Der Film ist garantiert was für Elgi (vermutlich auch für Ragon und Pat - ach, was soll´s ... eigentlich für jeden mit ansatzweise Filmgeschmack grin ):

(500) Days of Summer:

Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt, "Brick", "G.I. Joe") hat Architektur studiert, ist aber irgendwie in einen Job als Grußkarten-Texter gerutscht. Die Arbeit langweilt ihn zu Tode, bis eines Tages sein Chef eine neue Assistentin einstellt: die bezaubernde Summer Finn (Zooey Deschanel, "Per Anhalter durch die Galaxis"). Für Tom ist es Liebe auf den ersten Blick und auch Summer scheint Gefallen an ihm zu finden - macht ihm aber schnell klar, daß sie nicht auf etwas Langfristiges aus sei. Somit erleben sie eine Beziehung mit Höhen und Tiefen ...

Wenn man diese grobe Inhaltsbeschreibung so liest, klingt sie, seien wir ehrlich, furchtbar banal. Trotzdem ist "(500) Days of Summer", absoluter Publikumsliebling bei diversen Filmfestivals und bereits in den Top250 der IMDB plaziert, ein richtig toller Film! Woran mag das liegen? Nun, ein Grund ist sicherlich die Tatsache, daß dieser Film - der bereits vor dem Vorspann vom Erzähler als "kein Liebesfilm" angekündigt wird, aber selbstverständlich nicht anderes als ein wunderbarer Liebesfilm ist - sich von den allermeisten Hollywood-Komödien und auch den allseits beliebten britischen Romantic Comedys abhebt durch seine bemerkenswerte Authentizität und Ehrlichkeit. Nein, hier weiß man als Zuschauer nicht von vornherein, daß sie sich am Ende sowieso kriegen werden und auf dem Weg dorthin jede Menge lustige, aber komplett unglaubwürdige Erlebnisse durchstehen müssen. Hier ahnt man, daß es einfach kein klassisches Hollywood-Happy-End geben kann. Vielleicht geht es gut aus, vielleicht geht es schlecht aus, vielleicht auch irgendwas dazwischen - aber spektakulär, weltbewegend wird der Film mit Sicherheit nicht enden.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch "(500) Days of Summer" - der die Story übrigens nicht chronologisch erzählt, sondern hin und her springt - hat zahlreiche brillant-witzige Momente und geistreiche Dialoge zu bieten, ja sogar einige der besten Gags, über die ich in diesem Kinojahr lachen durfte. Aber sie sind entweder vollkommen realistisch - oder, im Wortsinne, phantastisch. Und damit meine ich eben nicht die angesprochenen typischen Hollywood-Situationen. Nein, hier sind diese im Wortsinn phantastischen Szenen dem überbordenden Ideenreichtum des (Kino-)Regiedebütanten Marc Webb zuzuschreiben, der auf diverse wunderbar in die Handlung eingefügte Spielereien setzt, von denen eine Musical-Einlage im "Eli Stone"-Stil noch die konventionellste ist (was sie aber nicht weniger grandios macht). Am liebsten würde ich an dieser Stelle auch von den anderen wunderbaren Regieeinfällen schwärmen, aber die sollte man wirklich selbst erlebt haben, ohne irgendwie gespoilert worden zu sein. Nur so viel: Als Filmfreak wird man noch ein bißchen mehr Freude daran haben als "Normalzuschauer". wink

Natürlich kann ein Film dieser Art nur funktionieren, wenn die Hauptdarsteller erstens gut sind und zweitens gut zueinander passen. Glücklicherweise trifft hier beides zu. Daß ich seit "Brick" und "The Lookout" ein großer Fan von Joseph Gordon-Levitt bin und ihn sogar für einen sicheren zukünftigen OSCAR-Gewinner halte, habe ich ja schon mehrfach geäußert. Auch hier zeigt er wieder eine tolle, facettenreiche Leistung. Und Zooey Deschanel, die mir in ihrer bisherigen Karriere nicht übermäßig positiv aufgefallen ist (im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Emily, die ich dank der Serie "Bones" sehr verehre smile ), ist das perfekte Gegenstück zu Gordon-Levitt. Die Leinwandchemie paßt einfach.

Einziger Wermutstropfen: Meinen heiß ersehnten ersten 10er des Jahres kann ich erneut nicht geben. Hauptgrund dafür ist schlicht und ergreifend, daß ich den stilistisch vergleichbaren "Lost in Translation" NOCH MEHR liebe! Gordon-Levitt und Deschanel sind toll - Bill Murray und Scarlett Johansson sind noch toller! Der Handlungsverlauf in "(500) Days of Summer" ist toll (vor allem, wenn man sich - wie ich - schon mal in einer ähnlichen Situation befunden hat, gerade was das Ende betrifft, das ich hier natürlich nicht spoilern werde wink ) - in "Lost in Translation" aber noch toller! Die Musikauswahl in "(500) Days of Summer" ist sehr gut - in "Lost in Translation" ist sie perfekt! Lediglich in Sachen filmischer Einfallsreichtum hat Webbs Film die Nase vorne. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, daß ich bei einer Zweitsichtung "(500) Days of Summer" noch toller finde als bei dieser Erstsichtung (zumal ich momentan angesichts der in zwei bis drei Wochen bevorstehenden Abgabe meiner Dissertation ständig irgendwie daran denken muß und deshalb meine Konzentration auf andere Dinge nicht die allerbeste ist ...).
Solange gibt es sehr schöne 9 Punkte, in Verbindung mit einer klaren Empfehlung für jeden Freund anspruchsvollen Kinos! up

Übrigens gibt es bei diesem Film für Serien-Fans einen echten Insider-Gag in der deutschen Synchronisation: In einer Szene taucht nämlich ein Kerl auf, der optisch stark an einen jungen David Boreanaz ("Angel", "Bones") erinnert - und siehe da, er hat die deutsche Synchron-Stimme von Boreanaz verpaßt bekommen! grin