Ich bin zwar kein Physiker sondern hab's eher mit der Chemie, aber die Existenz von Magie - so, wie wir sie uns im Fantasybereich vorstellen - würde in der Tat mein naturwissenschaftliches Weltbild erschüttern. Und nicht nur meines. Ich würde mich z.B. fragen, wie ein Stein seine Dichte ändern sollte, ohne dabei auch sein Volumen zu ändern. Die Vorstellung, mit Magie - einer, sagen wir, unentdeckten, nicht essentiellen Energieform - das Fallen eines Steines zu beeinflussen, kann ich ohne weiteres "akzeptieren", auch dass magisch die Dichte beeinflussbar sein soll. Aber dann erwarte ich eben, dass der Stein auch anschwillt, dass möglicheweise sogar die Gefahr besteht, sein Gefüge durch diesen Eingriff in seine innere Struktur nachhaltig zu beschädigen, so dass ein simpler Schwebevorgang mit hoher Wahrscheinlichkeit durchaus dazu führen mag, dass der Stein anschließend zu einem Haufen Pulver zerrieselt.

"Mein Problem" besteht also vor allem darin, die fantastischen Zusätze einer solchen Geschichte in Einklang mit unseren Naturgesetzen zu bringen. Magie darf andere Naturgesetze nicht aushebeln sondern höchstens zusätzlich wirken, Die Beeinflussung der atomaren Ebene ist durchaus vorstellbar. Aber ein Eingriff in die atomare Ebene wirkt sich eben auch ganz grundsätzlich aus, weil durch die "atomare Ebene" praktisch der größte Teil unserer Welt definiert wird.

Natürlich gibt es auch andere Erklärungen: Wenn man schon magisch auf in die atomare Struktur eingreift, dann ist es gegenüber der enormen Dichteverringerung sicherlich eine bessere Alternative, sämtliche Atome eines Gefügeverbandes in eine bestimmte Richtung zu zwingen - ihre Schwingung also durch Zuführung von Energie so zu beeinflussen, dass sie der Gravitation entgegengerichtet ist. Dadurch würde das Gefüge selbst nicht zerstört werden - jedoch wäre Energie nötig, die der Umgebung entnommen werden müsste. Einen kleinen Kieselstein in der Schwebe zu halten führt also zu einer allmählichen Abkühlung der Umgebung und zur Erwärmung des Steines selber, da hier ja die Energie zur Anregung der atomaren Bewegung benutzt wird.

In anderen, erdachten Welten habe ich kein Problem damit, mit "Magie" die Naturgesetze auszuhebeln. Meist deswegen, weil dort die Naturgesetze nicht näher definiert sind. Bei einem irdischen Setting jedoch fühle ich mich eingezwängt in das Korsett, das uns unser Verständnis der Natur vorschreibt. Magie muss sich - wie bereits erwähnt - unterordnen und darf die Naturgesetze nicht *aushebeln*. Sie muss vielmehr integriert werden, und dadurch wird's kompliziert - vor allem deshalb, weil Magie immer Nebenwirkungen hätte. Ein lange genug in der Schwebe gehaltener Stein würde unweigerlich beginnen zu schmelzen, während die Umgebung in Frost erstarrt (oder, wenn es über die Veränderung der Dichte sein soll, seine Festigkeit verlieren bis hin zum Zerfall). Über die Nebenwirkungen schwierigerer Zauber, wie etwa der Teleportation, möchte ich da gar nicht nachdenken...

Und dabei habe ich noch nicht einmal die Fähigkeiten mystischer Rassen berücksichtigt, wie etwa die blitzartigen Ortswechsel eines Vampirs, der aufgrund der Masseträgheit unweigerlich zu schweren Organschäden führen sollte. Oder etwa das Gesetz der Erhaltung der Masse bei Umwandlung eines schmächtigen Menschleins in einen 200kg schweren Werwolf...

Ich denke, diese einfachen Beispiele zeigen, wie mühsam ein solches Setting mit mir als Mitautor zu gestalten wäre... wink

Originally Posted by Trasza

Davon abgesehen soll doch das ganze nicht zu ernst genommen werden.


Richtig. Ich habe aber einfach ein inneres Widerstreben, ein solches fantastisches Setting in unserer real existierenden Welt mitzugestalten. Wenn die Welt nachweislich existiert, stelle ich nun mal einen erhöhten Anspruch an die Glaubwürdigkeit. Mal ganz davon abgesehen, dass die Mitgestaltung eines solchen Settings erhebliche Ortskenntnisse voraussetzt. Hey, ich kenne München nicht und kann dort also nur Orte beschreiben, die gar nicht in dieser Art existieren! Nein, dann lieber eine Parallelwelt, wo die Stadt z.B. Minschen heißt und (auch mir ;)) genügend Freiraum für Erdachtes bietet.

Last edited by buad; 20/10/09 08:30 AM.