Ein dicke Schicht aus Schnee bedeckte den Boden. Bereits seit ein paar Tagen legte sich das weiße Kleid auf die Landschaft und hüllte die Pflanzen ein wie eine mit einer Decke. Der leichte Schein von Mond und Sterne ließ die weiße Pracht sanft funkeln und verlieh der Welt einen beinahe magischen Anstrich. Väterchen Frosts Stille wurde nur durch das leise Geräusch von knirschendem Schnee unterbrochen. Irgendwo in dem kleinen Wäldchen war jemand unterwegs.
In den Schatten der Bäumen bewegte sich eine Gestalt flink durch die weiße Decke, sank nur oberflächlich in den Schnee, fast wie ein Elf. Es handelte sich dabei um eine recht große Gestalt, nur knapp unter zwei Meter. Rotblondes Haar reichte ihr bis auf die Schultern und war von Eiskristallen durchsetzt. Gehüllt war sie in eine einfach Robe, welche die Konturen verschwimmen lies, auch wenn die braune Farbe nicht zur Tarnung beitrug. Trotzdem war die Gestalt als weiblich zu erkennen. Die Arme schlang sie um den Oberkörper während sie weiter durch den Wald huschte. Zurück blieben nur die Abdrücke ihrer nackten Füße.
Unter einer großen Esche blieb die Frau stehen. Der Schnee war nicht ganz bis zum Stamm gekommen. Seufzend sah die Gestalt nach oben zum Mond. Beinahe voll. "Weiter.", keuchte sie angestrengt und nach der kurzen Pause setzte sie ihren Weg durch den nächtliche Wald fort. Immer weiter, nur weg aus den bewohnten Gebieten.
Stunden später erreichte die Frau endlich eine klein Hügelkette. Inzwischen verblassten bereits die Sterne und am Horizont waren die ersten Strahlen eines neuen Morgen zu sehen. Verzweifelt sah sie sich um und entdeckte eine Höhle zwischen ein paar Felsen. Der Eingang war groß genug und es roch hier nirgends nach Wildtieren. Langsam bewegte sie sich zu dem Felsen und schlüpfte in die Höhle. Sie bot ausreichend Platz und mit etwas Glück würde niemand hier in der Gegend leben.
Nicht weit von der Höhle entfernt lag ein kleines Dorf. Großteils Bauern, einfache Leute die ihr Leben mit dem bestellen von Feldern und der gelegentlichen Jagd bestritten. Wie jede kleine Gemeinschaft hatte auch diese ein kleines Gasthaus, eine Schmiede und einen Brunnen. Seit ein paar Tagen befand sich auch ein reisender Händler im Ort, welcher für die weiterfahrt besseres Wetter erhoffte und daher noch ein wenig blieb. Außerdem kam hin und wieder eine kleine Soldatenpatrouille vorbei. Etwa zwei Wegstunden entfernt befand sich ein kleine Außenposten, von dem aus die Soldaten das Land bewachten.
Momentan lagen die Felder brach und die einfachen Menschen in dem kleinem Dorf reparierten den Tag über ihre Werkzeuge oder versuchen mit Pfeil und Bogen Wild zu erlegen. Die Abende wurden im trauten Kreis der Familien und Freunde verbracht. Niemand konnte auch nur ahnen, dass dieses Mal die Zeit des Vollmonds keineswegs so sicher war wie sonst.