Originally Posted by buad
Eine glaubhaft in die Story integrierte Bluttat ist ja auch durchaus zu akzeptieren. Wäre das Massaker an Zivilisten z.B. in Form einer Filmsequenz dargestellt worden, würde vermutlich niemand aufschreien. (In Ja (2?) wurde beispielsweise im Intro ein behindertes Kind mit einer Giftspritze getötet - als ich das das erste mal sah, stockte mir auch der Atem. Aber irgendwie war das eher eine Art Beschreibung, wie die Situation gegenwärtig ist - hatte fast es "Nachrichten"-ähnliches - und damit shcätze ich dort den Stellenwert ganz anders ein.) Aber dieses Massaker *spielbar* zu machen bzw. dem Spieler keine Möglichkeit für eine Alternative zu bieten, ist mMn eine moralisch äußerst fragwürdige Entscheidung der Designer. Und sicher kein gutes Aushängeschild für "Killer"spiele...

Meines Wissens hat man die Alternative, die Mission nicht zu spielen.
Im Übrigen hätte ich auch kein Problem damit, wenn COD6 indiziert oder gar beschlagnahmt würde - aber die Art und Weise der Selbstzensur (wie gesagt, man läuft nur mit und darf nicht auf Zivilisten schießen, während die Terroristen alle ummähen) und vor allem das ursprüngliche Verschweigen dieser Änderung sind die Punkte, die meiner Meinung nach kritisiert werden müßten.

Auf den Rest deines Beitrags möchte ich nicht eingehen... denn du hast in vielem Recht, wenn auch die ausführlichen Beschreibungen von Gewalt nicht notwendig sind, um deinen Standpunkt deutlich zu machen. Aber Fakt ist nun einmal, daß Gewalt mittlerweile alltäglich ist, während Kinderpornos dies nicht sind. Natürlich wäre es löblich, wenn wir Gewalt komplett aus unserer Unterhaltungswelt streichen könnten, aber das ist utopisch. Daß das Abschlachten von Zivilisten durchaus eine Grenze darstellt, die man nicht unbedingt einzureißen braucht, finde ich abgesehen davon auch. Ich wollte nur sagen, daß ich persönlich kein Problem mit der Szene im Original hätte und auch nicht haben werde, wenn ich das Spiel importiere und spiele. Allerdings gehöre ich nicht zu denen, die schon beim Anblick einer Waffe im Spiel/Film in Ohnmacht fallen - und das will ich nicht wertend verstanden wissen. Ob es nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, aber ich habe mich schon von Kindesbeinen an mit Gewalt in Fiktion beschäftigt (Film, Buch, Spiel), so daß ich daran gewöhnt bin. Und ja, ich kann mich selbst so gut einschätzen, daß ich sage, daß ich mir dessen absolut bewußt bin, daß es sich hier um Fiktion und dort um Realität handelt. Ich möchte auch nicht bestreiten, daß es eine Art perverser Lust ist, sich an einem Splatter-Film zu berauschen, aber ich kann da nur für mich sprechen: Es hört an den Grenzen der Fiktion auf. So lache ich z.B. über den Typen, der sich in "Gesichter des Todes" in den Kopf schießt, während ich schockiert bin darüber, daß sich Robert Enke vor den Zug wirft.

Ich wiederhole mich dennoch: Ich bin mir dessen bewußt, daß das nicht jeder so sieht. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen und nicht jeder ist gleich geeignet, das Fiktive "unbeschadet" zu verarbeiten. Aus diesem Grund bin ich auch nicht generell gegen Zensur. Wenn z.B. COD6 eben wegen jener Szene indiziert würde, wäre es meiner Meinung nach gerechtfertigt.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"