Kunar, zu Kiesows Magnum Opus habe ich eine deutlich andere Meinung - allerdings kann ich die ehrlich gesagt nicht mehr so richtig begründen, weil es schon so lang her ist, daß ich das Buch gelesen habe. Ich weiß aber, daß es sich mir SEHR positiv im Gedächtnis festgebrannt hat und daß ich damals keine größeren Probleme mit den Charakteren hatte.
Ein paar Anmerkungen trotzdem zu deinen Kritikpunkten:
1. Deine Beschreibungen von Thesia und Thesia Gilia könnte man so ähnlich auch auf Gandalf und Frodo anwenden. Vielleicht ist der HdR-Vergleich (den ich allerdings nicht ziehen würde) doch nicht SO weit hergeholt? wink
2. Du widersprichst dir teilweise selbst, indem du bei den Charakteren eine zu klischeehafte Ausarbeitung anprangerst, dich dann aber ärgerst, daß speziell im Bezug auf die Bornländer nicht genügend auf die altbekannten Klischees geachtet wurde. Ich denke, das zeigt schon, daß es sich in der Tat eher um persönlichen Fantasy-Geschmack handelt als um rein objektive Kritikpunkte.
Gerade bei Nahema darf man zudem nicht vergessen, daß die in Spielerkreisen ja irgendwann richtiggehend verhasst wurde ob ihres "Powergamer"-Charakters - allerdings war das zum Zeitpunkt des Erscheines von "Das zerbrochene Rad" noch nicht so, deshalb funktionierte ihre Figur innerhalb des Romans damals wahrscheinlich einfach besser ...

Und was die auch von Alrik geteilte Kritik an den Folgen der Borbarad-Invasion betrifft: Ganz ehrlich, ich kann sie nicht verstehen! Genauer gesagt, ich kann schon nachvollziehen, warum man so denkt, aber ich verstehe nicht, warum es wirklich ein Problem sein soll. Die Schwarzen Lande wurden doch eingerichtet, um den Spielern eine weitere Genre-Alternative zu bieten. Das ist gelungen. Wer an Horror kein Interesse hat, kann sich ja immer noch in den Mittellanden, im Horasreich, im Novadi-Gebiet, in den Nordlanden oder in Al´Anfa vergnügen (oder gleich in Myranor). Warum ist es so schlimm, daß Tobrien, Maraskan (das zudem schon immer eher in die Horror-Richtung ging) und ein paar weitere Gebiete auch die Grusel- und Horrorfans bedienen?
Und was die Folgen des "Jahr des Feuers" betrifft: Immerhin wurde das initiiert, um wieder mittelalterlichere Stimmung im Mittelreich zu etablieren. Meiner Meinung nach eine sehr gute Idee, da mir das Mittelreich in den vorangegangenen Jahren schon deutlich zu fortschrittlich geworden war. Jetzt ist es im historischen Vergleich zur Erde zeitlich wieder zurückgefallen - und das eröffnet in der Theorie natürlich auch wieder mehr Platz für das von Alrik geforderte "Märchenhafte". Denn das wird bekanntlich stets vom Fortschritt verdrängt. Jetzt, wo der Fortschritt vorerst aufgehalten wurde, kann es sich wieder mehr verbreiten. Aber natürlich sind da primär die Abenteuer-Autoren gefragt (wie auch dabei, den Horror-Anteil nicht unverhältnismäßig werden zu lassen), die das dann auch umsetzen müssen. Oder die Spielleiter, die ihre eigene Fantasie spielen lassen.