DISTRICT 9:

Anfang der 1980er Jahre erscheint plötzlich ein riesiges Raumschiff über Johannesburg. Doch die befürchtete Invasion bleibt aus, stattdessen finden die ausgesandten Truppen in dem scheinbar defekten Raumschiff über eine Million ausgehungerter Alien-Flüchtlinge vor ...
Die Gegenwart: Noch immer leben die insektoiden Aliens ziemlich erbärmlich in dem riesigen, eingezäunten Flüchtlingslager, in das sie kurz nach ihrer Ankunft verfrachtet wurden. Doch da die Spannungen zwischen den Aliens und den Menschen in den angrenzenden Gebieten immer stärker zunehmen, sollen die mittlerweile über zwei Millionen Aliens in ein neues Lager fernab der Zivilisation umgesiedelt werden. Damit beauftragt wird der internationale Konzern MNU, konkret Wikus van de Merwe (Newcomer Sharlto Copley), der nicht allzu intelligent erscheinende Schwiegersohn des Konzernchefs. Doch beim Versuch der Evakuierung der Aliens kommt es zu unvorhersehbaren Ereignissen ...

Manchmal ist es einfach blöd, wenn man aufgrund ausufernder Lobeshymnen dies- und jenseits des Atlantik mit keiner geringeren Erwartungshaltung an einen Filmbesuch herangeht, als ein Meisterwerk der Filmgeschichte mitzuerleben. Jedenfalls hatte ich mir von Neill Blomkamps Spielfilm-Debüt "District 9" (produziert von Peter Jackson) mehr erwartet.
Die Geschichte wird vor allem in der ersten Hälfte semidokumentarisch per Handkamera präsentiert und ist natürlich auch als Parabel sowohl auf die Apartheid als auch auf die europäische und afrikanische Flüchtlingslager-Problematik zu verstehen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Mix verschiedener Genres. Während der Beginn als sehr bissige Sozial-Satire funktioniert, kommen nach und nach immer mehr Horror- und Actionelemente hinzu. Dazu zählen auch etliche überraschend drastische Ekel- und Splattereffekte, die mich vermuten lassen, daß die ungeschnittene FSK16-Freigabe ziemlich knapp gewesen sein dürfte ...
Die Stärke von "District 9" liegt vor allem in der unkonventionellen Darstellung der Aliens und ihrer Lebensbedingungen, aber auch in den beiden überzeugend gezeichneten Hauptcharakteren: dem Menschen Wikus, der eigentlich ein klassischer Antiheld ist, und dem intelligenten Alien "Christopher". Die Geschichte dieser beiden ist sehr interessant, ja sogar bewegend, während die übergeordnete Story sich nach dem verheißungsvollen Beginn doch eher in den aus dem Genre gewohnten Bahnen bewegt.

Optisch ist "District 9" absolut hochklassig. Die Aliens und ihr Raumschiff sehen trotz ihrer Fremdartigkeit realistisch aus, die Spezialeffekte überzeugen ebenfalls und die exotischen Alien-Waffen sehen zwar aus wie überdimensionierte Spielzeuge, erzielen aber *sehr* überzeugende Ergebnisse ...

Fazit: "District 9" ist ein faszinierender Beitrag zum Science-Fiction-Genre im weiteren Sinne. Aber der etwas unentschlossen wirkende Genremix, einige unglaubwürdige Handlungs-Entwicklungen und die nur teilweise ihr Potential ausschöpfende Story verhindern in meinen Augen, daß er ein wirkliches Meisterwerk wird. Zugegeben, ich bin mit dieser Ansicht wohl eher in der Minderheit, aber was man soll was machen? wink
7,5 Punkte.

Eine Fortsetzung ist übrigens angesichts des Filmendes möglich und aufgrund des großen kommerziellen Erfolges vor allem in den USA auch ziemlich wahrscheinlich. Vielleicht werden dort ja die von mir kritisierten Dinge ausgemerzt. smile