Reisetagebuch von Namara, Vampirin zu Larian, Drachentöterin von Lar's Gnaden

Trümmerfeld in Rivellon, Erdenzeit 25.08.2009

So ein Vampirleben ist ja schon schwer, aber so richtig verdammt schwer, wenn man in Larianien lebt. Erst recht, wenn Ihre pieksige Hoheit einem noch die zweifelhafte Ehre zuteil werden lässt, auf schuppige Haustiere aufzupassen.

So alle Computerjahre braucht man da einmal Urlaub, dachte ich mir. Also bin ich ab ins nächste Reisebüro. Hätte mich ja gleich etwas stutzig machen können, dass dort "Elgi's Holidays" drüber stand, aber na ja, in Larianien gibt es nicht so viele seriöse Geschäfte und das "Zwergentravel" nebenan war wegen dringender Biertransfusion geschlossen.

Ich leg also meine 500 Goldstücke auf den Tresen und lass mich mal beraten. Ein schönes Örtchen soll es sein, mit vielen dunklen Gruften, Schächten und Höhlen. Einen ordentlichen Anteil von tumben Bauern in der Bevölkerung, weil die Nahrungsbeschaffung im Urlaub ja quasi auf dem Silbertablett erfolgen soll. Einen Haufen von bluttriefenden Animationsprogrammen will ich natürlich auch, so Trolle, Goblins, Menschen, Spitzohren und Zwerge, die man langsam auseinander nehmen kann. Und natürlich will ich auch angenehme Reisegesellschaft in Form von Skletten, verrückten Magiern, Dämonen und sonstigen finsteren Gestalten. Und da ich so gar nicht dazu neige, im Urlaub nur auf der faulen Haut zu liegen, wäre ein kleiner Lehrgang dazu sicher nicht zu verachten. Aber vor allem - und das habe ich diesem Elgi auch gesagt - wollte ich einfach mal Abstand zu den lieben alten Bekannten hier im Forum haben.

Herr Elgi hatte da auch gleich ein passendes Angebot. Rundreise durch Rivellon mit dem unterhaltsamen Lehrgang "Drachenerziehung leicht gemacht". Er versicherte mir, es sei ein absoluter Geheimtipp, kaum jemand würde sich mal dorthin verirren und garantiert würde mir dort kein Larianier über den Weg laufen.

Nachdem ich meinen Drachen bei Lurker in Obhut gegeben hatte, wenn auch mit mulmigem Gefühl, aber kein anderer wollte Drachensitter spielen, pack ich also meine Siebensachen - reichlich Sonnencreme, zur Vorsicht auch ein paar Blutkonserven, meinen Reisesarg und eine Hand voll falscher Goldmünzen ein und mache mich auf zum nächsten Teleporter.

In Leuchtenfeld angekommen, werde ich durch die Drachentöter-Reiseleitung begrüßt. Der Einführungskurs ist auch ganz interessant und mit einem unterhaltsamen Partyspiel - zerstückel den Goblin - gewürzt. Ihre Erziehungsmethoden sind zwar ein wenig autoritär, aber sie können durchaus nachweisen, dass sie erfolgreich damit sind. So erfolgreich, dass ihnen sogar das Unterrichtsmaterial auszugehen droht.

Guter Dinge mache ich mich also zur ersten Station meiner Rundreise auf - nach Trümmertal. Ich beziehe Quartier im schwarzen Eber, was, wie ich feststelle, von lauter Computertouristen total überlaufen ist, - so weit zum Geheimtipp, Herr Elgi - und mache mich dann auf, das Dorf zu erkunden.

Trümmertal ist wahrlich ein nettes Fleckchen. Hier findet man sowohl nervtötende Angeber, denen man mit Freude die Suppe versalzen kann als auch schreckhafte Feiglinge, die man mit kleinsten Mitteln fast in den Wahnsinn treibt natürlcih auch ein paar Rüpel, denen man gehörig auf den Senkel gehen kann, ein paar Leichtgläubige, denen man die tolldreistesten Lügengeschichten auftischen kann und das Essen läuft einem quasi in die Fänge hinein. Am besten ist aber das Unterhaltungsprogramm. Von der Schnitzeljagd "Fang den Dieb", über "wer seziert die meisten Goblins" bis hin zu "wer hat Angst vorm bösen Troll" wird so einiges geboten. Selbst die dorfeigene "Geisterbahn" unter der Kapelle ist ganz amüsant.

Als ich mich aber aufmache, um die Dorfmühle zu besuchen, da trifft mich doch glatt der Schlag. Der Illusionist hatte zwar sein Möglichstes getan, aber trotz Schrumpfzauber, einem ordentichen Barbier und der Perücke war unverkennbar, wer dort vor mir steht: Buad höchstpersönlich. Langsam bin ich so weit, dass ich Herrn Elgi gerne einen kleinen Besuch abstatten will. Aber der Deckname den sich Buad zugelegt hat, der ist echt amüsant und dürfte treffend auf alles passsen, was er so fabriziert.

Und wie das mit Buad so ist, er steckt mal wieder in Schwierigkeiten. Ich mein, was hatt er denn eigentlich erwartet, wenn er andere zum Tee einlädt, dass die sich auch noch drüber freuen? Und unbelehrbar wie er ist, begnügt er sich nicht damit, die Dorfbewohner mit seltsamen Broten zu quälen, nein er hat wieder mal ein Labor im Keller eingerichtet und sich sogar noch einen sehr seltsamen Kollegen zugelegt. Dieser knorrige Kerl ist alles andere als nertrauenswürdig, ich würde fast behaupten, er leidet unter multipler Persönlichkeitsstörung und noch dazu ist er verdammt schwatzhaft.

Nun, trotz allen Ärgers hab ich Buad dann bei seinem kleinen Problemchen geholfen, immerhin hatt er den Anstand, mich nicht auf einen Tee einzuladen. Letzlich ist es sogar ganz unterhaltsam und lecker, ihm zur Hand zu gehen. Die Belohnung habe ich aber vorsichtshalber an den Händler im Dorf verkauft, der mir am unsympatischsten ist. Ich meine, die lila Hautfarbe hatte er früher nicht und diese seltsamen grünen Pocken, die auf ihm herumhüpfen, sind mir eigentich auch noch nicht aufgefallen.

Fast bin ich schon wieder versöhnt und vergnüge mich beim Unterhaltungsprogramm, als ich diesem Möchtegernnekromanten begegne. Ich schwöre, der muss so eine Art Schwippschwagernefferich von Buad sein. Ich hoffe, die beiden tun sich nie zusammen. Alleine sind sie ja eine Gefahr für die Menschheit, zusammen dürften sie das gesamte Universum pulverisieren.

Als dieses Bürschchen dann anfängt, mir einen Vortrag über die Erschaffung von Kreaturen zu halten, stöbere ich vor Langeweile mal in seinen Gedanken rum. Vielleicht hätte ich es besser gelassen. Stellt sich doch heraus, dass dieses wandelnde Blutkonservchen ein Fan von meinem Haustier ist. So viel also dazu, dass die Larianer sich nie hierher verirren, Herr Elgi. Selbst die larianischen Haustiere, mein höchsteigenes Hausdrachielein sogar, spazieren anscheinend hier herum. Hätte mir ja mal einer sagen können, dass Rivellon quasi eine Art Mallorca für Larianer ist.

Wenn mein Eidechschen seine Postkarte bekommt in der ich im erzähle, welche Problemchen das Bürschchen mit dem ehrenwerten Namen Ddraigfyre hatt, dann dürfte sich eine Gefahr für die Menschheit allerdings erledigt haben und es wird eine neue Drachenbriefmarke fürs Sammelalbum geben. Ach, es ist immer wieder schön etwas Gutes zu tun, vor allem, wenn es blutig ist.

Gerüchten zufolge, die man mir zugetragen hat, sollen sich hier noch andere Larianer rumtreiben und bekanntlich steckt in jedem Gerücht ein Körnchen Wahrheit. Mal sehen, welche Ärgernisse mir also noch bevorstehen. Na ja, irgendwie bin ich wohl selber Schuld, bei Elgi zu buchen, keinen Reiseführer zu lesen und auch noch zur Hauptreisezeit hierher zu kommen. Aber trotzdem werde ich Elgi wohl ein kleines, besonderes Andenken mitbringen. Mal sehen, vielleicht bestell ich es bei Buad.

Aber im Moment habe ich erst mal andere Probleme. Bei der letzten Unterrichtsstunde in "Drachenerziehung leicht gemacht" scheint irgendwas schief gelaufen zu sein. Ich hätte es ja wissen müssen, dass selbst der kurzzeitigste Besitz von Buadschen Erzeugnissen die schlimmsten Nebenwirkungen hat. Aber wer hätte denn gleich mit so was gerechnet. Grüne Punkte, Feuerspucken, Gänseblümchen oder Sphärenrisse sind ja ganz gut und schön, aber Schuppen stehen mir doch so gar nicht.


Last edited by Namara; 26/07/09 12:57 PM.