Eigentlich finde ich die Frage, was den Menschen an der Darstellung von Kriegen - Kriegsfilme, Kriegsbücher, Kriegsspiele - so fasziniert, obwohl er den Krieg als solchen aufgrund seiner Grausamkeit im allgemeinen ablehnt (was nicht heißt, dass er ihn nicht führt!), recht interessant.

Ich selbst z.B. finde Krieg abscheulich - sehe mir aber ganz gerne militärhistorische Ausstellungen an oder besichtige alte Schlachtfelder, insbesondere jene der Alpenfront des 1. WK (Dolomiten, Karnische Region, Ortler). Woher kommt diese Faszination für das Leiden vieler Menschen, deren oft einziges Ziel es war, selbst am Leben zu bleiben - und die dafür bereit waren, andere Menschen auf oft die grausamste Weise um ihr Leben zu betrügen? Mitunter - wenn ich mir Sachbücher zum Thema kaufe - habe ich ein regelrechtes schlechtes Gewissen. Man könnte mich ja für einen Militaristen halten, für jemanden, der Spass am Krieg empfindet und am liebsten mal so richtig "losballern" würde.

Dem ist natürlich nicht so - aber trotzdem ertappe ich mich häufig bei der Frage, *was* es eigentlich ist, das diese Faszination auslöst. Warum geht mir der Überlebenskampf tausender Soldaten gegen die elementaren Gewalten der Natur an der Alpenfront näher als der einer Gruppe Bergsteiger? Warum erschauert mich der Anblick einer in den Fels gesprengten Kaverne, in der vor 90 Jahren ein Geschütz seine tödliche Ladung in die in Sichtweite befindlichen feindlichen Schützengräben spuckte mehr als jener eine natürlichen Höhle? Warum starre ich auf den Bildschirm des Fernsehers, wenn in "James Ryan" ein getroffener krampfhaft versucht, seine hervorquellenden Gedärme zurück in den Bauchraum zu quetschen - wozu nur, er muss doch wissen, dass er sie nicht mehr braucht? SOetwas ist wahrlich kein schöner Anblick, nichtmal im Film, bei dem das ja nicht real ist. Und eigentlich würde man erwarten, wenn man sich schon nicht übergibt - wenigstens angewidert wegzuschauen und den Apparat auszumachen oder vorzuspulen, bis das Gemetzel vorbei ist. Warum schaue ich trotzdem weiter hin? Was ist es, was uns das Leiden anderer so... "empfinden" lässt?

Sind wir alle ein bisschen pervers? Oder steckt da mehr dahinter?