Das Problem mit dem Attributimport besteht wohl darin, dass ein zweiter Teil dann immer irgendwo in der Mitte beginnt (was für einen *zweiten* Teil ja auch durchaus nachvollziehbar wäre), und Quereinsteiger dadurch möglicherweise abgeschreckt werden bzw. einen vorentwickelten Standardcharakter präsentiert bekommen - eben nicht bei einem jungfräulichen eigenen Charakter beginnen können. Für die Entwickler - vor allem wahrscheinlich für die Marktanalysten unter ihnen - ist das vermutlich der blanke Horror. Resultat sind oftmals faule Kompromisse, bei denen der Hauptchar auf mysteriöse Weise sein Gedächtnis und oder seine Fähigkeiten und oder seine Ausrüstung verloren hat: durch einen schlimmen Unfall, einen heimtückischen Fluch, ein fieses Gift, das Eingreifen einer höheren Macht usw. usf.
Ganz gut hat das Problem mMn BG/BG2, NWN und NWN2 gelöst, wo Quereinsteiger in den späteren Teilen ihren neuen Charakter wenigstens auf eine bestimmte Stufe anheben konnten - auch wenn sie gegenüber importierten Charakteren in der Regel immer benachteiligt waren.
Darüber hinaus bedarf die Möglichkeit eines HIs auch immer einer irgendwie gearteten Levelbegrenzung des Vorgängerteils. Hochstufige Charaktere, die eigentlich schon alles gelernt haben (wie. z.B. in Drakensang oder im Witcher), sind nicht sinnvollerweise zu importieren, wenn man nicht das gesamte System umkrempelt - und sowas leidet meist an Glaubwürdigkeit. Warum z.B. sollen die Wölfe im zweiten Teil plötzlich um so vieles stärker sein? Andereseits soll der SPieler ja noch gewisse Herausforderungen haben - die sind aber einem gestandenen Helden schwerer zu bieten, wenn man diese Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will. Es mag auch hier Kompromisse geben - aber Kompromisse sind immer genau das: man verzichtet auf etwas zugunsten etwas anderen.
Ich bin nachwievor ein Anhänger des HIs - war ja seit jeher dessen Verfechter - sehe diesen aber inzwischen deutlich differenzierter. HI macht vor allem dort Sinn, wo eine Geschichte weitererzählt wird. Und er macht am allermeisten Sinn, wenn der Nachfolger viele Beziehungen zum Vorgänger enthält, und wenn diese Querverbindungen/-verweise samt und sonders beim Import berücksichtigt werden.