Ich habe jetzt nicht alles haargenau durchgelesen, weil das dank Big Al momentan ja fast unmöglich ist. Deshalb sorry, falls jemand schon etwas ähnliches geschrieben hat.

Jedenfalls: Man darf nicht vergessen, daß sich in Internetforen, die sich mit einem bestimmten Thema oder Produkt beschäftigen, der Anteil der Unzufriedenen, die sich äußern, stets *erheblich* höher ist als derjenigen, die nichts zu bemängeln haben.

Zufällig habe ich dafür sogar ein wunderbares Beispiel von vor ein paar Wochen. Bekanntlich wurde ja der Trailer zu James Camerons "Avatar" veröffentlicht und sogleich höchst emotional und kontrovers in den einschlägigen Foren und Blogs diskutiert. Natürlich hat es niemand genau nachrechnen können, aber gemäß diesen Foren und Blogs waren die Reaktionen auf den Trailer zu mindestens 70 bis 80% negativ. Also war überall von "Debakel" und ähnlichem die Rede.

Dann hat jedoch die renommierte und vielfrequentierte Filmseite comingsoon.org eine Umfrage gestartet, bei der man den Trailer von 1 bis 10 Punkten bewerten konnte. Bereits nach einem Tag waren etwa 20.000 Stimmen abgegeben worden, was die Umfrage schon mal wesentlich repräsentativer machte als jeweils ein paar Hundert Foreneinträge bei aintitcoolnews, IMDB-Foren oder sonstwo.
Und was war das Ergebnis? Weniger als 20% gaben eine Bewertung zwischen 1 und 5 Punkten ab!
Soviel zum Thema "Debakel" ...

Und das funktioniert doch eigentlich immer und überall so. Wer zufrieden ist, der neigt dazu, einfach zu schweigen - oder bestenfalls mal ein "Ich find´s prima" zu melden. Wer nicht zufrieden ist, der tut seinen Unmut kund. Zu wenige tun das sachlich und konstruktiv, aber diejenigen, die jedes Maß verlieren und von der Netiquette noch nie gehört haben, fallen nunmal extrem auf - obwohl sie absolut betrachtet immer noch eine sehr kleine Minderheit sind. Im Fall der Computerspiele kann man das ja sogar hochrechnen, wenn man die ungefähren Verkaufszahlen kennt (wie bei "Drakensang" mit wohl inzwischen knapp über 100.000).

Insofern bin auch ich davon überzeugt, daß es nicht wirklich eine Generationenfrage ist. Sicher, die sozusagen "angeborene" Internetaffinität heutiger Jugendlicher ist ein Faktor von vielen. Vermutlich sogar wirklich ein Faktor, der die Anzahl der Internetrüpel nach oben treibt. Und ich gehe davon aus, daß sich keiner darüber beschweren wird, wenn jemand mal ein bißchen über die Stränge schlägt, sich im allgemeinen aber vernünftig verhält.
Aber wo das Provozieren und Beleidigen und kindisch "Will sofort haben!"-Verhalten die Regel ist - und das ist leider viel zu oft der Fall -, da gibt es mit Sicherheit ein echtes Erziehungsproblem ...