TORAS VON HAVENA von Christian Labesius:

Toras von Havena, Meisterschüler des Erzmagus und Lowanger Akademieleiters Oswyn Puschinske, hat sich eine relativ schlechte Zeit für einen rechtschaffenen Schwarzmagier ausgesucht. Schon immer Zivilisten, Kirchen und der Weißen Gilde mit Mißtrauen beäugt, hat sich ihre Reputation der seit der Borbarad-Invasion mithilfe etlicher fehlgeleiteter Schwarzmagier noch deutlich verschlechtert. So ist es vielleicht kein Zufall, daß er sich für ein Zweitstudium in Al´Anfa entscheidet - wo die Uhren bekanntlich schon immer etwas anders gingen. Dummerweise gerät er dort mit einem mißgünstigen Kollegen aus Fasar aneinander, der ihm seine aushilfsweise Lehrposition an der Akademie neidet. Die gegenseitigen Aversionen gehen soweit, bis es zu einem waschechten Duell der Magier kommt! Doch das bildet letztlich nur den Auftakt einer erbitterten Fehde ...

Christian Labesius´ Debüt als DSA-Roman-Autor ist eine gelungene Abwechslung. Ein Schwarzmagier als Held ist eine sehr ungewöhnliche Perspektive, die aber ausgezeichnet funktioniert und das Buch von den meisten anderen der DSA-Reihe abhebt. Toras verkommt dabei keineswegs zu einem verkappten Gutmenschen, der nur nominell der schwarzen Gilde angehört - nein, obwohl er ein insgesamt sympathischer, mitunter sogar humorvoller und nach seinen Maßstäben absolut ehrenhafter Charakter ist, bleibt dem Leser anhand etlicher Aktionen doch keinesfalls verborgen, daß er als Schwarzmagier einem etwas anderen Wertemaßstab folgt als der durchschnittliche Abenteurer.

Leider ist Toras´ Geschichte über weite Strecken sehr überraschungsarm erzählt und die im Grunde banale Fehde zweier sturer Magier bietet nur schwerlich genügend Stoff für einen ganzen Roman. Das führt denn auch dazu, daß diese Haupt-Storyline ein erstaunlich frühes Ende findet. Was dann folgt, wiegt immerhin die vorherige Überraschungsarmut auf, allerdings bleibt das Problem, daß es sich dabei letztlich nur um einen überlangen Epilog handelt. Der ist inhaltlich eigentlich überflüssig, aber das läßt sich insofern locker verschmerzen, als er sehr unterhaltsam erzählt ist und dabei auch noch etwas intensiver (wenn auch nicht ohne Klischees, gerade was eine bornierte Weißmagierin als kurzfristige Antagonistin Toras´ betrifft) auf die Lage im post-borbarad´schen Mittelreich eingeht.

Insgesamt ist "Toras von Havena" daher ein Roman, der aus der Not eine Tugend macht und trotz des eigentlich zu kurzen zentralen Handlungsstrangs 300 Seiten lang gut unterhält. Note 2.

P.S.: Inwiefern die geschilderten Zauber und speziell die detailliert geschilderten Magier-Duelle regelkonform sind, kann ich angesichts meiner Unkundigkeit mit dem aktuellen DSA-Regelwerk natürlich nicht beurteilen. Für den Roman funktionieren sie jedoch hervorragend.