Erstmal muß man erwähnen, daß ja Federer und Sampras Ende 2008 ein Freundschaftsspiel gegeneinander austrugen - das hat Federer nur mit 6:3, 6:7 und 7:6 gewonnen. Natürlich darf man davon ausgehen, daß Federer wohl nicht mit voller Kraft gespielt hat - aber angesichts der Tatsache, daß Sampras seit Jahren nicht mehr im Turnierbetrieb ist, soll es trotzdem ein erstaunlich offenes Match mit einem hervorragend aufspielenden Sampras gewesen sein (übrigens auf einem Hartplatz, auf dem Sampras natürlich auch besonders gut ist).

Sie haben sogar einmal "offiziell" gegeneinander gespielt, nämlich 2001 in Wimbledon. Ergebnis: 7-6(7), 5-7, 6-4, 6-7(2), 7-5 für Federer (der damals aber noch lange nicht seinen spielerischen Zenit erreicht hatte, während Sampras seinen wohl schon überschritten hatte).

Auch wenn man aus diesen beiden Ergebnissen nicht wirklich einen validen Vergleich ziehen darf: Die Enge der Spiele zeigt vielleicht doch vor allem eines: Beides waren und sind außergewöhnliche Tennisspieler. smile

Was nun die Konkurrenz betrifft, würde ich sogar so weit gehen zu behaupten, daß das Gegenteil von Elgis Einschätzung der Fall ist!
Natürlich waren Sampras´ Gegner schillernder. Aber das lag, neben den charakterlichen Merkmalen, vor allem daran, daß es damals ein deutlich stärkeres Leistungsgefälle gab. Im Grunde genommen so wie es noch vor drei, vier Jahren im Damentennis der Fall war: Die besten vier oder fünf Spielerinnen befinden sich mindestens eine Klasse über dem großen Rest und können sich eigentlich nur gegenseitig schlagen.
Das war in den 90er Jahren bei den Männern ähnlich - abgesehen vielleicht von den Sandplatzturnieren, die sich bei den Männern aufgrund des höheren Spieltempos noch viel stärker von den übrigen Bodenbelägen abheben als das bei den Damen der Fall ist (nicht ohne Grund sieht man gerade bei den Williams-Schwestern mit ihrem Power-Tennis den mit Abstand größten Abfall zwischen Hardcourt oder Rasen und Sand ...).
Heute dagegen ist es so, wie ich es kürzlich schon mal erwähnt hatte: Die kompletten Top100 und sogar noch darüber hinaus haben das Potential, jederzeit und auf jedem Belag einen Top10-Spieler zu schlagen! Das liegt einfach an der immer noch zunehmenden Professionalisierung. Selbst Spieler der zweiten oder dritten Reihe spielen heute mit Material von allererster Güte und werden zudem professionell von eigenen Trainern, Physiotherapeuten u.ä. begleitet. Zudem hat durch die zahlreichen, jedem gegen Geld zugänglichen Trainingscamps das Ausbildungsniveau deutlich zugelegt - von Bolletieris berühmter Schule in Florida über die Sandplatz-Camps in Spanien bis hin zu den in den letzten Jahren wie Pilzen aus dem Boden geschossenen Anlagen in Rußland, deren Auswirkungen man jederzeit in den Top100 der Männer und vor allem der Frauen verfolgen kann.

Das führt eben zu dem Phänomen, daß es heute zwei alles überragende Spieler gibt - Federer und Nadal -, im Vergleich zu denen der Rest weitgehend verblaßt, selbst (bei den ersten beiden: noch?) Murray, Djokovic oder Roddick. Aber dafür müssen diese beiden überragenden Spielern selbst in ihren Erstrunden-Partien oft härter arbeiten als Sampras, Becker, Edberg, Lendl und Co. in ihren Viertelfinal-Matches ...

Letztlich bleibt das natürlich alles Theoretisieren, aber unterm Strich bin ich ganz einfach der Meinung: Wer ein Grand-Slam-Turnier gewinnt, der ist ein richtig, richtig guter Spieler. Und je mehr, desto besser. Mehr muß ich eigentlich nicht wissen und Quervergleiche sind und bleiben Spekulation und somit nur eine nette Spielerei. smile