Mein Fazit ähnelt in vielem dem, was bisher schon gelobt und kritisiert wurde.
Voweg: Ich mag das Spiel. Es hat allerdings fast nichts mehr mit seinen Vorgängern zu tun.

Das betrifft nicht nur den Sprung von 2D zu 3D, sondern neben vielen lieb gewonnenen RPG-Traditionen vor allem das Klassen- und Kampfsystem. Tatsächlich wurde hier eine Mischung aus klassischem RPG, Action-Adventure und Shooter (nicht falsch verstehen, ich finde die Luftkämpfe eine klasse Idee!) vorgelegt, mit der ich indes prima leben kann.
Doch zunächst zum
Klassensystem. So begeistert ich bei DD von der Möglichkeit war, mir aus allen möglichen Talentbäumen das beste rauszusuchen, so ernüchternd fand ich das bei Ego Draconis. Egal, welche Klasse ich angefangen habe, am Ende stand irgendwie immer fast derselbe Char mit seiner Kreatur am Gegner und hat die Sache per Nahkampf entschieden. Ich meine, wenn ich einen Magier spiele, dann will ich sämtliche Begegnungen auch mit Zauberei klären können - immer und von Anfang an. Wenn ich einen Ranger spiele, will ich nicht dauernd zum Schwert greifen müssen, sondern mit meinem Bogen und meinen Waldläuferskills über die Situation triumphieren. Und dass der Krieger (meine finale Klasse) die wohl unausgewogenste Klasse im Spiel ist, (zumal, wenn er sich auch noch aus den anderen Bäumen bedient) ist ja inzwischen sattsam bekannt.
Wie gesagt, Hybridklassen fand ich bis vor kurzem eigentlich interessant, aber hier gibt es de facto sogar weniger taugliche, geschweige denn interessante Kombinationen als beim Vorgänger DD und weniger, als die verschiedenen Talentbäume suggerieren. Da ist mir z.B. ein archetypischer Magier, den ich wahlweise auf Eis, Blitz oder Feuer skillen kann, dann doch irgendwie lieber.
Zur
Grafik ist zu sagen, dass sie mir für sich betrachtet außerordentlich gut gefällt. Punkt. Die NPCs sind äußerst liebevoll designt, so auch die Außenareale. Ja, selbst das Rüstungs- und Waffendesign gefiel mir. Vermutlich lässt sich aus der Engine noch einiges mehr rausholen, wenn man es denn will, aber ich war mit dem hier Gebotenen schon mehr als zufrieden.
Das betrifft auch die
Sprachausgabe, Musik und Übersetzung. Hier wurde durch die Bank 1A gearbeitet. Alles hat einfach wunderbar zur Atmosphäre des Spiels beigetragen und man gewann die Protagonisten schon allein aufgrund ihrer Stimmen und Dialoge rasch lieb. Auch das Storywriting war exzellent. Allein wie viel Mühe in den ganzen Buchtexten - und -geschichten steckt, verdient ein großes Lob.
Das UI finde ich, wie viele andere hier auch, so la la. Hier ließe sich noch viel optimieren und ergänzen. Die Inventarverwaltung gefiel mir ebenfalls nicht besonders. Auch die Karte fand ich nicht so doll, und dass man sie nicht selbst beschriften kann, richtig doof. Auch fand ich's in RPGs immer nützlich, wenn sich Maps erst nach und nach aufgedeckt haben (wie bei DD), so dass man auf den ersten Blick sah, in welchem Winkel man noch nicht herumgekrochen war.

Das
Mapdesign als solches fand ich - im wahrsten Sinne des Wortes - sehr beschränkt. So schön die Gegend im Trümmertal 1 oder auf der Wächterinsel ist, so sehr bewegte man sich dort wie auf Schienen. Wirklich viel zu erkunden gab es unterm Strich im Spiel nicht. Eine frei begehbare, spannendere Welt, in der ich auf mehr als einem Weg von A nach B gelangen kann, das hätte ich mir hier gewünscht. Richtig einfallslos, und oft genug auch nervig, fand ich ehrlich gesagt die Fjorde. Das war für mich keine wirkliche Map mehr, sondern lediglich ein ermüdender Schlauch, in dem man sich (wie eine Gemse auf Futtertour) die Portale und Dungeons zu weiteren Zonen in den Felswänden zusammensuchen musste. Trümmertal 2 fand ich deprimierend und ebenfalls wenig spannend. Die fliegenden Festungen waren okay, wenngleich in ihrer Art doch irgendwie austauschbar. Hier hätte ich mir designtechnisch mehr Abwechslung gewünscht, genau wie in den Dungeons, die sich doch im Großen und Ganzen recht ähnlich sehen. Das betrifft auch die Gegnervielfalt.
Die
Größe der Welt ist ein weiterer Kritikpunkt. Ja, ich finde die Welt auch viel zu klein. Dass mittels der ganzen Zonen, in die man ständig porten muss, der Eindruck von Größe erzeugt werden sollte, ist mir klar, hat bei mir aber eher den gegenteiligen Effekt gehabt.
Kurz: Ich bereue es nicht, Ego Draconis gekauft und gespielt zu haben, wünsche mir gar einen Nachfolger, hoffe aber auf eine Überarbeitung des Klassensystems, dass das UI dann deutlich funktionaler ist und ich im nächsten Teil mehr Freiheiten und Möglichkeiten habe - in jeder Beziehung.
Nachtrag: Ich hatte, im Gegensatz zu einigen anderen hier, im Grunde keine technischen Probleme mit dem Spiel. Einige Mal ist mir das Game allerdings abgestürzt; das geschah aber zumeist nach exzessivem ALT-TAB auf den Desktop und zurück.