Aaalso, moin!

Hab das Spiel gerade durch, zwischendurch für paar Quests schon hier reingeguckt. Musste mich allerdings erstmal gar nicht registrieren, fast alles für mich Nötige wurde hier schon besprochen - an dieser Stelle einen Lob an die Community))

Nun zum Thema Story und Endung, meine frische Gedanken.

Die Story an sich wackelt immer wieder zwischen folgenden Positionen:

"Ich weiß nicht was gut und was böse ist. Und wenn ich jemanden töten muss, nur um mir das Leben zu erleichtern, dann soll es auch so sein, das Spiel beurteilt meine Taten ja nicht - ich kümmere mich erstmal um mich selbst und dann um die ganzen Menschen. Meine gute Taten sind vor allem mein gutes Gefühl und nicht eine Pflicht vor der Menschheit."

"Ich bin ein göttlicher Ritter auf einem weißen Pferd und mein Schicksal ist vorgeschrieben. Ich bin geboren um Gutes zu tun und um die Menschheit zu retten. In jeder Situation gibt es nur eine richtige Variante und die ist, immer einen Heiligen zu spielen."

Jetzt mal abgesehen von der Ending, fand ich dieses Wackeln sehr unangenehm, vor allem die Kommentare von Talana/Ygerna. Mal labert sie einfach so herum, mal unterstützt das kalblutige Killen der unschuldigen Menschen auf der Wächterinsel, mal kritisiert sie ganz offen, dass ich mir nen Ring hole, um den sich zwei Mädels streiten (wobei das in der Realität die beste Lösung wäre, da das "böse" Mädel doch noch nachher bestimmt versuchen wird, wieder an den Ring zu kommen).

Wenn man die letzten Spiele betrachtet, war in dieser Hinsicht "The Witcher" ziemlich OK. Da konnte man wirklich mal was Gutes, mal was Böses machen, ohne direkt danach beurteilt zu werden. Insgesamt ist die Story von diesem Spiel ganz gut. Wobei die Atmosphäre da nicht ganz mein Ding war - ich mag eher die Art in der unter anderen ähnlichen Spielen Ego Draconis kommt.

Also, wo man in Divinity II doch immer wieder beurteilt wurde, sah es für mich aus wie ein Zwang richtig gut zu werden. Ich habe entsprechend viele Quests auf diese "gute" Weise gelöst, weil ich vom Spiel überzeugt war, dass es DIE ROLLE ist, in die man sich versetzen soll, wenn man etwas erreichen möchte.

Sorry für diese sehr lange Einführung, aber jetzt der eigentliche Gedanke: das Spiel macht aus dem Spieler einen Heiligen-Ritter-der-immer-gut-ist und vermittelt dadurch das Gefühl, dass das alles am Ende auch entsprechend endet. Aber es endet wie schon erwähnt doch wie es auch in der Realität passieren kann. Somit finde ich nicht die Endung zu negativ oder so, sondern das ganze Spiel zu episch.

Es gibt so einen guten Ansatz, um mehr Drachenritter als Drachentöter oder umgekehrt zu sein, und somit immer eine Wahlmöglichkeit zu haben, aber dieser Ansatz bekommt keine Entwicklung. Ich fand zB den Charakter von Rhoda ganz interessant und würde mich auch da über eine Alternative freuen, von "überzeugen und befreunden und zusammen in die Halle der Seelen gehen wo sie evtl stirbt" bis "gegen sie kämpfen und sie wieder in der Halle der Seelen bekämpfen müssen".

Aber nein, die Hauptstory ist absolut linear und eindeutig ausgerichtet, und alle Charaktere die mit der Hauptstory zu tun haben, verhalten sich nur auf eine bestimmte Weise und nicht anders. Wie gesagt, bei solchen Geschichten gibt es nur ein Happy End. In diesem Fall führt uns unsere lineare Main-Quest absolut unvermeidlich zu einem bitteren Ende, obwohl das Spiel wie gesagt immer versucht den Spieler dazu zu bringen, gut zu sein.

Ich verstehe die Jungs, die über das Ende meckern, ziemlich gut, obwohl ich selber schon längst nicht so empfindlich bin. Die Endung sagt dem Spieler einfach, "wir haben Dich die ganze Zeit dazu gebracht, dass Du immer fair, gut, korrekt, würdig etc handelst, was Dich aber im Endeffekt unvermeidlich dazu geführt hat, dass Du verloren hast".

Wenn man die Endung als Witz verstehen soll, dann gab es aber in dem ganzen Spiel zu wenig vom derartigen Humor. Dann sollte die Narrator-Stimme viel zynischer, ironischer und vor allem selbstironischer sein, und auch mal das Gefühl geben, dass der Spieler es auch als reines Gelaber empfinden darf.

Für mich war das Beeindruckendste im Video, als man die fliegenden Festungen und die Zerstörung der Zeppeline wieder sieht. Eben das, und nicht die Festnahme des Hauptcharakters hat das Ganze verdorben. Die Szene an sich war ja gut, wie auch jemand hier meinte "romantische Szene und ein Kuss am Ende, ist doch eine coole Endung". Man wurde aber vom Quest gezwungen, die Festungen zu vernichten und die Zeppeline wieder zum Fliegen bringen, und eben das waren Sachen die in der zweiten Hälfte des Spieles für die Atmosphäre entscheidend waren.

Es gibt natürlich schon genug Vorschläge wie man das Spiel beenden "könnte". Ich werde mir lieber nichts Neues ausdenken. Es gibt Spiele die gar keine vernünftige Story haben und keine lustige Nebenquests - in Ego Draconis gibt es schon vieles davon, und genau deswegen ist es schade, dass das Spiel wegen erwähnten Feinheiten doch nicht absolut ideales modernes RPG ist. Das könnte es sein. Auch mit einem Unhappy End, aber nicht so.

Also, ist echt ein langer Text geworden - aber ich wollte es mal loswerden. Hoffe jemand liest bis zu diesem Punkt...

Gruß an alle Anhänger von Fantasy-RPGs))

ps. mein Lieblings-RPG ist immer noch NWN 1

Last edited by razakel; 12/08/09 12:36 AM.