KICK-ASS:

Comic-Fan Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein stinknormaler Teenager, dessen einzige übernatürliche Fähigkeit nach eigener Aussage ist, daß er für Mädchen unsichtbar ist. grin
Als er eines Tages mit seinen Freunden darüber sinniert, warum Millionen Menschen Paris Hilton nachahmen, aber kein einziger einen noblen Comic-Superhelden, wird genau das zu einer fixen Idee für ihn: Schließlich kauft er sich bei einem Online-Versand ein (wenig beeindruckendes) grünes Superhelden-Kostüm und trainiert seine körperlichen Fähigkeiten. Als er dann erstmals als Superheld "Kick-Ass" auftritt, endet das übel - dummerweise für ihn, nicht für seine Gegner. Doch Dave läßt sich nicht entmutigen und erregt letztlich tatsächlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit - dank der Mithilfe eines Ex-Cops auf Rachefeldzug (Nicolas Cage) und dessen äußerst schlagkräftiger präpubertärer Tochter (Chloe Moretz) ...

Ich bin ja bekanntlich kein Comic-Leser, aber unter Comic-Fans soll "Kick-Ass" als ebenso brutale wie unmoralische wie schwarzhumorige Parodie auf das Superhelden-Genre für mächtig Furore gesorgt haben. Und auch die Mid-Budget-Verfilmung (ca. $50 Mio.) von "Sternwanderer"-Regisseur und Ex-Guy Ritchie-Produzent Matthew Vaughn hat bereits im Vorfeld mit spektakulär verlaufenen Test-Screenings und überwiegend glänzenden Kritiken für Furore gesorgt.
Zurecht? Nun, zumindest nicht ganz zu Unrecht.

Meine Erwartungen an "Kick-Ass" waren aufgrund dieser Vorgeschichte extrem hoch. Leider kann der Film sie nicht ganz erfüllen, was vor allem an der arg schablonenhaften Handlung liegt. Klar, für eine Parodie ist es normal, auf aus dem Genre bekannte Handlungsmuster zu setzen und diese dann kräftig zu veralbern. Dennoch ist die Geschichte von "Kick-Ass" genau deshalb sehr vorhersehbar und das hätte man meiner Meinung nach durch den ein oder anderen Story-Kniff relativ leicht vermeiden können, ohne an Parodie-Potential einzubüßen. Auch muß ich sagen, daß der wilde Genremix zwischen albernen Teenie-Klamotten á la "Superbad" oder "American Pie" einerseits, klassischen Superhelden-Filmen wie "Spider-Man" andererseits und brutalen Rache-Thrillern wie "Ein Mann sieht rot" auf noch einer anderen Seite wink ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Aber: Irgendwie funktioniert er tatsächlich.

Und so muß ich auch konstatieren, daß mir "Kick-Ass" trotz der früh durchschaubaren Handlung viel Freude bereitet hat. Das liegt unter anderem an der passenden Musikuntermalung und dem rasanten Schnitt, vor allem aber an den Charakteren, die trotz aller (in diesem Bereich als Parodie wunderbar funktionierender) Klischees einfach liebenswert sind - selbst auf Oberbösewicht-Mafioso Frank D´Amico ("Sherlock Holmes"-Antagonist Mark Strong) und seinen ehrgeizigen Sohn Chris (Christopher Mintz-Plasse aus "Superbad") trifft das in verquerer Art und Weise zu. Noch viel stärker natürlich auf Dave aka Kick-Ass, den der noch unbekannte 19-jährige Aaron Johnson sehr sympathisch rüberbringt - und am meisten auf die beiden heimlichen (oder auch nicht so heimlichen) Stars des Films: Das "Vater-Tochter-Gespann aus der Hölle", das sich ebenfalls Superhelden-Namen verpaßt, nämlich "Big Daddy" und "Hit-Girl". Nicolas Cage, der in den letzten Jahren wenig Geschick bei der Rollenauswahl bewies, zeigt hier, daß er immer noch eine richtig coole Sau sein kann und macht weit mehr Eindruck als in seinem "echten" Superhelden-Film "Ghost Rider". Und Chloe Moretz, die bereits im grandiosen "(500) Days of Summer" in ihrer Nebenrolle als kleine Schwester des Protagonisten beeindruckte, wird sich durch diesen Auftritt mit Sicherheit einen ewigen Platz in der Hall of Fame der Comic-Fans gesichert haben - sorgt aber nebenbei auch für die relativ wenigen negativen Kritiken, die sich nämlich fast ausschließlich mit moralischen Bedenken gegenüber einer von einer während der Dreharbeiten erst 12-Jährigen gespielten Killermaschine tragen ...

Sicher, "Kick-Ass" ist vollkommen unmoralisch und für einen von der FSK ungeschnitten ab 16 Jahren freigegebenen Film erstaunlich brutal - aber eben auch so dermaßen übertrieben in Szene gesetzt, daß das wohl niemand fälschlicherweise ernstnehmen kann. "Kick-Ass" will unterhalten. "Kick-Ass" unterhält. Mission erfüllt. 8 Punkte.

P.S.: Leider läuft der Film kommerziell sowohl in den USA als auch international unter den Erwartungen, aufgrund des überschaubaren Budgets sollte es aber hoffentlich reichen, um eine Fortsetzung zu sichern. Und da ich fest davon ausgehe, daß "Kick-Ass" auf DVD ein wesentlich größeres Publikum erreichen wird, sollte die Fortsetzung dann auch im Kino deutlich erfolgreicher sein - sozusagen der "Saw"-Effekt (in der Hoffnung, daß bei "Kick-Ass" im Gegensatz zur "Saw"-Reihe NICHT der erste Film der mit Abstand beste bleibt ...)

Last edited by Ralf; 23/04/10 10:39 AM.