Ach Gott ja, der Herr Lauda und der Herr Danner ... rolleyes

Damit der Herr Lauda und der Herr Danner mal ein bisschen was lernen, fasse ich die Geschichte des Motorsports mal möglichst einfach und kurz zusammen:

Kaum war das Automobil erfunden, gab es auch schon die ersten Automobilrennen. Das war zu einer Zeit, als allenthalben noch Fuhrwerke und Pferdeäppel das Kopfsteinpflaster zierten. Damals, GANZ am Anfang, war das tatsächlich ein reiner Wettbewerb für Fahrer, veranstaltet von den ersten Automobilclubs oder Zeitungsverlagen als Gaudi für alle, die mal diese exotischen pferdelosen Kutschen bestaunen wollten.

Besitzer jener Automobile waren eine Handvoll etwas spleeniger Wohlsituierter, die mit Lederkäppi aufm Kopp und toten Fliegen auf der Nase in die Apotheke marschierten, um ihr knatterndes Gefährt mit dem nötigen Treibstoff zu versorgen. Sogenannte "Herrenfahrer", Privatiers mit zuviel Geld und Langeweile.

Irgendwann bekamen die Hersteller jener Automobile mit, dass sich diese Automobilrennen großer Anziehungskraft erfreuten und sie boten den Besitzeren jener Automobile speziell für den "Rennsport" verbesserte Fahrzeuge an, die auch locker die 80 km/h Marke knacken konnten und nicht in jeder Kurve umkippten. Das Werkstuning war erfunden.

Natürlich färbte der wachsende Ruhm der Herren Rennfahrer auch auf die Marke ihres Gefährtes ab, was den Herstellern selbiger nicht verborgen blieb. Inzwischen war das Automobil kein exotisches Spielzeug für ein paar wenige Adlige und Patriziersöhne mehr, sondern es gab schon ein paar tausend davon auf den Strassen. Man konnte sich als zechfreudiger Spaziergänger auf dem Heimweg von der Kneipe zwar immer noch nachts betrunken auf die Landstrasse legen und einschlafen ohne überfahren zu werden - aber mit dem Automobil liess sich langsam Umsatz machen.

Und so kam es, dass die Hersteller nicht mehr bei den Fahrern darum werben mussten, doch bitte mit IHREM Automobil das nächste Rennen zu gewinnen, sondern die Fahrer warben bei den besten Herstellern darum, mit deren Automobilen fahren zu dürfen. Die Hersteller erkannten das Potential für das eigene Image darin und gründeten eigene Werksteams, wo sie 3 bis 4 Fahrer in einheitlichen Modellen an den Start schicken konnten. Brachten diese Werksteams ihre Fahrer auf den vorderen Plätzen ins Ziel, konnte der Hersteller sich auf kostenlose Werbung in allen Zeitungen und dem Radio freuen. Das liess die Kassen klingeln.

Inzwischen ging es um Popularität und immer mehr Geld. Und jeder war bestrebt, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Also wurde auch immer mehr Geld in die Entwicklung der Rennfahrzeuge gesteckt, die - zunächst noch modifizierte Serienautos - nun allmählich immer weniger Ähnlichkeit mit Serienfahrzeugen aufwiesen. Und wie das mit Wettrüsten so ist; es wird immer schneller und immer schneller auch immer teurer.

Herrenfahrer, die sich ihr exotisches Hobby selber finanzieren mussten gab es nun kaum mehr - dafür hatte sich der Beruf des professionellen Rennfahrers entwickelt, der sogar Geld dafür bekam, dass er Rennen fuhr. Zu diesem Zeitpunkt waren gute Rennwagen schon schwerer zu ersetzen, als gute Rennfahrer - falls beide am Baum in Kurve 3 das Zeitliche gesegnet hatten.

Für das Volk waren zwar immer noch die Fahrer die Stars, aber unterschwellig nahmen sie mit jeder Siegesbotschaft auch das dabei gefahrene Fahrzeug wohlwollend ins Gedächtnis. Für die Hersteller waren die Fahrer lediglich Angestellte, die ihnen zu mehr Popularität und mehr Umsatz zu verhelfen hatten. Und das taten sie. Zu jener Zeit prägte sich der Spruch "Win on Sunday, sell on Monday".

Schliesslich waren die Buckelpisten mit Schrauberwiese und Naturtribünen den plattgewalzten Hochgeschwindigkeitsstrecken mit Boxengasse und VIP-Lounge gewichen. Und es ging nicht mehr um viel Geld, sondern um richtig verdammt scheisse viel Geld. Denn inzwischen zählten nicht mehr nur Graf Koks und Norbert Neureich zur Zielkundschaft, sondern so ziemlich jeder Hans und Franz, der einen Führerschein sein Eigen nennen konnte. Mal abgesehen davon, dass Motorsportbegeistere sich nicht mehr einfach mit 'ner Wurstsemmel irgendwo kostenlos an die Strecke stellen konnten, sondern ein Monatsgehalt dafür abdrücken mussten, um das Renngeschehen verfolgen zu können - Verpflegung und Fanbekleidung exklusive.

Aus der Gaudi für Volk und Fahrer war schon früh ein knallhartes Geschäft mit wachsenden mafiösen Strukturen geworden, bei dem Zuschauer und Fahrer gleichwohl am Ende nur noch dazu dienten, dieses Geschäft am laufen zu halten. Ja - und da wären wir dann heute. Ein paar Blauäugige mag es noch geben, die in diesem Sport Fairness erwarten oder darin einen Wettstreit sehen, der den besten Rennfahrer ermitteln soll. Pustekuchen, darum geht es schon seit den Dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr. Es geht darum, wer seine Technologie als die revolutionärste, ausgefeilteste und marktführende unter Beweis stellen kann.

Und da kommt die FIA daher und will der Wurst den Zipfel abschneiden. Ho ho ho, was haben wir gelacht. Da wird die FIA wohl auf die bittere Tour lernen müssen, dass die Macher des Motorsports sehr wohl ohne Regulierungsbehörde leben können, es umgekehrt aber mal so gar nicht funktioniert. Denn auch hier gilt: "There's no Business like Showbusiness".

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit, es folgen die Lottozahlen und im Anschluss noch das Wort zum Sonntag.

PS: Und Ferrari darf ALLES. Die unterzeichnen keine Verträge, wo das nicht ausdrücklich drinsteht. grin

Last edited by Ddraigfyre; 20/06/09 01:45 PM.