Ich hatte also die falsche Straße erwischt. Das wurde mir so ungefähr in dem Moment klar als sich mir metaphorisch gesprochen das Nackenfell sträubte. Allerdings weckte das ganze auch meine angeborene Neugierde und ich bewegte mich mit auffälliger Unauffälligkeit in der dunklen, kleinen Gasse weiter. Als hätten die bisherigen Anhaltspunkte, das hier etwas nicht stimmte, noch nicht gereicht, gingen plötzlich in der ganzen Gasse die Lichter auf und ich stand völlig im Dunkeln. Bastet sei dank gewöhnten sich meine Augen recht schnell an die Dunkelheit und ich konnte zumindest wieder graue Schemen sehen und würde auch nicht so schnell gegen ein Wand laufen. Im nächsten Moment verfluchte ich dieser Fähigkeit aber schon wieder. Irgendwer hatte in dieser verdammten Gasse seinen Wagen geparkt und musste ausgerechnet jetzt die Scheinwerfer auf drehen. Überrascht und geblendet ließ ich meine Handtasche fallen und hielt mit die Hände vor die Augen.
Mit einem Schlag war ich wieder vollkommen nüchtern und konnte zumindest den Zusammenhang zwischen völliger Finsternis und den Scheinwerfern des Wagens herstellen. Keinen Moment zu früh. Das Geräusch von harten Plastiksohle auf Asphalt drang an meine Ohren. "Versuch gar nicht erst wegzulaufen.", drang eine raue Stimme an meine Ohren. Inzwischen waren auch die Türen des Wagen aufgegangen und ich vermutete dass mindestens zwei weitere Personen ausgestiegen waren und sich mir näherten.
"Ich habe gar nicht vor wegzulaufen.", meinte ich dann mit einem katzengrinsen auf den Lippen. Weglaufen war gerade das letzte, das ich machen wollte. Sehen konnte ich meine Angreifer zwar nicht, aber das war auch überhaupt nicht nötig. Menschen bewegten sich für mich einfach nur laut und ungelenk, ja sogar ihr Atemzüge waren für mich ein Anhaltspunkt. Außerdem war es in der Gasse bis auf mich und meine Angreifer völlig ruhig. Jetzt hieß es einfach nur noch abwarten. Ich nahm langsam einen etwas breiteren Stand ein und hielt meine Hände etwa auf Brusthöhe vor mich. Mehrere Geräusche wurden von meinen Ohren wahr genommen. Schritte, das rascheln von Stoff, das Geräusch wenn jemand eine Faust ballte und das einatmen kurz vor einem Schlag.
In diesem Moment kamen mir meine trainierten Reflexe mehr als zu gute. Immer noch geblendet aber keineswegs hilflos ging ich in die Knie nur um dann mit meinem Fuß dorthin zu treten wo ich eben das Geräusch eines Schuhs vernommen hatte. Mit einem reißendem Geräusch bohrte sich der Absatz durch das Leder des Schuhs direkt in den Fuß des Mannes. Der darauf folgende schmerzhafte Schrei gab mir meine nächstes Ziel vor. In einer eleganten Bewegung richtete ich mich wieder auf und zertrümmerte mit der Handkante den Kehlkopf des Angreifers. Mein Erfolg wurde durch ein erstickendes Röcheln bestätigt. Allerdings war das bisher nur einer und es waren noch mindestens zwei andere Menschen hier. Vermutlich hatte meine unerwartete Wehrhaftigkeit sie zum innehalten bewegt. Das würde aber bestimmt nicht lange anhalten.
Wie ich es hasse recht zu haben! Aber die schnellen Schritte gaben mir leider recht. Nun hieß es abwarten. Bei zwei gegen eine war das Timing verdammt wichtig. Nicht zu früh, nur nicht zu früh.Die Schritte näherten sich mir weiterhin schnell. Zwei Menschen, beide eher schwer und vermutlich groß. Noch ein kleines Stück, ein Stückchen noch. Dann riss ich einen Fuß nach oben und mit etwas Glück genau gegen die Empfindliche Stelle eines der Angreifer. Ein Ächzen und ein wimmern, dann vernahm ich auch schon das zusammensacken und umfallen des Getroffenen. Allerdings bekam ich zu selben Zeit einen schmerzhaften Fausthieb an die Seite. Ich stolperte mit zusammengekniffenen Augen auf weg und hielt mir die Rippen. Das war ein guter Treffer. Vor allem aber hatte er mich aus dem Gleichgewicht gebracht und setzte auch schon nach. Ich öffnete leichte meine Augen um den Schemen des Angreifers zu sehen. Groß, breitschultrig und in Bewegung. Ich nutze den nächsten Schlag, der auf mein Gesicht gezielt war, völlig aus. Schnell und elegant duckte ich mich unter dem Arm hindurch, schlug mit der Faust von unten gegen den Oberarm und anschließend mit meinem Ellenbogen gegen dessen Brust. Ein leises Knack verriet mir, dass ich wohl ein wenig zu hart zugeschlagen hatte. In dem Moment war mir das allerdings egal. Anstatt aufzuhören bewegte ich mich hinter den Kerl, der langsam auf die Knie sank und sich mit einer Hand die, vermutlich gebrochene, Rippe hielt. "Das hast du nun davon", fauchte ich leise in sein Ohr ehe ich mit meinem Fingernägeln schräg über sein Gesicht fuhr und dabei blutige Kratzer hinterließ. Dann versetzt ich dem Menschen noch einen harten Schlag ins Genick welcher ihm die Besinnung raubte. Als nächstes bewegte ich mich dann endlich aus dem Bereich der Scheinwerfer.
Drei Männer lagen am Boden. Zwei bewusstlos und einer röchelte aus dem letzten Loch. Die Schnauze hatte ich jetzt gehörig voll. Mit Taten die Rippen weh und auf Party hatte ich jetzt auch keine Lust mehr. Murrend sammelte ich meine Handtasche ein, ohne dabei zu bemerken, dass meine Geldtasche diese unerlaubt verlassen hatte. Ohne mich weiter um die drei Menschen zu kümmern verließ ich die Gasse und machte mich mehr oder weniger orientiert auf den weg zu meinem Wagen. Ob mich wer aus der Gasse verschwinden gesehen hatte, interessierte mich genau so wenig wie die drei Menschen darin. Vermutlich hatte mich irgendwer gesehen, aber wenn schon. Es war mir einfach egal. Ich wollte im Moment einfach nur nach Hause.