Die "Nachhol-Kritik" schiebe ich weiter auf, dafür habe ich aber noch eine brandneue:

NEW YORK, I LOVE YOU:

Anfang 2007 kam mit "Paris, je t´aime" ein "Film" in die deutschen Kinos, der aus über einem Dutzend Kurzfilmen internationaler Regisseur bestand, die allesamt in Paris spielten. Dieses Kunst-Projekt war insgesamt gelungen (ich vergab knappe 8 Punkte) und inspirierte trotz mäßigen kommerziellen Erfolges Filmemacher aus der ganzen Welt. Ähnliche Kurzfilm-Panoramen sind bereits für Jerusalem, Rio de Janeiro und Shanghai in Planung, doch den Anfang macht hiermit New York. Leider ohne DIE New Yorker Regisseure schlechthin (Woody Allen und Martin Scorsese), aber dennoch mit viel versammelten Talent vor und hinter den Kameras.
Im Unterschied zu "Paris, je t´aime" sind die einzelnen Episoden in "New York, I love you" übrigens nicht streng voneinander abgegrenzt, sondern gehen teilweise ineinander über ohne werden in mehreren "Etappen" erzählt. Auf diese Weise wirkt der Film insgesamt runder, allerdings hat auch die Pariser Variante etwas für sich, da man sich darin stärker auf die einzelnen Episoden konzentrieren kann.
Noch ein Unterschied: Während die kurzen Geschichten in der Pariser Version nach den Departements der Millionenstadt benannt waren, tragen sie hier schlicht den Namen des jeweiligen Regisseurs. Also:

"Allen Hughes" (Regisseur von "From Hell" und aktuell "The Book of Eli"):
Eine einfache, aber charmante und authentisch wirkende Geschichte über einen Mann (Bradley Cooper), eine Frau (Drea de Matteo) und Taxis in New York. 7,5 Punkte
"Jiang Wen" (Hauptdarsteller von "Rotes Kornfeld", Regisseur einiger hierzulande nicht veröffentlichter chinesischer Filme): Ein junger Gauner (Hayden Christensen) trifft auf eine schöne junge Frau (Rachel Bilson) und ihren Liebhaber (Andy Garcia) - der ihm auch sonst einiges voraus hat ... 7 Punkte.
"Shunji Iwai" (Regisseur von "Yentown"): Ein überspannter Filmkomponist (Orlando Bloom) verliebt sich per Telefon in Christina Ricci (kann ich nachvollziehen! grin ). 7 Punkte.
"Mira Nair" (Regisseurin von "Kama Sutra", "Monsoon Wedding" und aktuell "Amelia"): Ein indischstämmiger Juwelier (Irrfan Khan) und eine hassidische Jüdin (Natalie Portman) diskutieren amüsant über das Wesen der Religionen. 8,5 Punkte.
"Yvan Attal" (Regisseur von "Meine Frau, die Schauspielerin" und "Happy-End mit Hindernissen"): Gleich zwei kurze Liebes-Episoden (mit Ethan Hawke/Maggie Q sowie Robin Wright Penn/Chris Cooper), die allzu plakativ den Satz "nicht alles ist so, wie es scheint" illustrieren. 4,5 Punkte.
"Brett Ratner" (Regisseur der "Rush Hour"-Reihe): Ein Teenager (Anton Yelchin) und die erste Liebe. Mit James Caan und Blake Lively in Nebenrollen. 7 Punkte.
"Fatih Akin" (Regisseur von "Gegen die Wand", "Im Juli" und "Auf der anderen Seite"): Ein alter Maler (Ugur Yücel) will eine junge Chinesin (Shu Qui) porträtieren, doch diese ziert sich zunächst. Mit Burt Young in einer Nebenrolle. 7 Punkte.
"Shekhar Kapur" (Regisseur von "Elizabeth" und "Die vier Federn"), nach einem Drehbuch des verstorbenen Anthony Minghella ("Der englische Patient"): Eine gealterte Sängerin (Julie Christie) trifft in einer traumartigen Episode auf einen jungen Geistesverwandten (Shia LaBeouf) - oder so. Diese Geschichte ist die mit Abstand schönste und zugleich unverständlichste in dieser Sammlung. Laut Kapur war das vollkommen beabsichtigt, jeder soll seine eigene Interpretation finden. Insofern ist es natürlich dumm, daß hier sofort die nächste Episode folgt, weshalb man nicht viel Zeit zum Nachdenken hat. Aber es ist wie bei "Mulholland Drive": Wen interessiert schon der Sinn, wenn es toll inszeniert ist? wink Mit John Hurt in einer Nebenrolle. 9 Punkte.
"Joshua Marston" (Regisseur von "Maria voll der Gnaden"): Ein altes Ehepaar (Eli Wallach und Cloris Leachman) macht einen Spaziergang. Klingt simpel. Ist es auch. Macht trotzdem Spaß. 8 Punkte.
"Natalie Portman": Ein junger Vater (Cesar de Léon) geht mit seiner kleinen Tochter in den Park. 6,5 Punkte.

Ergibt durchschnittlich 7,2 Punkte, falls ich mich nicht verrechnet/verzählt habe. Gerundet also 7 Punkte. "Paris, je t´aime" war besser, da die Geschichten unterschiedlicher und insgesamt einfach schöner waren. Bei "New York, I love you" geht es mir ein bißchen zu oft einfach nur um die Liebe, außerdem ist die (vermutlich zutreffende) eher hektische Atmosphäre einfach weniger mein Fall als das Pariser Leben. wink