District 9

Originally Posted by Ralf
7,5 Punkte.

Die solltest du etwas reifen lassen, dann werden sie sicher noch etwas besser. wink

Ich war seit langer Zeit auch endlich mal wieder im Kino und hab mir den Film angeschaut. Nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Ich fand ihn ungewoehnlich und einzigartig, und damit hat er durchaus das Zeug zu einem "Instant Classic". Von mir gibt's 8 bis 8.5 Punkte mit Extra-Praedikat: "beachtliche Langzeitwirkung". Geheimtipp sozusagen. Da ich der Meinung bin, dass man sich den Film am besten ohne grosse Erwartungshaltung anschauen sollte und ohne allzu viel Hintergrundwissen, belass ich das dabei und verstecke den Rest hinter einem Spoiler-Tag fuer diejenigen, die sich den Film schon angesehen haben.

Erwartet hatte ich einen recht typischen Alien-Film, wie der mit den Crop-Circles z.B., dessen Namen mir allerdings entfallen ist. Erinnert hat mich District 9 oft an Starship Troopers und die UFO/X-Com Spiele und noch irgendwelche anderen Sachen. Anfangs hatte ich schon die Befuerchtung, der ganze Film waere wie ein Dokumentarfilm aufgebaut. Ich kann auch nachvollziehen, warum du von einem "unentschlossen wirkenden Genremix" sprachst, Ralf. Aber im Nachhinein machte gerade das den Film in meinen Augen so faszinierend. Ich habe die ganze Nacht vor dem Einschlafen noch ueber die verschiedensten Szenen aus dem Film nachgedacht, das passiert mir nicht oft.

Im Prinzip gab es irgendwie gar kein richtiges, zentrales Thema. Selbst die Kerngeschichte um den Antihelden und das Alien schien mir einfach nur "so da" zu sein (erinnert sich noch jemand an das Soda-Haus im Sumpf? ;)). Der Film rieselt einfach so... nein, das waer doch zu langweilig. Er regnet halt einfach vor sich hin und erzaehlt von Dingen so, als waeren sie schon immer so gewesen. Die Charaktere sind ueberzeichnet, die angeschnittenen Themen stark "understated".

Und an (oft kontroversen) Themen mangelt es dem Film wirklich nicht. Rassismus, Ausgrenzung, Umsiedelung in Konzentrationslager, Verlust, Naechstenliebe, Ethik in verschiedensten Formen (Gentechnologie, Experimente an intelligenten Lebewesen, Waffen-"Forschung", Kannibalismus (?)) -- wahrscheinlich vergesse ich jede Menge. In jedem anderen Film waere jedes einzelne dieser Themen viel dramatischer inszeniert oder gar bewertet worden. In diesem Film ist jedes einzelne dieser Themen voellige Nebensache. In etwa so wie in Hot Shots, wo die lustigsten Gags im Hintergrund des eigentlichen Geschehens ablaufen, wartet District 9 mit einer Fuelle an Kleinigkeiten auf, die genau betrachtet grosse und komplexe Themen anschneiden. Selbst die Requisiten sind so gemacht. Alienwaffen: sehen aus wie uebergrosses Spielzeug (wie du schon sagtest, Ralf) -- Bumm, ups, schon wieder jemand explodiert. Weiter geht's. Mech-Roboter. Transformers haetten gesagt "Uuuuh, aaaaah, schaut her wie cool ich bin". Unser Antiheld sieht's, steigt ein, stolpert etwas damit herum und faellt auch sogleich wieder heraus. Sehr cool gemacht zwar, aber kein zentraler Aufhaengepunkt.

Vieles war wie gesagt auch ueberzeichnet und situationskomisch. Wenn mal wieder jemand explodiert ist, haben alle gelacht. Als diese Alienwaffe an der Zielscheibe getestet wurde -- prinzipiell auch sehr amuesant inszeniert -- war im Saal kein Mucks zu hoeren. . . . Eine Sekunde spaeter war schon wieder alles vergessen und es ging woanders weiter. Fand ich sehr beeindruckend. Denn dadurch, dass wirklich alles Nebensache ist, habe ich nach dem Kino viel mehr drueber nachgedacht als es der Fall gewesen waere, haette mir der Film alles auf die Nase gerieben. Und das ist es meiner Meinung nach, was ihn auszeichnet.

Wenn der zweite Teil genauso funktioniert, waer ich schon voll zufrieden.