SOLOMON KANE:

England, frühes 17. Jahrhundert: Solomon Kane (James Purefoy) ist ein echter Badass-Söldner, der kein Erbarmen kennt und alles tut, um an Gold zu kommen. Doch dann trifft er nach der Erstürmung einer reich gefüllten Schatzkammer auf keinen geringeren als den Sensenmann höchstpersönlich, der ihm enthüllt, daß seine Seele dem Teufel gehört - und er ist gekommen, um sie einzusammeln! Doch mit einer tollkühnen Verzweiflungsaktion entkommt Solomon dem Sensenmann in letzter Sekunde - fürs Erste.
Die Erkenntnis, daß die Hölle bereits auf ihn wartet, hat erwartungsgemäß durchaus Einfluß auf Solomons weitere Taten. Er entsagt der Gewalt, zieht sich in ein Kloster zurück und sucht Schutz bei Gott. Doch als ihm der Abt eines Tages eröffnet, daß er nicht in dem Kloster bleiben könne, wird er zum rastlosen Wanderer - und muß schon bald erkennen, daß prinzipielle Gewaltlosigkeit nicht immer in Gottes Sinne ist ...

Solomon Kane ist eine der Figuren, die der "Conan"-Schöpfer Robert E. Howard in seinem kurzen Leben ersonnen hat. Ehrlich gesagt wußte ich vor dieser Verfilmung außer dem Namen nichts über ihn, doch nun kann ich sagen: Ein sehr interessanter Charakter mit viel Potential für gute Geschichten in einer Dark Fantasy-Variante der frühen Neuzeit. Ein Potential, das diese britische Verfilmung von Michael J. Bassett ("Deathwatch") immerhin einigermaßen ausschöpft.
Die Kritiker werden unter Garantie wieder mal bemängeln, daß "Solomon Kane" sich selbst viel zu ernst nehme. Aber als Fantasy-Fan bin ich ehrlich gesagt um jeden Fantasy-Film froh, der sich und sein Genre tatsächlich mal einigermaßen ernst nimmt - sind nämlich auch in der Post-"Herr der Ringe"-Ära nicht wirklich viele. "Solomon Kane" nimmt sich dankenswerterweise definitiv ernst und hat auch keine Angst vor einer Portion gesunden Pathos. smile Und macht auch sonst vieles richtig. Aber leider auch etliches falsch.
Fangen wir mit den Kritikpunkten an: Der größte ist das äußerst unrunde Tempo des Films, das stetig zwischen "arg gemächlich" und "überhastet" schwankt. Zu Beginn läßt sich Bassett viel Zeit, um die Hauptfigur und ihren inneren Konflikt einzuführen, teilweise vielleicht sogar einen Hauch zu viel Zeit. Dafür überschlagen sich gegen Ende die Übereignisse, was zu einem zwar spektakulären, aber letztlich unbefriedigenden Finale führt (zumal mit einer äußerst läppischen, geradezu ärgerlichen Auflösung). Was auch damit zusammenhängt, daß leider zu viele wichtige Nebencharaktere vernachlässigt werden, auch und gerade der Oberbösewicht. Wie schon in Bezug auf das Filmtempo gesagt: Das wirkt einfach unrund.
Außerdem ist die bombastische Musik von Klaus Badelt zwar für sich genommen durchaus sehr hörenswert (ich spiele sogar mit dem Gedanken, mir den Soundtrack zuzulegen) - aber im Filmkontext leider zu oft zu aufdringlich. Gute Musik ist nicht gleich gute Filmmusik. Gute Filmmusik muß das Geschehen unterstützen, vielleicht auch (wie bei "Conan der Barbar" oder "Gladiator") verstärken - es darf es aber keinesfalls überlagern, dominieren. Das ist bei "Solomon Kane" aber leider hin und wieder der Fall. Bei "22 Bullets" hat Badelt das besser hinbekommen.

Kommen wir zu den Stärken des Films: Da wäre zunächst Hauptdarsteller James Purefoy, der Solomon Kane in seinem schönsten Marcus-Antonius-Gedächtnis-Overacting verkörpert - vor allem übrigens im herrlichen Prolog (btw: ICH WILL EIN PREQUEL!). grin
Auch Pete Postlethwaite weiß in einer wichtigen Nebenrolle wie gewohnt voll und ganz zu überzeugen und auch die meisten anderen Nebendarsteller (u.a. Alice Krige, Rachel Hurd-Wood, Jason Flemying und Max von Sydow, der wie bereits in "Conan der Barbar" eine kleine Nebenrolle spielt).
Weiterhin ist es den Filmemachern gelungen, einen wirklich phantastischen Dark Fantasy-Look zu kreieren, wie ich ihn so selten auf der großen Leinwand bewundern durfte. Zudem gibt es auch einige wirklich nette Spezialeffekte zu sehen.
Und vor allem: Solomon Kane ist (zumindest für Genre-Verhältnisse) tatsächlich mal ein richtig interessanter, vielschichter Filmheld, der jede Menge Erzählpotential für eventuelle Fortsetzungen (oder eben Prequels wink ) bietet. Eigentlich. Denn da der Film (der laut IMDB immerhin $45 Mio. gekostet hat) in England ziemlich floppte und in etlichen anderen Ländern - auch Deutschland - es nicht mal zu einem regulären Kinostart bringt, dürfte das wohl extrem schwierig werden. Schade. Sehr, sehr schade. Denn in die Welt von "Solomon Kane" habe ich mich schon mit diesem einen Film ein bißchen verliebt.
Mit etwas mehr inszenatorischer Routine und stärker ausgearbeiteten Nebencharakteren hätte das Ganze tatsächlich das Zeug, zu einem der wenigen echten Fantasy-Klassiker zu werden. Vielleicht geschieht ja doch ein Wunder und es gibt irgendwann eine würdige Fortsetzung (oder ein Prequel!) ...
7,5 Punkte.

Nicht-Fantasy-Fans dürfen einen Punkt abziehen. wink

P.S.: In der Robert E. Howard-Verfilmungs-Rangliste kommt "Solomon Kane" locker auf Platz 2. Deutlich hinter "Conan der Barbar", aber noch deutlicher vor "Conan der Zerstörer", "Red Sonja" und "Kull der Eroberer" (was zugegebenermaßen auch nicht richtig schwierig ist ...).
P.P.S.: Über den Kauf des Soundtracks muß ich nicht mehr nachdenken - der wurde leider gar nicht veröffentlicht. down

Last edited by Ralf; 06/09/10 03:05 PM.