Da ich im Forum noch nichts zu dem Spiel gelesen habe und jetzt damit durch bin, schreibe ich mal was zu Windchaser, das letztes Jahr bei dtp erschienen ist.
Es handelt sich um ein Echtzeit-Taktikspiel mit Rollenspielelementen, das aus zwei Kampagnen mit zusammen 15 Missionen besteht. Hintergrund ist eine Mischung aus Fantasy- und Endzeitszenario: Vor 600 Jahren wurde eine sehr fortgeschrittene Zivilisation, in der es auch roboterartige Wesen gab, vernichtet. Die Überlebenden haben inzwischen wieder Städte gebaut, und Gilden streifen mit fliegenden Schiffen durch das unbesiedelte Land, um alte Artefakte zu bergen, die sie dann verkaufen oder selbst nutzen, um mächtiger zu werden.
Der Spieler kontrolliert das Gildenschiff "Windchaser" und drei Helden, die dieser Gilde angehören und in den meisten, jedoch nicht allen Missionen dabei sind. Wie bei Spellforce bleibt die Erfahrung dieser Helden über die Missionen hinweg erhalten, und auch die gefundene Ausrüstung wird in die jeweils nächste Mission mitgenommen. Zusätzlich kann man weitere Kämpfer anwerben, die ebenfalls Stufen gewinnen, aber nur für je eine Mission dabei bleiben.
Kämpfe finden immer in Gruppen statt - man kann bis zu vier Gruppen mit je bis zu fünf Kämpfern haben. Es gibt drei Stile, von denen jeweils einer einem anderen überlegen ist (nach dem Prinzip Stein-Schere-Papier). Bei der Vorbereitung auf einen Kampf ist es wichtig, die Kämpfer, die Gruppenanführer und die Ausrüstung möglichst gut an den Gegner anzupassen, d.h. man erkundet in der Regel erst mal die Gegend, schaut sich die Gegner an, stellt sein Team entsprechend um und legt sich eine Taktik zurecht, bevor man sich in den Kampf stürzt.
Außer Erfahrung für die Charaktere gewinnt man mit der Zeit auch Ruhm für die Gilde, was eine Auswahl verschiedener Verbesserungen und neue Plattformen für das Gildenschiff freischaltet, die ebenfalls über die Missionen hinweg erhalten bleiben. Das Gildenschiff dient außerdem als fliegendes Inventar und als Lazarett. Jede Gruppe kann mit zwei Gegenständen ausgerüstet werden, einem dauerhaften (Waffe, Rüstung, Amulett usw.) und einem Verbrauchsgegenstand (Trank). Wenn Charaktere im Kampf geschlagen werden, sterben sie nicht, sondern schleppen sich zum Schiff zurück, wo sie sich nach kurzer Zeit erholen. Da man nur begrenzt neue Kämpfer anwerben kann und in einigen Kämpfen wirklich jeden verfügbaren Kämpfer braucht, wird so verhindert, dass eine Mission durch ein paar anfängliche Verluste nicht mehr zu schaffen ist.
Weil das Gildenschiff keinesfalls verloren gehen darf, kann man damit immer nur im gesicherten Bereich herumfliegen (wobei das kein echtes Fliegen, sondern eher ein Schweben ist). Die Kämpfer müssen sich also zu Türmen vorkämpfen und diese einnehmen, dann kann das Schiff folgen.
Das alles klang für mich schon ziemlich interessant, und Windchaser hat mir streckenweise auch viel Spaß gemacht, vor allem dann, wenn es mit mehreren Charakteren und Gegenständen zur Auswahl gegen kniffligere Gegner ging. Leider gibt es aber auch einige gravierende negative Punkte. Die Geschichte, an der sich der Spielverlauf linear orientiert, fand ich recht klischeehaft. Zudem wird sie durch einige kürzere Missionen unnötig in die Länge gezogen, obwohl dann schon klar ist, wie es weitergeht, und man hat so gut wie keinen Einfluss auf den Fortgang der Geschichte - nur bei einem einzigen Nebenauftrag kann man mal entscheiden, auf welche Weise man ihn löst. Selbst wenn die Hauptcharaktere in Zwischensequenzen die größten Dummheiten begehen, kann man nur zugucken.
Zwischendurch ist man immer wieder mit ganz wenigen Leuten oder sogar allein unterwegs, und entsprechend gering fallen die taktischen Optionen dann aus. So fesselnd, dass man die taktischen Einschränkungen gerne hinnimmt, ist die Geschichte leider nicht.
Das Kampfsystem ist an sich nicht schlecht, aber auf mich wirkt es trotzdem ein wenig aufgesetzt und nicht ganz ins Spiel integriert. Bei Kämpfen folgt man meist nicht dem Kampfgeschehen, sondern schaut auf die Anzeigen am unteren Bildschirmrand, um Lebenspunkte und Moral der Gruppen, vor allem aber die Stilpunkte im Auge zu behalten, die man braucht, um besondere Fähigkeiten auszulösen. Man kann das Spiel zwar jederzeit pausieren, aber im Pausemodus keine Befehle geben.
Was mich jedoch am meisten gestört hat, sind die Zeitbeschränkungen bei einigen Aufträgen und Missionen. Gerade wenn ich Fundstücke handele und mir das Angebot eines Händlers anschaue (das Handeln ist sowieso etwas umständlich), will ich nicht befürchten, dass die Hauptmission scheitert, weil ich mir Zeit lasse. Die Charaktere erzählen aber ständig, man müsse sich beeilen - auch wenn Aufgaben gar nicht zeitbeschränkt sind. Man weiß leider nie genau, wann diese Antreiberei ernst zu nehmen ist und wann nicht, denn bei Zeitbeschränkungen wird nicht mal ein Timer eingeblendet, der einem anzeigt, wie viel Zeit man noch hat. Wenn man sicher sein will, speichert man, schaut sich alles in Ruhe an, lädt dann und erledigt es im Schnelldurchlauf. Ein völlig unnötiger Nervfaktor.
Wer sich an den Zeitbeschränkungen nicht stört, der könnte an Windchaser Freude haben. Einen Patch gibt es ein gutes Jahr nach Erscheinen nicht, nur einen Hotfix, aber das Spiel läuft auch so nahezu bugfrei. Es war von Anfang an kein Vollpreis-Spiel, was man vielleicht an der nicht ganz zeitgemäßen Grafik und den spärlich vorhandenen Einstellungen merkt. Eine Demo gibt es
hier.