Orobas-Fjorde in Rivellon, Erdenzeit 07.09.2009
Nachdem die Animationsspiele in Trümmerfeld ja nun nicht mehr stattfinden, melde ich mich im örtlichen Touristenbüro von Orobas-Hafen zu einigen kurzweiligen Ausflügen an. Einer Schatzsuche, einer Ostereierrallye, einem Tagesausflug durch einen Biologielehrpfad, einem dörflichen Schützenfest und anderen netten, aber bluttriefenden Vergnügungen. Außerdem buche ich Karten für das örtliche Freilichtmuseum, in dem man neben den Lebensgewohnheiten der Imps noch eine nette Freilichtvorstellung von Ferdinand Raimunds Werk „der Impkönig und der Menschenfeind“ anschauen kann.
Ich mach mich also auf den Weg, nehme vorher noch einen kleinen Umweg zum Banditenlagerimbiss, um den kleinen Hunger zu stillen, und schau mir anschließend in aller Ruhe das Museumsdörfchen an.
Ich wundere mich noch darüber, warum eines der Impzelte dem aufblasbaren Bunker eines gewissen Larianers so ähnlich sieht, als ich Alrik schon auf der Freilichtbühne vor mir sehe. Aus Kostengründen spielt er mal eben beide Hauptrollen im Theaterstück, also sowohl den Impkönig als auch den Menschenfeind, zwei Rollen, die er natürlich sehr überzeugend rüberbringt.
Muss schon sagen, da schlummern verborgene Talente in unserem Herrn Fassbauer. Unser Megastar vereint doch tatsächlich das Talent eines Heinz Waalkes mit dem guten Aussehen eines Otto von Bülow und dem Charme von Vicco Kerkeling mit dem Witz von Hape Erhard.
Muss glatt drei Zugaben geben, unser Alrik.
Im Freudentaumel darüber, einen so begnadeten Star persönlich zu kennen, stürme ich in Feierlaune auf die Bühne, drücke, während ich mich zu Alrik durch die Schauspielermenge kämpfe, dort mal einen Imp an mein Herz, lasse den ein oder anderen hochleben, indem ich ihn in die Lüfte werfe und klopfe anderen anerkennend auf die Schultern. Dumm nur, dass ich dabei mal wieder meine übermenschlichen Vampirkräfte unterschätze. Was hinterher noch krauchen kann, wird dann auch noch von der überschwänglichen Zuneigung meines Kreatürchens zermalmt.
Ist mir ja schon ein wenig peinlich, aber so schlimm dann doch nicht. Immerhin ist es eh die letzte Vorstellung für dieses Jahr und so kann Alrik sich ganz in Ruhe neue Schauspieler suchen. Das Publikum will doch schließlich auch mal Frischfleisch auf der Bühne sehen und nicht immer dieselben ollen Gesichter. Gerade Imps sehen doch eh alle gleich aus. So hat er mal die Chance auch andere Kreaturen anzuwerben. Wenn ich es recht bedenke, habe ich Alrik also noch einen Gefallen getan, indem ich ihn vor lästigen und teuren Abfindungen bewahrt habe, die fällig würden, wenn er die verbrauchten Schauspieler kündigen wollte. Ach, es ist immer wieder schön, etwas Gutes zu tun, vor allem, wenn es einen selber gut dastehen lässt.
Wie Alrik so ist, nimmt er es mir natürlich auch nicht übel, ein wenig übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Nein, der gutherzige Alrik schenkt mir doch glatt noch ein von ihm signiertes Buch aus seiner eigenen Feder, das gerade in Rivellon auf den Markt gekommen ist und in dem er die tiefgründigen Erkenntnisse niedergeschrieben hat, die er über die menschliche Natur gewonnen hat. Den Titel finde ich allerdings etwas sonderbar „Dreckie für Anfänger“, weiß ja nicht, ob sich das so gut verkauft. Auch dem Inhalt ist schwer zu folgen, ist eben typischer Alrik-Stil, derart Tiefgründigem kann nun mal nicht jeder Normalgeistige folgen.
Aber wenn das mit der Schauspielkarriere weiter so gut klappt, ist der Schmöker sicher bald, da handsigniert, ein Vermögen unter seinen Fans wert. Blöd nur, dass der Kerl so eine Sauklaue hat. Ich hab ihm gesagt, er soll „für meinen liebsten Fan Namara“ schreiben, aber das liest sich eher wie „auf Nimmerwiedersehen, du Schnepfe“, nicht dass Alrik jemals Derartiges schreiben würde, nicht mal, wenn man wie ich das Volk killt, das ihn zum König erhoben hat.
Das Wetter ist immer noch ekelhaft. Ich habe bereits vom Sonnenlicht gerötete Augen und einen juckenden Ascheausschlag an einigen Stellen meines Körpers. Werde erst mal zusehen, dass ich eine Weile ins Dunkel komme, ich fürchte, ich hab bereits einen Sonnenstich. Sehe schon Nachrichten vom Quasselmagus vor mir flimmern. Muss dringend zusehen, dass ich einen Laden finde, der Sonnencreme verkauft. Zur Not tut es ja auch Schuhcreme oder Teer, Hauptsache sonnenundurchlässig.