ADVENTURELAND:

1987: Nach dem Highschool-Abschluß sollen für James (Jesse Eisenberg, "Der Tintenfisch und der Wal", "Hunting Party") goldene Zeiten anbrechen: Seinen Studienplatz in New York hat er bereits in der Tasche, aber vorher will er mit Freunden auf große Europa-Reise gehen. Doch dann wird dummerweise sein Vater auf eine deutlich schlechter bezahlte Stelle versetzt und nicht nur fehlt somit das ihm für den Highschool-Abschluß versprochene Geld für die Europa-Reise - nein, sogar seine Studienpläne sind ernsthaft gefährdet. Um sich die Studiengebühren leisten zu können, heißt es daher: Jobben statt Europa! Und zum Geldverdienen landet er im "Adventureland", einem ziemlich heruntergekommenen Jahrmarkt, der mit so herrlich skurril-liebenswerten Gestalten gepflastert ist, wie man sie wohl nur in amerikanischen Coming-of-age-Filmen finden kann. In der Realität sind sie mir jedenfalls (leider) nie begegnet ... wink

Anders als die meisten Filme dieses Genres in der letzten Zeit (darunter "Superbad" vom gleichen Regisseur, Greg Mottola) kommt "Adventureland" allerdings deutlich ernsthafter und nachdenklicher daher. Eine wohltuende Abwechslung, zumindest für jemanden, der wie ich aus seinen Teenager-Jahren schon etwas herausgewachsen ist. grin
Natürlich geschieht hier nicht allzu viel überraschendes: James - der natürlich noch Jungfrau ist - interessiert sich für gleich zwei weibliche Angestellte des Parks, von denen eine dummerweise eine Affäre mit einem ca. 30-jährigen Musiker-Schrägstrich-Frauenheld (Ryan Reynolds) hat, der im Adventureland als Mechaniker arbeitet. Außerdem findet James neue Freunde, langweilt sich bei der Arbeit und ist sogar beinahe dazu bereit, sein Leben für einen riesigen Plüsch-Pandabären (den Hauptgewinn des Adventureland) zu riskieren. wink
Naja, wie das halt so läuft in dieser Art Film. Aber es funktioniert. Auch ohne Originalität funktioniert "Adventureland" weitgehend, weil er seine Geschichte mit Herz erzählt, weil er seine Charaktere - ganz anders als der gestern rezensierte "Public Enemies" - liebevoll entwickelt und fast vollständig auf Humor der derberen Sorte zugunsten der leisen Töne verzichtet.
Leider konnte mich die weibliche Hauptdarstellerin (Kristen Stewart, von Milliarden Teenies weltweit geliebt und gehaßt seit ihrer Hauptrolle in "Twilight" - für mich ist sie allerdings immer noch die Tochter von Jodie Foster in "Panic Room" smile ) nicht vollends überzeugen. Die Chemie zwischen ihr und Jesse Eisenberg paßt zwar einigermaßen, schauspielerisch zieht Stewart aber eindeutig den kürzeren. Der sonstige Action- und Comedy-Experte Ryan Reynolds ("Smokin´ Aces", "Party Animals", "Amityville Horror", "Selbst ist die Braut") gefällt dafür in einer ungewohnt ernsten Rolle und für das gewisse Amusement zwischendurch sorgen die in den USA populären Komiker Bill Hader und Kristen Wiig (als Betreiber des Adventureland).

Fazit: Ein richtig netter, wohltuend unaufgeregter coming-of-age-Film, dessen warmherzig gezeichnete Figuren deren mangelnden Realismus gerne verzeihen lassen. 7,5 Punkte.