INCEPTION:

"Inception" von "Memento"- und "The Dark Knight"-Regisseur Christopher Nolan ist mal wieder einer jener Filme, über deren Inhalt man möglichst wenig verraten sollte, um anderen nicht die Überraschungen zu verderben. Daher nur soviel: Es geht um Träume, um den Diebstahl und um die Einpflanzung von Gedanken. Und der beste für diesen Job ist Cobb (Leonardo DiCaprio).

Mit "Inception" ist Nolan (wieder mal) etwas gelungen, das im heutigen Hollywood kaum noch jemand zu beherrschen scheint: Ein intelligenter Sommerblockbuster, der auch von seinen Zuschauern reichlich Mitdenken erfordert! Aber bevor jemand auf falsche Gedanken kommt (wie manche Kritiker): Es IST immer noch ein (actionbetonter) Sommerblockbuster und KEIN sozialphilosophisches Lehrstück ...

Aber als Sommerblockbuster ist "Inception" nahezu perfekt. Besonders freut mich, daß es sich um einen richtigen Ensemble-Film handelt. Es ist nicht ein DiCaprio-Film mit vielen hochkarätigen Nebendarstellern. Es ist ein Film mit den Hauptdarstellern Leonardo DiCaprio, Marion Cotillard ("La vie en rose", "Public Enemies"), Joseph Gordon-Levitt ("Brick"), Ellen Page ("Juno"), Cillian Murphy ("Batman Begins"), Tom Hardy ("Star Trek Nemesis", "Bronson") und Ken Watanabe ("Last Samurai") ZUZÜGLICH etlichen hochkarätigen und/oder talentierten Nebendarstellern (Michael Caine, Tom Berenger, Pete Postlethwaite, Lukas Haas, Dileep Rao, Talulah Riley). Die sieben Hauptdarsteller agieren die gesamten fast 150 Minuten lang über fast vollkommen gleichberechtigt - einzige Ausnahme: Die Rollen von DiCaprio und Cotillard sind die einzigen, über deren Vergangenheit das Publikum etwas erfährt. Deshalb bleiben die übrigen Charaktere insgesamt leider auch relativ flach. Das stört während des Films nicht wirklich, weil ständig so viel los ist (ähnliches gilt für die vermutlich durchaus vorhandenen Logikfehler in der verworrenen Geschichte) und die Darsteller eben auch samt und sonders zu überzeugen wissen. Aber im Nachhinein betrachtet wünschte ich, Nolan hätte etwas weniger Action und dafür etwas mehr Charaktertiefe eingebracht.

Das ist aber eigentlich auch mein einziger (dafür aber die Höchstwertung verhindernder) echter Kritikpunkt. Ansonsten paßt alles. Die Schauspieler, die ebenso herausfordernde wie (trotz nicht ganz eindeutigen Endes) befriedigende Storyführung, die edle Kameraführung von "Dark Knight"-Kameramann Wally Pfister, der majestätische Soundtrack von Hans Zimmer, die makellosen Spezialeffekte. Alles wow. smile

Und das Beste ist: "Inception" ist tatsächlich ein weltweiter Publikumshit geworden! Noch am Tag vor dem US-Start war ich ziemlich sicher, daß sich Nolan diesmal doch würde verhoben haben mit einem Big-Budget-Projekt, das eigentlich viel zu anspruchsvoll für das übliche Sommer-Blockbuster-Publikum ist. Aber ich habe mich geirrt und somit dürfte Nolan in Zukunft von den Studios noch mehr Freiheiten erhalten als bisher schon. Und etwas besseres kann aus Sicht aller Filmfans kaum passieren. up

9 Punkte.

Witzig allerdings, daß DiCaprio nun mit Scorseses "Shutter Island" und "Inception" zwei (erfolgreiche) Filme nacheinander gedreht hat, die trotz aller Unterschiede in gewisser Weise fast identisch enden. Allerdings interpretiere ich persönlich die beiden Enden ziemlich gegensätzlich. smile