So,
dann wollen wir sie mal einläuten, die lang und mit größter Spannung erwartete
Fußballweltmeisterschaft am Kap der Guten Hoffnung 2010.
Afrikas langersehnte Premiere als Gastgeber des größten Sportevents der Welt eröffnet stellvertretend das in den 90ern von der Jahrzehnte währenden Apartheid und noch hunderten Jahren längerer Unterdrückung der schwarzen Urbevölkerung befreite Südafrika in der Auftaktpartie gegen die starken Mexikaner.
Für die deutsche Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw in seinem 3. großen Turnier (dem 2. unter komplett eigener Regie) möchte ich an dieser Stelle die Einführung gerne dem - in verletzungsbedingter Abwesenheit des `Capitano´ (das Forum berichtete!

) - frisch gekührten neuen Kapitän der Nationalelf überlassen: Philipp Lahm.
Er reißt ungefähr alle Themen perfekt an, die sich bisher im Vorfeld vor und während der heißen Vorebereitungsphase gestellt haben - Verletzungen, Taktik, Bestimmung des endgültigen Kaders, Sorgenkinder, die WM-Aussichten und nicht zuletzt auch seine neue, die vieldiskutierte Kapitänsrolle.
Und ganz am Ende wartet er noch mal mit einem besonderen Clou auf - einer subtilen Äußerung, die man (einige

) auch gerne als Provokation lesen könnte

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WM 2010: Philipp Lahm - "Man darf auch sagen, was gut läuft"[/b]Interview: Christof Kneer und Ludger Schulze[b]DFB-Kapitän Philipp Lahm über Ratschläge für den Bundestrainer, das
Aussterben dominanter Chefs auf dem Platz, kleine Wirbler und schwere
WM-Gegner.
... SZ: Als Kapitän dürfen Sie jetzt öffentlich die Perspektive bei der WM einschätzen. Wie weit kommt Deutschland?
Lahm: Ich denke, das realistische Ziel heißt Halbfinale. Das Potential hat die Mannschaft, sie muss nur dran glauben. Die Vorrunde ist allerdings nicht ohne, das muss man ganz klar sagen.
SZ: Eine gemütliche Warmspielphase wie 2006 könnte diesmal entfallen.
Lahm: Unser erster Gegner damals war Costa Rica, da konnte man sich auch ein paar Schwächen leisten. Australien dagegen ist viel zäher, körperlich sehr stark. Die Gruppe diesmal ist viel, viel schwerer - das sind drei Gegner, gegen die man in einem einzelnen Spiel auch mal verlieren kann.
SZ: Zumal die deutsche Elf schwer einzuschätzen ist - und einen etwas anderen Charakter hat als frühere DFB-Teams.
Lahm: Das stimmt. Diese Mannschaft hat ihre Stärken sicherlich im spielerischen Bereich, wir haben viele junge Spielertypen dabei, die den Ball gern am Fuß haben, die eine saubere Technik haben. Und die Mannschaft ist torgefährlich, wir haben viele Spieler mit einer guten Schuss- und Kopfballtechnik.
SZ: Als Kapitän dürfen Sie auch die Schwächen benennen.
Lahm: Was ich immer sage: Wir müssen noch besser verteidigen. Wir lassen immer noch zu viele Torchancen zu. Aber ich denke, dass wir das bis zum Turnier hinbringen. Das war zuletzt ja immer so: Wenn wir zehn Tage zusammen waren, haben wir besser gespielt, als wenn wir drei Tage zusammen waren. Wir sind nicht die besten Fußballer oder Einzelkönner, wir müssen als Mannschaft unsere Qualitäten umsetzen. Und dazu brauchen wir Zeit. Unser Team muss üben.
SZ: Das Trainingslager ist aber fast zu Ende.
Lahm: Man muss die erste Woche in Südafrika als Trainingswoche mitrechnen. Da wird die endgültige Feinabstimmung passieren. Und ich vertraue dem Trainer, dass er es auch diesmal wieder hinbekommen wird.
SZ: Was kann der deutsche Bundestrainer vom Erfolgsmodell der letzten Saison, dem FC Bayern, übernehmen?
Lahm: Wenn ich ehrlich bin: nicht viel. Man kann weder die Spielertypen noch die Philosophie vergleichen. Bei Bayern haben wir Typen wie Robben oder Ribéry, die das Spiel breit machen. Beim DFB haben wir Typen wie Mesut Özil, die lieber durch die Zentrale kommen. Und bei Bayern ist alles auf Dominanz und Ballkontrolle angelegt, beim DFB spielen wir eher abwartend, um dann schnell nach vorne und zum Abschluss kommen.
SZ: Wirkt die Niederlage im Champions-League-Finale noch nach?
Lahm: Die Enttäuschung ist noch da, wird aber mit jedem Tag weniger. Und mit dem Autokorso am Tag nach dem Finale hatten wir die beste Therapie.
SZ: Das müssen Sie erklären.
Lahm: Wir haben ja kurz überlegt, ob wir das alles absagen. Aber du kannst nicht Tausende einfach am Straßenrand stehenlassen. Also haben wir gesagt: Okay, da müssen wir durch. Wir sind losgefahren, alle schlecht gelaunt. Der Trainer am schlechtesten, aber ab der Münchner Freiheit standen plötzliche Tausende, die uns jeden Kilometer mehr aufgebaut haben. Man hätte die Mannschaft filmen müssen, als sie losfuhr und als sie am Marienplatz ankam. Am Marienplatz hatten wir das Champions-League-Finale fast gewonnen.
SZ: Im Herbst haben Sie dieser Zeitung ein vereinskritisches Interview gegeben. Ist jetzt alles wieder gut?
Lahm: Ich kann nur sagen, dass wir danach sehr, sehr erfolgreich Fußball gespielt haben.
SZ: Ein sehr diplomatischer Satz.
Lahm: Ich habe mir das Interview übrigens vor kurzem nochmal durchgelesen, mit dem Abstand eines Dreivierteljahres.
SZ: Und?
Lahm: Ich war zufrieden.
Ragon, der Südafrika-Magier
