Auf Traszas absurden Vergleich werde ich jetzt mal nicht eingehen.

Originally Posted by buad
Einen Unterschied, wie bereits erwähnt, sehe ich da schon - aber groß ist der Abstand nicht. denn wer weiß schon, wie die Vergewaltiger primär in diese Situation gekommen sind? Möglicherweise hatten sie Grund, in das Haus einzubrechen, weil ihrer Meinung nach von dort eine akute Bedrohung ausging - eine Fehleinschätzung, qualitativ erstmal kaum anders als die der Hubschrauberbesatzung, mit dem (recht wichtigen) Unterschied, dass Infanterietruppen ihren Arsch mitten im Geschehen haben und grundsätzlich höher gefährdet sind, während eine Hubschrauberbesatzung eine Gefahrenzone recht schnell verlassen kann und auch etwas mehr Schutz hat als ein Infanterist. Nun, und nach Klärung der Primärsituation gingen dann bei beiden die Sicherungen durch - die einen wurden zu Mördern und Vergewaltigern, haben Wehrlose niedergemacht und misshandelt, die anderen "nur" zu Mördern. Die Hubschrauberbesatzung hat ebenso wie diese Infanteristen Unbewaffnete und Schwerverwundete zusammengeschossen, Menschen, die *nichts anderes* wollten, als anderen zu helfen, von denen ganz offensichtlich *keinerlei* Bedrohung ausging. Die einen waren direkt vor Ort, die anderen hatten etwas Abstand und saßen um Hubi.
Es wäre schön, wenn Du den *qualitativen* Unterschied zwischen beiden Verbrechen mal ganz genau herausarbeiten könntest...

Der qualitative Unterschied ergibt sich für mich aus folgender Überlegung:

Die Soldaten schießen auf eine Gruppe von Personen, von denen sie annehmen, daß sie bewaffnet sind. Nun sagst du, daß man das gerade noch so hinnehmen könnte... daß aber der Rest (auch die Kommentare) ganz eindeutig inakzeptabel und mehr oder minder auf gleicher Stufe sind wie das Vergewaltigungsbeispiel. Ich hingegen vertrete die Ansicht, daß die Soldaten, die angefangen haben zu schießen, auch im Folgenden ihren "Auftrag" sozusagen fortsetzen. Wenn ich annehme, daß eine Gruppe von Personen mit Sturmgewehren und Raketenwerfern ausgestattet ist, dann muß ich diese Gruppe aus Soldatensicht ausschalten - dann kann ich aber auch nicht zulassen, daß sie "Verstärkung" erhalten, die etwa Überlebenden in einen Bus schleppen, in dem weiß Gott was vorhanden sein könnte.
Der gesamte Vorfall basiert auf der falschen Annahme, daß die Zivilisten bewaffnet waren. Alleine aufgrund dieser falschen Annahme wurde überhaupt geschossen und das Ganze - auch wenn es sich natürlich zynisch anhört - bis zum Ende durchgezogen.

Wenn wir uns hingegen das Beispiel mit dem Einbruch, der Vergewaltigung und der Ermordung anschauen, dann kann ich da nicht erkennen, wie man eine Gefahrensituation - die man vielleicht fälschlicherweise annimmt - entschärfen kann, indem man ein Mädchen vergewaltigt und sie sowie ihre Familie ermordet. Wenn sie angenommen hätten, daß das Mädchen eine Gefahr darstellt, hätten sie es erschossen - wäre eine tragische Geschichte gewesen, aber zumindest mit dem obigen Fall vergleichbar. Aber ich vermute ganz stark, daß nicht einmal Infanteristen beigebracht wird, ein bewaffnetes Mädchen zu entwaffnen, indem man es vergewaltigt und dann zusammen mit seiner Familie tötet.

Zusammengefaßt: Im Hubschrauber-Fall sehe ich eine Aktion, die von Anfang bis Ende durchgezogen wird, um eine fälschlich angenommene Gefahrensituation zu lösen.
Im anderen Fall kann ich nicht im Ansatz erkennen, wie man die Vergewaltigung und Ermordung militärisch erklären könnte. Und das ist der qualitative Unterschied in meinen Augen.


Bevor der Protest losgeht: Natürlich sind die Kommentare der Soldaten teilweise schlimm... und auch wie im Nachhinein das Ganze vertuscht wird, ist inakzeptabel. Aber der Vorfall an sich ist meiner Meinung nach leider nichts Außergewöhnliches im Krieg - die Soldaten handeln auf Basis einer falschen Annahme und es kommt zur Tragödie. Ihnen aber die Intention anzudichten, daß sie gerne Zivilisten abschlachten würden, halte ich hier für unangebracht.

Der Vergleich zur Vergewaltigung hinkt aus diesen Gründen enorm... die KZ-Geschichte entbehrt natürlich ebenfalls jeglicher Grundlage in meinen Augen und ist einfach nur unsinnig.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"