Originally Posted by Ralf
Ich stimme dir ja in vielem zu, Elgi, aber hierzu möchte ich schon anmerken, daß die Arbeitszeit in Deutschland heute im Vergleich zu der Arbeitszeit in den vorangegangenen Jahrzehnten sicher keine Erklärung dafür ist, daß offenbar immer mehr Eltern bei der Erziehung zu versagen scheinen.

Die Arbeitszeit wollte ich im Allgemeinen kritisiert wissen. Abgesehen davon mag ich solche Statistiken nicht, denn es geht nicht darum, ob man in Deutschland jetzt durchschnittlich 35 Stunden arbeitet, in Spanien mehr, vor 40 Jahren überall mehr, in 10 Jahren überall weniger usw. Auf 5 Stunden mehr oder weniger kommt es nicht an, es geht um prinzipielle Dinge. So z.B. über die psychische Belastung, die immer mehr anwächst. Früher hatte man einen Job und hat da gearbeitet, bis man in Rente ging (vereinfacht dargestellt). Heute kann man froh sein, wenn man einen Job hat und muß sich dann immer wieder fürchten, diesen nicht mehr zu haben. Insbesondere in Berufen mit niedrigem Einkommen ist dies ein Problem, denn ein Fabrikarbeiter, der entlassen wird, steht vor anderen (und meiner Meinung nach größeren) Schwierigkeiten, als ein sog. "Besserverdiener".
Es mag sich utopisch und durchaus nach Esoterik anhören (sieht Programm der Violetten), aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gewinne ich die Überzeugung, daß wir in der Tat mal das bedingungslose Grundeinkommen ausprobieren müssen - am besten nicht nur in Deutschland, sondern zumindest mal in Europa.
Keine Ahnung, wie das zu finanzieren ist, daher kann ich dazu nichts sagen. Aber wenn man sich keine Sorgen um seine Existenz machen muß, lebt es sich ganz entscheidend anders. Der Wandel wird sicher nicht sofort stattfinden und es wird durchaus viele geben, die das Grundeinkommen als Ausrede benutzen, um überhaupt nichts mehr zu machen. Aber das liegt schlichtweg daran, daß das Wort "Arbeit" viel zu negativ besetzt ist. Es soll ja nicht darum gehen, für sein Überleben zu arbeiten, sondern produktiv für die Gesellschaft und vor allem für sich selbst tätig zu werden.
Wie gesagt, mag utopisch klingen...


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"