"Das weiße Band" habe ich ja bereits vor gut einer Woche gesehen, gestern war ich zudem in:

NOKAN - DIE KUNST DES AUSKLANGS:

Nachdem das Tokioter Orchester, in dem er Cello spielt, aus finanziellen Gründen aufgelöst wird, zieht der junge Daigo (Masahiro Motoki) gemeinsam mit seiner Frau Mika (Ryoko Hirosue, hierzulande wohl am ehesten als Filmtochter von Jean Reno in "Wasabi - Ein Bulle in Japan" bekannt) zurück aufs Land, um in dem Haus zu wohnen, das seine verstorbene Mutter ihm vermacht hat. Als er bei seiner Arbeitssuche auf eine Anzeige antwortet, die vermeintlich von einem Reiseagentur aufgegeben wurde, muß er feststellen, daß es einen fatalen Druckfehler gab. Denn statt "Reise" sollte es in der Stellenanzeige eigentlich "letzte Reise" heißen, kurzum: Bei der Agentur handelt es sich um eine Agentur, die im Auftrag der eigentlichen Bestatterfirmen bei Verstorbenen die traditionellen Todeszeremonien vollzieht. Dazu muß man wissen, daß diese Tätigkeit in Japan offenbar geradezu geächtet ist, weil das Berühren von Leichen "unrein" ist. Nach anfänglichem Zögern nimmt Daigo die Stelle dennoch an, verheimlicht aber vor seinen Freunden und selbst vor seiner Frau Mika, was er wirklich tut ...

"Nokan" ist manchem vielleicht eher unter seinem englischsprachigen Titel "Departures" bekannt, unter dem er dieses Jahr überraschend den Auslands-OSCAR gewonnen hat. Und in der Tat IST es überraschend, daß ein so ruhiger und in jeder Hinsicht unspektakulärer Film, der zudem eng mit japanischen Traditionen verknüpft ist, den bedeutendsten Filmpreis der westlichen Welt gewonnen hat. Überraschend, aber nicht unbedingt unverdient. Denn wenngleich das langsame Erzähltempo und die mitunter symbolbeladenen Bilder an Hanekes "Das weiße Band" erinnern, hat mir "Nokan" insgesamt besser gefallen. Vielleicht gerade deshalb, weil er im Gegensatz zu Hanekes Werk keine großen Ambitionen hat.
Keine anderen Ambitionen, als ein Film zu sein, der sich mit einem (in Japan) Tabuthema - dem Tod - ernst- und gewissenhaft auseinandersetzt. Nach eigener Aussage hatte Regisseur Yojiro Takita aufgrund der Thematik des Films auch nie damit gerechnet, einen kommerziellen Erfolg landen zu können. Und doch hat er es geschafft. Alleine in Japan hat "Nokan" umgerechnet mehr als 60 Millionen US-Dollar eingespielt und auch international läuft er (relativ betrachtet) erstaunlich gut.

Natürlich gibt es auch in "Nokan" eine Liebesgeschichte und auch die grundsympathischen Nebencharaktere sind letztlich fast schon hollywood-typisch. Aber im Grunde genommen ist "Nokan" in der Tat "nur" ein Film einen ungewöhnlichen Beruf. "Six Feet Under" auf japanisch, gewissermaßen. wink

Fazit: "Nokan - Die Kunst des Ausklangs" ist ein sehr ruhiger und unspektakulärer, aber schön gefilmter und einfühlsam erzählter Film, der mit ernsthafter Authentizität, extrem sympathischen Figuren und Darstellern sowie leisem Humor gefällt. Eigentlich ein geradezu klassischer Arthaus-Film. 7,5 Punkte.