nicht gegen die bisherige Star Trek-Zeitlinie verstößt, so verändert es sie doch erheblich. Die Frage ist, ob man das für die Zukunft als gegeben hinnimmt oder es (zumindest in einer möglichen neuen TV-Serie) einfach ignoriert - quasi als unabhängiges Parallel-Universum nur für die neuen Kinofilme betrachtet, wie es im Film an einer Stelle sogar konkret angedeutet wird - oder im nächsten Kinofilm doch wieder irgendwie geraderückt. Ich persönlich tippe im Moment auf die zweite Option.

P.S.: Kann man sich eigentlich nervtötendere Werbespots vorstellen als die von klarmobil.de? Ich glaube kaum. Und falls es doch einen geben sollte, dann hätte der vermutlich die gleiche Auswirkung wie "Der beste Witz aller Zeiten" bei den Monty Pythons. Allerdings in einer deutlich unangehmeren Variation ...

Last edited by Ralf; 07/05/09 04:01 PM.