Disneys Eine Weihnachtsgeschichte (3D)

Charles Dickens' Geschichte vom Misanthropen und Geizhals Ebenezer Scrooge, der sich in der Weihnachtsnacht durch Geistererscheinungen zum großzügigen Menschenfreund wandelt, dürfte den meisten vertraut sein, nicht zuletzt deswegen, weil sie schon oft verfilmt wurde. Das Buch habe ich nicht gelesen, aber offenbar hält sich Regisseur Robert Zemeckis in der neuesten Verfilmung recht eng an die Vorlage und lässt sich sogar von den Illustrationen der Erstausgabe (auf Wikipedia zu sehen) inspirieren.

Ich bin mit recht niedrigen Erwartungen in den Film gegangen, weil der Name "Disney" in Zusammenhang mit "Weihnachten" eine Überdosis Kitsch befürchten ließ - obwohl der Film erst ab 12 Jahren freigegeben ist (und das mit Recht, denn für Sechsjährige ist er nicht geeignet). Mit einem Übermaß an Kitsch wartet er zum Glück nicht auf, aber begeistert war ich trotzdem nicht.

Disneys Eine Weihnachtsgeschichte wurde komplett in der Performance-Capture-Technik hergestellt, wie schon "Der Polarexpress" und "Die Legende von Beowulf" vom gleichen Regisseur (die ich aber beide nicht gesehen habe). Dabei werden nicht nur Bewegungen, sondern auch die Mimik der Schauspieler auf computeranimierte Figuren übertragen, ähnlich wie bei Gollum in "Der Herr der Ringe", hier aber eben bei allen Filmfiguren. Man erkennt Jim Carrey oder Gary Oldman noch, allerdings sind Gesichtszüge und Körperbau deutlich verändert worden und erinnern ein wenig an Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert.

Dieses Karikaturenhafte ist meiner Meinung nach nicht unpassend, erschwert es aber, mit den Figuren mitzufühlen. Sie wirken zum Teil einfach zu sehr wie bloße Masken. Dazu kommt, dass ein paar Actionsequenzen eingebaut wurden, etwa wenn Scrooge den Geist der vergangenen Weihnacht, eine Kerzengestalt mit Flammenkopf, zu löschen versucht und dann wie eine Silvesterrakete bis über die Wolken in den Himmel schießt oder wenn der Geist der zukünftigen Weihnacht ihn von einer schwarzen Kutsche verfolgen lässt, deren Pferde glühende Augen haben. Ob das auch so im Buch steht, weiß ich nicht, aber es lenkt meiner Meinung nach eher von der Geschichte ab, als sie aufzulockern.

Die 3D-Effekte sind nicht übertrieben eingesetzt - an manchen Stellen hat man zwar das Gefühl, dass die Kameraeinstellung so gewählt wurde, damit in 3D etwas in den Kinosaal ragt, doch im Großen und Ganzen ist der zusätzliche Tiefeneffekt eher interessant als störend. Disneys Eine Weihnachtsgeschichte ist eine technisch nicht perfekte, aber doch ziemlich gut gemachte Verfilmung, die leidlich unterhält, bei der allerdings der Funke nicht so recht überspringt. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht - 5 Punkte. Besser als der Hauptfilm haben mir an diesem Abend die 3D-Trailer zu "Avatar – Aufbruch nach Pandora" und zu Tim Burtons "Alice im Wunderland" gefallen.