Originally Posted by Alamar
Sprichst du da von jemand bestimmten? Die größten, internationalen Publisher fingen ja alle als Entwickler an und dürften sich mit der Spieleentwicklung auskennen. Und auch bei den neueren, kleineren Publishern sitzten oftmals ehemalige Entwickler im Team.


Nein, ich betrachte es inzwischen so, daß große Publisher - und von denen ich hauptsächlich - allgemein eher aus Wirtschaftsinteressen heraus argumentieren werden.

Laß mich ein anderes Beispiel nehmen : Es ist wirtschaftlich völlig unsinning, sehr langlebige, am besten sogar völlig unzerstörbare Produkte herzustellen. Die kauft man, sie halten sagen wir 40 Jahre lang, und wenn jeder eins besitztr, kann der Laden zumachen. (der Toaster meiner Großeltern hat *mindestens* 40 Jahre lang, vom Design her würde ich sogar auf 50 Jahre schätzen, wenn ihn nicht mein Vater in die Finger bekommen hätte. 2 Wochen, und er war hinüber, Müll.)

So. eine Firma ist natürlich daran interessiert, Gewinne zu machen. Also müssen ständig neue Produkte verkauft werden.

Das geht aber nur, wenn diese Produkte eben NICHT langlebig oder sogar unzerstörbar sind !

Eine Firma, die Gewinne machen will, muß also - wenn sie sich wirklich extrem am Gewinn orientiert ! - Produkte herstellen, die nach einer bestimmten Zeitspanne quasi "von selbst" kaputt gehen. Sollbruchstellen, Materialermüdung usw. . Damit kann man dann ganz wunderbar mit Ersatzteilen verdienen, oder sogar müssen sich die neuen Kunden das gleiche Produkt (oder ein Nachfolgemodell) gleich nochmal kaufen. Mit Tintenpatronen für Drucker ist es ja ähnlich. Deswegen sind die Tintenstrahler von Lexmark auch so irrsinnig billig, und die Tintenpatronen so teuer. Zumindest war das mal so. DAS ist Gewinnmaximierung !

Ein Produkt verkaufen, das relativ garantiert nach einer bestimmten Zeitspanne ("von selber") kaputtgeht ... Natürlich muß die Zeitspanne groß genug sein, damit nicht massenhaft Beschwerden von Käufern kommen, die sich verschaukelt fühlen ...

Das führt geradewegs in eine pure Wegwerfgesellschaft hinein.

Und nun kommt das wichtigste: Diese Gewinnmaximierungsstrategie ist auf Kurzfristigkeit ausgelegt !

Es wird immernur der kurzfristige Gewinn anvisiert. Solche Dinge wie "Nachhaltigkeit" gibt es in dieser Denkhaltung gar nicht ! Und Langlebigkeit von Produkten auch nicht.

Was hat das nun mit dem Spielebusiness zu tun ? Genau, die Kurzfristigkeit. Spiele werden nicht mehr nach Kriterien der Nachhaltigkeit oder gar der Langlebigkeit entworfen - was in einem so schnell sich änderndem Business wie der Computerwelt auch schlecht möglich ist - nein, sie und ihre Verkkäufe, und damit Rückwirkend auch ihre Entwicklungszyklen werden an den Quartalsberichten ausgerichtet ! So vermute ich.

Nach meiner Überzeugung haben wir es deswegen mit unfertig auf den Markt begrachtet Spielen zu tun, weil ein Spiel wie ein Wegwerfprodukt betrachtet wird, das nicht langlebig sein soll, sondern das sozusagen nach einer bestimmten Zeitspannen "vergessen" werden soll - analog dem relativ zerbrechlichen physikalischen Produkt (z.B. einem Toaster).

Ein Spiel bekommt meiner Vermutung nach nur einen sehr *eng* begrenzten "cash revenue" - Produktlebenszyklus zugestanden. Einen imho *viel* zu engen.

Danach wird das Produkt vom Publisher vergessen. Je größer der Publisher, desto leichter. Versuch einmal auf der Webseite von EA was zu dem von ihnen damals vertriebenen Spiel "Star Wars Starfighter" zu finden, oder bei THQ etwas zu Zanzarah.

THQ ist insofern besonders kurzfristig denkend, da dieser Publisher die von mir persönlich beobachtete *kürzeste* Supportzeit für ein von ihnen vertriebenes Produkt hat, die ich je kennengelernt habe. Nach etwa 1-2 Jahren spätestens heißt es bei denen: Raus aus der Datenbank ! Without a trace ...

THQ zum Beispiel verfährt gegenüber den von ihnen vertriebenen Spielen also wie mit einem Wegwerfprodukt. Nach einiger Zeit lang wird es schlichtweg "vergessen", und der Support wird - da er nichts als Kosten verursacht - eingestellt. Kaufen Sie sich doch lieber das Nachfolgespiel, das Nachfolgeofficepaket ! Darin sind dann vielleicht auch alle Bugs des Vorgängers eleminiert ...

Langlebigkeit - Nachhaltigkeit - sieht anders aus.

So. Und dieses Denkschema / Denkmodell namens "kurzfristiges Denken" bzw. "Wegwerfprodukt" - das ich am Verhalten des Publishers gegenüber "seinen" Produkten festmachen kann - ist in meinen Augen der Ausdruck und damit der Beweis dafür, daß man in den zuständigen Etagen des Publishers nicht versteht, was ein Spiel ist.


Ein Spiel ist KEIN Wegwerfprodukt !


Vor längerer Zeit machte ich mir Gedanken darüber, was ein Spiel *per DEfinition* ist.

Ein Spiel ist ein spiel, solange man damit auch spielen kann.
Umkehrschluß: Kann man mit einem Spiel nicht mehr spielen, dann ist es auch kein Spiel mehr.


Computerspiele werden meiner Ansicht nach nicht wie Spiele, sondern wie Wegwerfprodukte behandelt.

Daraus folgt für mich, daß man im Business niczt verstanden hat, was die *Definition* eines pieles ist.


Ich fühle mich oft verlacht, auch implizit, daß ich versuche, Spiele auf einem philospphischen Level zu definieren. ich glaube, niemand macht sich die Mühe, in diese Tiefe hinabzusteigen. weshalb ich leicht angezweifelt werden kann.

Seitdem ich meine obige Definition "was ist ein Spiel" das erste Mal in einem Forum niedergeschrieben habe, hat sich niemand dazu herabgelassen, mit mir über diese Definition eines Spieles zu diskutieren.

Die Folge ist, daß ich damit alleine dastehe. Und damit angreifbar, da ich nie Gelegenheit hatte, meine Definition weitergehend zu "unterfüttern".

Ich erwarte also, daß mein Beitrag hier sofort nach Lesen zerissen wird.


When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch