Ich hänge gerade am Eingang zur Halle der Seelen (die Flugnummer ist ja sozusagen berüchtigt). Und ich muss einfach sagen, das Balancing stimmt nicht. Und zwar innerhalb des Spielverlaufs.

Wie viele andere ebenso bemerkt haben, ist das Spiel ohne ein gutes Set an Nahkampfskills nur für diejenigen spielbar, die keine Probleme mit Quicksave/Quickload-Arien haben. Dazu kann man stehen wie man will, ich finde es (mag auch am Alter liegen, man wird unflexibler ;-)) persönlich etwas schade, dass man nur unter größten Schmerzen halbwegs reine Klassen (vom Krieger abgesehen) spielen kann. Ich finde das offene Skillsystem zwar toll (gefiel mir auch an Divinity schon sofort), aber man wird praktisch zum Hybriden gezwungen, wenn man keinen reinen Krieger spielen will.

Ich weiß - es gibt offenbar Spieler, die damit klarkommen. Ich weiß nicht, wie Ihr das macht (ohne den Spielspaß zu verlieren). Ich bin selbst schon langsam "Alteisen" und habe wirklich einen Haufen Spiele auf dem Buckel, aber Div2 zeigt für mich wirklich deutliche Probleme beim Balancing.

Und damit meine ich nicht die "Klassenbalance", damit kann ich leben. Ein paar Nahkampfskills habe ich mir als Magier nach dem Trümmertal dann lieber zugelegt, und danach ging's deutlich angenehmer.

Das Hauptproblem sind meines Erachtens die Sprünge im Schwierigkeitsgrad. Das erinnert etwas an Gothic 1, nur in verstärkter Form. Alles ist extrem levelabhängig; es scheint als sei der Exponent für den Zuwachs an XP - HP - Schaden recht hoch, jedenfalls macht schon ein Level oft den Unterschied zwischen frustrierender Dauerniederlage und angenehmem Kampf. Das ist nicht so schön. Ein bisschen weicher sollten die Übergänge schon sein, da ansonsten die "Komfortzone" viel zu klein ist.

Konkretes Beispiel: Stone habe ich mit Level 27 oder 28 gemacht. Bis zu Stone selbst war's recht einfach. Für Stone selbst habe ich dann so 10 Anläufe gebraucht. Ich meine er war Level 28, hat aber mit seinem Sturmangriff und seiner Nahkampfattacke innerhalb von 1 bis 2 Sekunden meine HP (mit einem Schlag) von 100% auf 15% oder so gebracht. So schnell hilft dann auch kein Trank. Der Sieg war dann auch keine taktische Finesse (was praktisch unmöglich ist, weil man nach der Cutscene so ungünstig positioniert ist, dass man nicht zur Seite weichen kann; oft nicht einmal nach vorne, weil dort die Minions den weg blockieren, ergo blieb nur der Rückzug in den kleinen Gang), sondern schlichtweg reiner Zufall, irgendwie ist meine Kreatur dann mal in den Pfad geraten und dann war's einfach. Sowas ist demotivierend, finde ich.

Durch die nächsten Festungen bin ich dann durchgewalzt wie durch Butter (das meine ich mit der "Komfortzone", Stones Festung hat einen oder zwei Level gebracht, und damit waren die anderen Festungen ein Klacks). Mit etwas weniger steilem Anstieg der XP/HP/Schaden-Kurve wäre dieses Stück länger interessant geblieben (insbesondere, da ich die Festungen eigentlich nur als "Grind" empfunden habe - da passierte einfach nichts Neues).

Aleroth habe ich irgendwann dazwischen erledigt (ebenfalls Butter) und bin dann mit Level 34 in die Halle der Seelen, nachdem ich so ziemlich alle Quests gemacht habe (zumindest alle, die ich gefunden habe, und ich war an sich sehr, sehr gründlich ^_^). Die meisten dürften das Erlebnis kennen - ich bin zum allerersten Mal in der Drachenform gestorben (auch ein Balancing-Thema ...), und zwar gleich ein Dutzend Mal. Hab' gerade aufgehört, um etwas zu entspannen und hier zu posten.

Der Schwierigkeitsgrad an dieser Stelle steht in keinem Verhältnis zum Rest des Spiels. Sowas stößt mir unangenehm auf. Auf die Frage "Welchen Sinn erfüllt das?" erhalte ich keine Antwort. Die bisherige Erfahrung in Drachenform ist mehr oder weniger auf den Kopf gestellt (unabhängig davon, dass ich die Drachenform als recht übermächtig kennengelernt habe) - zu welchem Zweck? Keine Ahnung. Ich glaube auch nicht, dass ich ich anschließend besonders mächtig fühlen kann, weil ich genau weiß, dass ich einfach Glück hatte, in keine der Instagib-Attacken zu fliegen (tut schon weh, wenn die Barriere fällt und man dann getroffen wird). Ähnliches Zufallsszenario wie bei Stone. Irgendwie unpassend für ein RPG, wo zumindest statistisch gesehen der Ausgang der Kämpfe stark vom Ausbau des Avatars abhängen sollte (da ansonsten der ganze Aufwand mit der Charakterentwicklung sinnfrei wird).

Naja. Vielleicht bringt der nächste Patch in der Hinsicht etwas. Auf jeden Fall werde ich trotz zeitweiliger Frustration zu Ende spielen, aber auf einen neuen Durchgang freue ich mich nur dann, wenn ein paar der Klippen abgetragen werden. Dazu zählen auch Usability-Probleme, die an sich in diesem Genre seit Jahren als ausgemerzt gelten können, und Besserung beim ständigen Hakeln an Objekten in der Spielwelt, wo der kleinste Krümel jegliche Fortbewegung verhindert (ganz sicher kein Showstopper, verringert aber das Gefühl, sich tatsächlich in der Welt zu bewegen, Stichwort "Immersion").

Alles in allem mag ich das Spiel schon gern, bin aber ein bisschen traurig, dass nicht noch ein halbes Jahr Polieren dringesessen hat. Immerhin, auf dicke Bugs bin ich nicht gestoßen, worüber man ja leider auch schon dankbar sein muss. Ich hoffe, Larian kann noch ein bisschen nachlegen - das wäre toll.