Originally Posted by Marian
Teilweise. In vielem hast du natürlich recht. Söldnersamurai waren aber nur die herrenlosen Ronin. Den Verzicht auf eigenes Denken und die nicht selbst empfundene Treue würde ich so nämlich nicht interpretieren. Empfohlene Lektüre von mir in dem Zusammenhang wäre das "Hagakure" (auch heute noch absolut lesenswert), der inoffizielle "Kodex" der Samurai, der sehr interessante Einblicke in die abstrusen Verhaltensmuster der Samurai gibt und sich amüsanterweise alle paar Seiten selbst widerspricht. Ohne eigene Interpretation hätte auch der beste kadavertreue Samurai da schlechte Karten gehabt.

Ronin und Samurai würde ich nicht in einem Atemzug nennen wollen, denn wer herrenlos wurde, war ja kein Samurai mehr, sondern eben nur noch ... Ronin. Und Ronin zu sein, bedeutete im Ansehen ja nicht viel mehr als ein Vagabund oder Bandit. In unserer Kultur hätte man sie als "Raubritter" bezeichnet.

So weit ich weiß, gab es wenig Gründe für einen Samurai, zu einem Ronin zu werden und alle bedeuteten Schande. Entweder, man wurde z.B. wegen Verfehlungen aus dem Dienst entlassen oder der Dienstherr verstarb, weil die Samurai z.B. in ihrer Schutzfunktion versagten. In beiden Fällen hatte ein anständiger Samurai Seppuku zu begehen. Wer's nicht tat, wurde zu einem Ronin mit dem Vorwurf der Feigheit.

Ich schrieb ja "letztendlich waren die Samurai auch nur Söldner", weil sie in Lohn und Brot ihres Dienstherrn standen und für Ihn zu kämpfen und zu töten hatten, ohne die Gründe dafür in Frage zu stellen. Letztendlich sind alle Soldaten, die nur zur sturen Pflichterfüllung kämpfen, nur Söldner.

Und das Hagakure ist soweit ich weiß ja nur eine Art "Knigge" für das generelle Respekt- und Ehrverhalten der Samurai. Wenn der Dienstherr Befehle erteilte, musste nichts interpretiert werden. Zudem ist das Hagakure erst ca. 300 Jahre alt, also weit jünger als die Kaste der Samurai. Und es soll wohl verschiedene, stark voneinander abweichende Versionen davon geben. Von daher ...