AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA (3D):

Im Jahr 2154: Die Natur auf der Erde ist weitestgehend zerstört, auch die Rohstoffvorkommen sind erschöpft. Deshalb sucht die Menschheit auf anderen Planeten nach vorkommen. Auf dem Urwald-Planeten Pandora findet sie ein besonders wertvolles Material, das von einem Megakonzern (dessen Leiter vor Ort Giovanni Ribisi spielt) mithilfe des Militärs unter dem Befehl von Colonel Quartich (Stephen Lang, dieses Jahr bereits in "Public Enemies" in prominenter Rolle zu sehen) geborgen werden soll. Problematisch ist allerdings, daß ausgerechnet über dem größten Vorkommen dieses Minerals ein Dorf der Ureinwohner liegt. Die Na´vi sind etwa doppelt mannshohe, blauhäutige und sehr naturverbundene humanoide Wesen, die den Menschen zwar zunächst freundlich begegnet sind, aber nicht bereit sind, sich "umsiedeln" zu lassen - was zu zunehmenden Feindseligkeiten zwischen den beiden Parteien führt. In dieser Situation soll der junge Marine Jake Sully (Sam Worthingon, "Terminator - Die Erlösung") das Vertrauen der Na´vi gewinnen, indem er in einen von Wissenschaftlern um Dr. Augustus (Sigourney Weaver) geschaffenen "Avatar" schlüpft, der wie ein Na´vi aussieht, aber eine Kreuzung aus menschlichen und Na´vi-Genen ist und von Jake sozusagen mit Geisteskraft gesteuert werden kann. Doch Jake, der von den Na´vi zunächst nur mißtrauisch in ihre Gemeinschaft aufgenommen wird, entwickelt zunehmend Sympathien für die Lebensart der Ureinwohner und speziell für die junge Häuptlingstochter Neytiri (Zoe Saldana, "Star Trek"), die zu seiner Lehrerin auserkoren wurde. Schließlich muß sich Jake entscheiden, auf welcher Seite er steht ...

Zwölf Jahre nach "Titanic", bis heute weltweit erfolgreichster Film aller Zeiten, hat Star-Regisseur James Cameron endlich wieder einen Spielfilm gedreht. Und "Avatar" hält fast alles, was man sich von ihm versprochen hat. Und zerstreut dabei auch fast alle Bedenken, die nach den ersten Trailern in vermeintlicher Videospiel-Optik aufgekommen waren.
"Avatar" ist schlicht und ergreifend ein umwerfendes visuelles Glanzstück! Die Welt Pandora, die Cameron mit seinem Team geschaffen hat, ist jederzeit glaubwürdig, prachtvoll, phantastisch, atemberaubend. Auch die Na´vi wirken wunderbar natürlich und letztlich sogar menschlicher als die Menschen selbst. Die visuelle Pracht ist untrennbar verbunden mit der 3D-Technik. Die habe ich ja bislang sehr skeptisch verfolgt - doch bei "Avatar" habe ich den Aufpreis erstmals keine Sekunde lang bereut. Wo 3D bei fast allen bisherigen 3D-Spielfilmen (IMHO) eher überflüssiges Gimmick war, ist es bei "Avatar" fast schon ein Verbrechen, ihn in 2D zu sehen. Eine bessere Werbemaßnahme für 3D (und auch für das Kino allgemein) als "Avatar" ist kaum denkbar. Die Versprechen, die immer mit dieser Technik verbunden wurden, werden hier erstmals wirklich wahrgemacht: Man fühlt sich als Zuschauer in der Tat, als wäre man "mittendrin" in dieser phantastischen, tollen Welt Pandora, als würde man ebenso darin eintauchen wie es Jake Sully vergönnt ist, es zu tun. Einfach sensationell und wenn "Avatar" bei den OSCARs nicht sämtliche technischen Kategorien gewinnt, dann läuft etwas falsch ... wink

Ein wenig getrübt wird die Begeisterung über das Erlebnis "Avatar" jedoch auf intellektueller Ebene durch die Handlung. Denn die ist arg generisch geraten, mit übertriebener Schwarz-Weiß-Malerei und mitunter allzu plakativer Gesellschaftskritik. Denn natürlich ist die Kritik an Raubtierkapitalismus, Umweltzerstörung und allgemeinem menschlichen Zerstörungs- und Eroberungsdrang sehr offensichtlich. Auch Parallelen zu Vietnam und vor allem zum Umgang der Amerikaner mit den Indianern sind nicht zu übersehen. Im Grunde genommen ist die Handlung von "Avatar" eine wenig innovative Mischung aus Filmen wie "Last Samurai", "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Prinzessin Mononoke", weshalb der geübte Zuschauer eigentlich auch jederzeit ziemlich genau weiß, was als nächstes passieren wird - zumindest, wenn er angesichts des beständigen Staunens über die visuelle Pracht des Films tatsächlich mal kurz zum Nachdenken kommt. smile

Auf der emotionalen Ebene muß ich jedoch sagen, daß die Story einwandfrei funktioniert. Auch wenn man genau weiß, daß man manipuliert wird und wenn man die Handlung bis ins Detail vorauszusagen in der Lage ist: Camerons kraftvolle Inszenierung reißt einen einfach mit und man bangt mit den Guten und verflucht die Bösen leidenschaftlich. Was mehr will ein Film erreichen?

Fazit: "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ist ein Film, den man unbedingt auf einer möglichst großen Leinwand und in 3D sehen sollte. James Cameron ist wieder einmal ein Meilenstein des Kinos gelungen. Daran ändert auch die mittelmäßige Story wenig, wenngleich man schon ein wenig den Möglichkeiten nachtrauern möchte, die Cameron an dieser Stelle noch vergibt. Aber hey, falls "Avatar" erfolgreich wird (und erste Zahlen deuten darauf hin), soll es voraussichtlich noch mindestens zwei Fortsetzungen geben. Und angesichts des Endes von "Avatar" bin ich sehr gespannt, was sich Cameron sein Team dafür ausdenken. Ist es zu viel gewagt zu hoffen, daß "Avatar" tatsächlich erst die (großartige) Vorspeise ist?

Aufgrund der Storyschwächen ist eine Höchstwertung leider nicht möglich, deshalb vergebe ich sehr gute 9 Punkte.

Rein emotional ist "Avatar" jedoch ein glatter 10er ... up