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Vor dem in Nürnberg am Donnerstag beginnenden Fantasy Filmfest (diesmal erfreulicherweise sogar mit ziemlich viel Fantasy-/Historienfilmen!) habe ich mir noch einen kleinen Doppelpack gegönnt. Leider mit eher ernüchterndem Ergebnis: THE EXPENDABLES:Elgi schrieb: Ich fasse mich kurz: Die Story (Söldnertruppe soll Inselstaat von Diktator befreien) ist lahm und hat vor allem gegen Ende einige sehr hanebüchene Abschnitte. Die Kameraführung ist Käse, da viel zu schnell und hektisch. Die Dialoge sind teilweise grottig.
Folgich 10/10 Punkten!***
Mit der verbalen Zusammenfassung gehe ich voll konform, mit der Bewertung absolut nicht!  Ja, die Besetzung ist toll, es gibt auch ein paar nette Macho-Sprüche und vermutlich sogar ein paar ordentliche Kämpfe. Problem nur: Ich hab´ sie nicht gesehen! Okay, das ist leicht übertrieben, aber ehrlich: Fast alle Kämpfe finden in der Dunkelheit bzw. in dunklen Gebäuden statt, sodaß man wirklich nicht viel erkennen kann - was gerade beim Kampf zwischen Jet Li und Dolph Lundgren sehr bedauerlich ist, den hätte ich gerne ausführlich und bei besten Lichtverhältnissen gesehen. Aber so? Mein Gott, wofür heuert man denn u.a. einen Könner wie Corey Yuen als Kampfchoreograph an, wenn am Ende doch mehr zu erahnen als zu sehen ist? Ärgerlich fand ich auch, daß es sich entgegen meiner Erwartungen eindeutig NICHT um einen Ensemblefilm handelt (wie etwa "Inception" einer ist). Stattdessen sind Stallone und Statham eindeutig die Hauptdarsteller, der Rest wird als unterbeschäftigte Nebendarsteller verschwendet. Und als mir dann auch noch (ziemlich früh) klar wurde, daß "The Expendables" einer jener Filme ist, bei denen garantiert keiner von den "Guten" dran glauben muß, war auch noch der letzte Rest meines Interesses verflogen. Ja, okay, es gibt ein paar nette Szenen, vor allem die Flugzeug-Sequenz hat mir gut gefallen und die Szene mit den beiden heftig beworbenen Cameos war auch toll. Am Ende kracht und rummst es zudem gewaltig, aber bis dahin war ich sowieso schon im Halbschlaf, da hat mir das auch nicht mehr viel gebracht. Auf die Gefahr hin, daß Elgi mir die Freundschaft kündigt  : 3,5 Punkte. Und garantiert ein Mitglied meiner Jahres-Flop5. Natürlich ist der Film bei weitem nicht so schlimm wie, sagen wir mal, "Alien vs. Predator 2". Aber seien wir ehrlich: Nicht mal die Beulenpest ist so schlimm wie "Alien vs. Predator 2" ...  Empfehlenswert ist "The Expendables" meiner Meinung nach jedenfalls nur für beinharte 80er-Jahre-Action-Fans. So wie Elgi halt.  Der zweite Film war zum Glück besser: MARY & MAX:Dieser australische Knetgummi-Film á la "Wallace & Gromit" erzählt die Geschichte der ungewöhnlichen Brief-Freundschaft zwischen dem unglücklichen australischen Mädchen Mary (im Original gesprochen von Toni Collette) und dem noch unglücklicheren New Yorker Mittvierziger Max (Philip Seymour Hoffman). Der Film "Mary & Max" ist mindestens so ungewöhnlich wie die beiden Titelcharaktere. Weshalb ich ernsthafte Schwierigkeiten habe, ihn qualitativ wie auch emotional einzuordnen. Ich glaube, daß "Mary & Max" eigentlich ein lebensbejahender, skurriler kleiner Film über echte Freundschaft sein soll. Doch trotzdem und trotz des definitiv reichlich vorhandenen (wenngleich oft erstaunlich schwarzen) Humors hat mich der Film letzten Endes nur in einer Gemütslage zurückgelassen: deprimiert. Die Leben von Mary und Max sind so traurig und zudem die beiden Hauptfiguren noch nicht mal überragend sympathisch, daß ich irgendwie nie das gleiche, im positiven Sinne melancholisch-nostalgische Gefühl bekam, das ich sonst fast immer bei ähnlichen, gut gemachten Filmen habe. Ich war einfach nur deprimiert. Und das mag ich nicht. Zweifellos ist "Mary & Max" ein guter Film, vielleicht sogar ein sehr guter. Die zu 100% handgemachten Knetgummi-Animationen sind liebevoll und sehr detailliert gestaltet, sämtliche Charaktere sind so skurril, wie ich das eigentlich liebe, die musikalische Begleitung ist ein echtes Highlight und die schwarzhumorigen Gags lassen jeden Briten vor Neid erblassen. Ich müßte "Mary & Max" für einen tollen Film halten. So wie es offenbar die meisten anderen tun, die ihn gesehen haben (IMDB: 8,2 bei gut 10.000 abgegeben Bewertungen! 91% positive Kritiken bei rottentomatoes! Fünf Preise bei internationalen Festivals in Australien, Kanada, Frankreich, Asien und sogar bei der Berlinale!). Aber ich schaffe es einfach nicht. Ich bin zu deprimiert ... Vielleicht muß ich ihn einfach noch mal anschauen. Immerhin weiß ich jetzt, womit ich es zu tun habe.  Die Bewertung dieses Films fällt mir schwer, letztlich sind wohl knappe 7,5 Punkte angemessen.
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Empfehlenswert ist "The Expendables" meiner Meinung nach jedenfalls nur für beinharte 80er-Jahre-Action-Fans. So wie Elgi halt.  Ganz genau.  Banausen haben da nix verloren.  Und im Ernst: Natürlich, rein objektiv ist der Film lasch. Aber wenn man mit dem Schund der 80er groß geworden ist und darauf steht, dann ist The Expendables sogar besser als der letzte Rambo-Teil. Und Schund fängt z.B. mit "Missing in Action" an und hört dort niveautechnisch (nach unten) noch lange nicht auf. 
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Nach eurer Kritik, Elgi und Ralf, freue ich mich jetzt besonders auf den Film!
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Joined: Mar 2003
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Und ich bin nach der Kritik gewarnt, ihn mir nicht mal versehentlich anzuschauen - Banause, der ich bin. 
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Nach 3,5 Punkten von mir freut sich Pat besonders auf den Film? Hmmm ... irgendwas läuft da falsch! 
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In den nächsten Tagen wird es wieder einige Kritiken vom Fantasy Filmfest geben. Alle Filme werden dort in der Originalversion, teils mit (englischen oder deutschen) Untertiteln gezeigt. Zum Auftakt gibt es heute gleich mal einen netten Dreierpack. 22 BULLETS:Charly Mattei (Jean Reno) war lange Zeit einer der mächtigsten Gangsterbosse in Südfrankreich. Vor drei Jahren hat er sich komplett aus den kriminellen Geschäften zurückgezogen, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Umso unerwarteter kommt es, als er eines Tages in einem Parkhaus von einer Handvoll maskierten Männern attackiert wird. Doch Mattei erweist sich als "Der Unsterbliche" (so die Übersetzung des Originaltitels) und überlebt trotz 22 Kugeln in seinem Körper schwer verletzt. Als er wieder einigermaßen fit ist, sinnt er natürlich auf Rache, während die engagierte Polizistin Marie Goldman (Marina Fois) ihm zuvorkommen und die Täter verhaften will. "22 Bullets" von Richard Berry (der auch eine Nebenrolle spielt) fügt sich ziemlich nahtlos in die lange Reihe französischer Gangsterfilm-Klassiker á la "Der Teufel mit der weißen Weste", "Clan der Sizilianer" oder zuletzt die beiden "Public Enemy No. 1"-Filme ein - obwohl er stilistisch und teilweise auch inhaltlich eher Hollywood-Vorbilder wie "Der Pate" oder "GoodFellas" nacheifert. Die Story ist nicht neu und auch nicht übermäßig originell oder überraschungsreich erzählt (tatsächlich ist ein eingebautes, kleines "Mysterium" sogar eher negativ zu bewerten, weil schlicht überflüssig und zudem zu vorhersehbar), aber packend und mit genau dem richtigen Maß Pathos inszeniert, wozu auch die an die "Bourne"-Trilogie erinnerende Musik von Klaus Badelt ihren Teil beiträgt. Für Jean Reno ist es natürlich eine echte Paraderolle, als Bösewicht überzeugt der hierzulande vor allem aus dem letztjährigen Überraschungshit "Willkommen bei den Sch´tis" bekannte Kad Merad und auch der übrige Cast macht seine Sache gut. Alles in allem ein rundum gelungener Edel-Gangsterfilm. 8,5 Punkte. HARRY BROWN:Harry Brown (Sir Michael Caine) ist Rentner - und ehemaliger Marine. Als sein einziger Freund Leonard von einer Jugendgang ermordet wird und die Polizei um die eigenwillige D.I. Alice Frampton (Emily Mortimer) mangels überzeugender Beweise machtlos zu bleiben scheint, greift Harry zunächst unfreiwillig, dann aber mit erschreckend schnell einsetzender Routine auf seine in seiner Militärzeit in Nordirland erworbenen Fähigkeiten zurück, um Leonard zu rächen und ganz allgemein dafür zu sorgen, daß die Gegend etwas sicherer für die normalen Bürger wird ... Zweiter Film, zweite Rachestory. Doch trotz dieser Gemeinsamkeiten und der Besetzung der jeweiligen Hauptrolle mit einem der besten und beliebtesten Darsteller der beiden Länder haben "22 Bullets" und "Harry Brown" relativ wenig miteinander gemeinsam. Ja, man könnte sogar sagen, daß sie die zwei Seiten einer Medaille darstellen. "22 Bullets" erzählt die spektakuläre, hollywoodeske Varianter der Geschichte, während "Harry Brown" eher die kleine, dreckige "New Hollywood"-Variante á la Scorseses "Mean Streets" oder "Taxi Driver" repräsentiert. Gemeinsam haben beide Filme jedoch auch noch, daß sie sehr gelungen sind. Dabei punktet "Harry Brown" auch mit der recht originellen Kombination der zentralen Revenge-Story mit einer (mehr oder weniger) sozialkritischen Betrachtung des in England in den letzten Jahren immer besorgniserregendere Ausmaße annehmenden Problems der Jugendgewalt, die hier in einem überraschenden, beinahe apokalyptisch zu nennenden Finale mündet. Dafür gibt es ebenfalls 8,5 Punkte. Achja: Elgi, vergiß deine "Expendables", schau´ dir "Harry Brown" an! Der versohlt Sly und Co. jederzeit den Hintern! CENTURION:Britannien, 2. Jahrhundert: Der Vormarsch der Römer auf den britischen Inseln wurde von den Pikten schon vor Jahren zu einem Halt gebracht. Seitdem herrscht ein fragiles Gleichgewicht, das nun jedoch von beiden Seiten topediert wird: Auf römischer Seite ist es der Provinzgouverneur Julius Agricola (Paul Freeman), der einen militärischen Erfolg über die Pikten erzwingen will, um endlich zurück nach Rom zu können. Deshalb trägt er General Titus Flavius Virilus (mit beeindruckender Präsenz: Dominic West) und seiner neunten Legion auf, ins Piktengebiet vorzudringen. Auf der anderen Seite hat bei den Pikten der grausame Gorlacon (Ulrich Thomsen) die Führung übernommen und die brutalen Guerilla-Taktiken der Pikten perfektioniert. Es kommt, wie es kommen muß: Die Pikten stellen den Römern eine Falle, die neunte Legion wird beinahe komplett aufgerieben und eine Handvoll Überlebender um Zenturio Quintus Dias (Michael Fassbender) versucht, ihren verschleppten General aus der Hand der Pikten zu befreien ... Das Schicksal der im 2. Jahrhundert mysteriös "verschwundenen" 9. Legion hat schon seit Jahrzehnten Wissenschaftler und Schriftsteller beschäftigt. In der Filmindustrie wurde die Geschichte offenbar erst in den letzten Jahren entdeckt (in den 1970ern gab es immerhin bereits einen britischen TV-Mehrteiler) - dafür dann aber gleich richtig: Zuerst gab es 2007 den mittelmäßigen Film "Die letzte Legion" mit Colin Firth und Sir Ben Kingsley, nun "Centurion" und 2011 wird Kevin Macdonalds "The Eagle of the Ninth" mit Channing Tatum, Mark Strong, Jamie Bell und Donald Sutherland folgen. Hoffentlich geht letzterer das Thema ernsthafter an als die beiden erstgenannten Filme, denn leider ist es auch bei "Centurion" so, daß die Legende der 9. Legion eigentlich nur aus Ausgangspunkt genutzt wird. Ich hatte eigentlich gehofft gehabt, daß sie im Film vor allem länger existieren würde, aber stattdessen wird sie quasi gleich zu Beginn in einer leicht ziemlich schlecht und wirr inszenierten Schlacht vernichtet und das Augenmerk richtet sich auf die kleine Gruppe überlebender Soldaten. Für DIESE Storywendung hätte man auch keine 9. Legion gebraucht ... Aber gut, Regisseur und Autor Neil Marshall ("The Descent", "Doomsday") hat sich nunmal für diese Geschichte entschieden. Was er daraus gemacht hat, ist vor allem für Genre-Fans durchaus unterhaltsam, aber leider auch reichlich unoriginell. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei einfach um die Badass-Version von "King Arthur". Mit sehr ähnlichen Stärken und Schwächen. Die Stärken betreffen die guten Schauspieler - neben Fassbender, Thomsen und West sind u.a. Olga Kurylenko ("Hitman", "Ein Quantum Trost") als stummer "Xena"-Verschnitt, Noel Clarke ("Doctor Who"), David Morrissey ("Mord auf Seite Eins", "Red Riding"-Trilogie), Liam Cunningham (auch in "Harry Brown" dabei) und Imogen Poots ("28 Weeks Later") dabei -, die stimmungsvolle Musik von Ilan Eshkeri, die (nach der anfänglichen Schlacht) gelungenen Kampfchoreographien und vor allem die wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus Schottland. Die Schwächen sind die sehr dünne Story, die größtenteils blaß bleibenden Charaktere und das ziemlich dämliche, absolut nicht rund wirkende Ende. Aber wie gesagt: Für Genre-Fans ist "Centurion" (wie ja auch "King Arthur") durchaus recht spaßig anzuschauen. Knapp 7 Punkte. P.S.: Ich war schon lange nicht mehr am späten Samstag abend in der Stadt unterwegs, deshalb mußte ich mich schon verwundert fragen: Seit wann ist es bei weiblichen Teenagern eigentlich "in", sich komplett - man kann es nicht anders nennen - nuttig anzuziehen? Ich dachte schon, ich wäre falsch abgebogen und statt im Hauptbahnhof im nächsten Bordell gelandet ... 
Last edited by Ralf; 05/09/10 11:32 AM.
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SOLOMON KANE:England, frühes 17. Jahrhundert: Solomon Kane (James Purefoy) ist ein echter Badass-Söldner, der kein Erbarmen kennt und alles tut, um an Gold zu kommen. Doch dann trifft er nach der Erstürmung einer reich gefüllten Schatzkammer auf keinen geringeren als den Sensenmann höchstpersönlich, der ihm enthüllt, daß seine Seele dem Teufel gehört - und er ist gekommen, um sie einzusammeln! Doch mit einer tollkühnen Verzweiflungsaktion entkommt Solomon dem Sensenmann in letzter Sekunde - fürs Erste. Die Erkenntnis, daß die Hölle bereits auf ihn wartet, hat erwartungsgemäß durchaus Einfluß auf Solomons weitere Taten. Er entsagt der Gewalt, zieht sich in ein Kloster zurück und sucht Schutz bei Gott. Doch als ihm der Abt eines Tages eröffnet, daß er nicht in dem Kloster bleiben könne, wird er zum rastlosen Wanderer - und muß schon bald erkennen, daß prinzipielle Gewaltlosigkeit nicht immer in Gottes Sinne ist ... Solomon Kane ist eine der Figuren, die der "Conan"-Schöpfer Robert E. Howard in seinem kurzen Leben ersonnen hat. Ehrlich gesagt wußte ich vor dieser Verfilmung außer dem Namen nichts über ihn, doch nun kann ich sagen: Ein sehr interessanter Charakter mit viel Potential für gute Geschichten in einer Dark Fantasy-Variante der frühen Neuzeit. Ein Potential, das diese britische Verfilmung von Michael J. Bassett ("Deathwatch") immerhin einigermaßen ausschöpft. Die Kritiker werden unter Garantie wieder mal bemängeln, daß "Solomon Kane" sich selbst viel zu ernst nehme. Aber als Fantasy-Fan bin ich ehrlich gesagt um jeden Fantasy-Film froh, der sich und sein Genre tatsächlich mal einigermaßen ernst nimmt - sind nämlich auch in der Post-"Herr der Ringe"-Ära nicht wirklich viele. "Solomon Kane" nimmt sich dankenswerterweise definitiv ernst und hat auch keine Angst vor einer Portion gesunden Pathos.  Und macht auch sonst vieles richtig. Aber leider auch etliches falsch. Fangen wir mit den Kritikpunkten an: Der größte ist das äußerst unrunde Tempo des Films, das stetig zwischen "arg gemächlich" und "überhastet" schwankt. Zu Beginn läßt sich Bassett viel Zeit, um die Hauptfigur und ihren inneren Konflikt einzuführen, teilweise vielleicht sogar einen Hauch zu viel Zeit. Dafür überschlagen sich gegen Ende die Übereignisse, was zu einem zwar spektakulären, aber letztlich unbefriedigenden Finale führt (zumal mit einer äußerst läppischen, geradezu ärgerlichen Auflösung). Was auch damit zusammenhängt, daß leider zu viele wichtige Nebencharaktere vernachlässigt werden, auch und gerade der Oberbösewicht. Wie schon in Bezug auf das Filmtempo gesagt: Das wirkt einfach unrund. Außerdem ist die bombastische Musik von Klaus Badelt zwar für sich genommen durchaus sehr hörenswert (ich spiele sogar mit dem Gedanken, mir den Soundtrack zuzulegen) - aber im Filmkontext leider zu oft zu aufdringlich. Gute Musik ist nicht gleich gute Filmmusik. Gute Filmmusik muß das Geschehen unterstützen, vielleicht auch (wie bei "Conan der Barbar" oder "Gladiator") verstärken - es darf es aber keinesfalls überlagern, dominieren. Das ist bei "Solomon Kane" aber leider hin und wieder der Fall. Bei "22 Bullets" hat Badelt das besser hinbekommen. Kommen wir zu den Stärken des Films: Da wäre zunächst Hauptdarsteller James Purefoy, der Solomon Kane in seinem schönsten Marcus-Antonius-Gedächtnis-Overacting verkörpert - vor allem übrigens im herrlichen Prolog (btw: ICH WILL EIN PREQUEL!).  Auch Pete Postlethwaite weiß in einer wichtigen Nebenrolle wie gewohnt voll und ganz zu überzeugen und auch die meisten anderen Nebendarsteller (u.a. Alice Krige, Rachel Hurd-Wood, Jason Flemying und Max von Sydow, der wie bereits in "Conan der Barbar" eine kleine Nebenrolle spielt). Weiterhin ist es den Filmemachern gelungen, einen wirklich phantastischen Dark Fantasy-Look zu kreieren, wie ich ihn so selten auf der großen Leinwand bewundern durfte. Zudem gibt es auch einige wirklich nette Spezialeffekte zu sehen. Und vor allem: Solomon Kane ist (zumindest für Genre-Verhältnisse) tatsächlich mal ein richtig interessanter, vielschichter Filmheld, der jede Menge Erzählpotential für eventuelle Fortsetzungen (oder eben Prequels  ) bietet. Eigentlich. Denn da der Film (der laut IMDB immerhin $45 Mio. gekostet hat) in England ziemlich floppte und in etlichen anderen Ländern - auch Deutschland - es nicht mal zu einem regulären Kinostart bringt, dürfte das wohl extrem schwierig werden. Schade. Sehr, sehr schade. Denn in die Welt von "Solomon Kane" habe ich mich schon mit diesem einen Film ein bißchen verliebt. Mit etwas mehr inszenatorischer Routine und stärker ausgearbeiteten Nebencharakteren hätte das Ganze tatsächlich das Zeug, zu einem der wenigen echten Fantasy-Klassiker zu werden. Vielleicht geschieht ja doch ein Wunder und es gibt irgendwann eine würdige Fortsetzung (oder ein Prequel!) ... 7,5 Punkte. Nicht-Fantasy-Fans dürfen einen Punkt abziehen.  P.S.: In der Robert E. Howard-Verfilmungs-Rangliste kommt "Solomon Kane" locker auf Platz 2. Deutlich hinter "Conan der Barbar", aber noch deutlicher vor "Conan der Zerstörer", "Red Sonja" und "Kull der Eroberer" (was zugegebenermaßen auch nicht richtig schwierig ist ...). P.P.S.: Über den Kauf des Soundtracks muß ich nicht mehr nachdenken - der wurde leider gar nicht veröffentlicht. 
Last edited by Ralf; 06/09/10 03:05 PM.
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Gestern kamen gleich die beiden wohl größten Publikumslieblinge der vorherigen Festivalstädte hintereinander - Zwerchfellzerrungsgefahr! FOUR LIONS:Omar, Waj, Hassan, Fessal und der weiße Konvertit Barry sind britische Staatsbürger und Moslems. Und Terroristen. Omar ist der Kopf der Gruppe, der größte Fanatiker ist jedoch Barry. Aber sie alle wollen als Märtyrer ins Paradies einziehen. Also schaffen sie Material herbei, um daraus Sprengstoff herzustellen und Omar gelingt es über einen Verwandten in Pakistan sogar, sich selbst und seinen besten Freund Waj in ein Terror-Trainingscamp der Taliban zu bringen. Es gibt nur ein Problem: Bis auf Omar sind alle diese Möchtegern-Terroristen dumm wie Stroh! Werden sie ihr Vorhaben dennoch in die Tat umsetzen können? Darf man eine Komödie über islamistische Terroristen drehen? Diese Frage hat in England für jede Menge Aufregung und Diskussionen gesorgt, ja sogar für ein Gerichtsverfahren. Angehörige der Opfer der Terroranschläge von London 2005 haben tatsächlich vor Gericht ein Aufführungsverbot erstritten - das jedoch in der Berufung wieder einkassiert wurde. Die eigentliche Frage konnte vor Gericht aber natürlich auch nicht entschieden werden: Ist es moralisch vertretbar, sich über fanatische Terroristen lustig zu machen? Nun, die Antwort muß wohl jeder für sich selbst finden. Fakt ist: Abstrahiert von dieser moralischen Frage ist "Four Lions" schlicht und ergreifend die beste Komödie seit Jahren! Regisseur Chris Morris ist in England schon länger als kontroversenfreudiger Comedian bekannt, hier brennt er jedoch ein wahres Gag-Feuerwerk ab. Ganz ehrlich: Es vergeht kaum eine Minute ohne Lacher. Und viele davon sind echte Brüller. Das meiste davon ist kein "sophisticated" Humor, das sei nicht verschwiegen. Aber das macht es ja nicht weniger lustig, zumal, wenn mit so perfektem Comedy-Timing dargeboten wird von dieser hingebungsvoll aufspielenden Riege weitgehend unbekannter Darsteller. Das in cineastischer Hinsicht Bemerkenswerteste an "Four Lions" ist jedoch, wie konsequent er sein Thema bis zum bitteren Ende durchzieht. Da kommt dann wieder mal die gern benutzte Phrase vom Lachen, das einem im Halse steckenbleibt, zum Tragen. Aber ist es nicht so, daß viele der allerbesten Komödien gerade davon leben, daß sie einen allzu ernsten realen Hintergrund haben? Da muß man gar nicht die offensichtlichen Vorbilder von Chaplins "Der große Diktator" über Mel Brooks´ "Frühling für Hitler" bis hin zu so vielem, was die Monty Pythons gemacht, anführen. Auch so unheimlich komische Filme wie "Lost in Translation", "Thank you for smoking" oder selbst "Die Reifeprüfung" funktionieren aufgrund des perfektes Zusammenspiels von Komik und menschlichem Drama. Und genau das ist es, was meiner Meinung nach "Four Lions" qualitativ deutlich über reine Nonsens-Filme á la "Die nackte Kanone" oder auch den zweiten Film des Abends (s.u.) hinaushebt. "Four Lions" ist zum Brüllen komisch, kein Zweifel. Aber er funktioniert auch als ebenso hysterischer wie treffender Kommentar zur weltweiten Terrorismus-Debatte und wie man liest, haben gerade "normale" Moslems wohl sogar noch mehr zu lachen bei diesem Film, weil etliche religionsspezifische Details für Islamfremde nur schwer zu erkennen sind. Manche kritisieren, daß in "Four Lions" kein einziger solcher "normaler" Moslem vorkomme. Das stimmt, selbst die friedliebenden Moslems werden als ziemlich verrückte Spinner gezeigt. Dennoch ist das nicht moslemfeindlich, denn bei genauerer Betrachtung gibt es im ganzen Film KEINE EINZIGE PERSON, die auch nur halbwegs normal rüberkommt - schon gar nicht Polizei und Politiker, die mindestens ebenso dämlich dargestellt werden wie die Terroristen ... "Four Lions" ist ein Film, der mit den Mitteln der Komik, ja sogar des klassischen Slapsticks die Menschen nicht nur reichlich zum Lachen bringt, sondern auch immer wieder die Absurdität vieler Facetten der aufgeregten Debatte um Integration und potentielle Terroristen enthüllt - insofern ist gerade in Zeiten einer Sarrazin-Debatte ein deutscher Kinostart dieses unmoralischen, bitterbösen Meisterwerks der Comedy zu wünschen! Und damit wären wir natürlich auch bei meiner persönlichen Antwort auf die obig gestellten Fragen: Ja, es ist erlaubt, eine Komödie über Terroristen zu drehen. Zumindest, wenn sie so genial ist wie "Four Lions". Chapeaut, Mr. Morris!  10 Punkte. Übrigens: In den bereits beendeten Fantasy Filmfest-Standorten hat "Four Lions" ausnahmslos den "Fresh Blood Award" gewonnen - und das bei ebenfalls ungewohnt starker Konkurrenz u.a. durch den von mir bereits rezensierten "Harry Brown". TUCKER & DALE VS. EVIL:Tucker (Alan Tudyk, "Firefly") und Dale (Tyler Labine, "Reaper") sind zwei typische Horrorfilm-Hillbillies. Glaubt zumindest die Horrorfilm-geprägte Gruppe von College-Studenten, als sie in der Wildnis der US-Südstaaten auf die beiden trifft. Als sie dann auch noch sehen, wie die beiden eine aus ihrer Gruppe, die schöne Allison (Katrina Bowden), verschleppen, rüsten sie unter der Führung des *leicht* überspannten Chad (Jesse Moss) zum Angriff! Das Dumme an der Sache: Tucker und Dale sind eigentlich zwei nette, schüchterne Jungs und Allison verschleppen sie nicht, sondern retten sie vor dem Ertrinken, nachdem sie auf einem nassen Felsen am Ufer ausgerutscht und ohnmächtig ins Wasser gefallen ist. Während die beiden sich also in einer für ihre Ferien gemieteten, ziemlich gammligen Hütte rührend um die bewußtlose Allison kümmern, sehen sie sich plötzlich einer Horde scheinbar verrückt gewordener College-Kids gegenüber, die sie umbringen will ... Ja, das ist die wohl genialste Prämisse für eine Horror-Komödie EVER!  Und auch die Umsetzung ist gelungen. So gelungen, daß der Film beim Fantasy Filmfest insgesamt sogar noch etwas besser ankam als "Four Lions" (vermutlich wegen dessen moralischer Ambivalenz). Ich kann diese Rangfolge jedoch nicht bekräftigen. "Tucker & Dale vs. Evil" ist ein perfekter Partyfilm, das steht fest. Es gibt eine Nonsens-Handlung, die alle Genre-Klischees genußvoll auf den Kopf stellt und dabei logischerweise auch nicht mit Horrorfilm-Zitaten geizt. Zudem spielen Alan Tudyk und Tyler Labine ihre Rollen wirklich hinreißend komisch. Aber unterm Strich ist es eben eine reine Nonsens-Komödie. Man sieht sie sich an, hat jede Menge Spaß dabei und ein paar Wochen später hat man sie wieder vergessen. Weil der ernsthafte Hintergrund fehlt. "Four Lions" vergißt man garantiert nicht so schnell, weil dieser Film eine nachhaltige Komödie/Satire ist, die auch zum Nachdenken anregt und zahllose unvergeßliche Momente zu bieten hat. "Tucker & Dale vs. Evil" dagegen ist cineastisches Fastfood, das letztlich immer wieder den gleichen Gag variiert und damit auch zunehmend vorhersehbar wird. Es ist überraschend gutes Fastfood, aber trotzdem Fastfood. Knapp 8 Punkte.
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Zum Abschluß des diesjährigen Fantasy Filmfests habe ich mir noch einen kleinen Asia-Tag gegönnt: LITTLE BIG SOLDIER:Irgendwann in der fernen Vergangenheit: Ein kleiner, ältlicher Fußsoldat (Jackie Chan) hat eine weitere Schlacht überlebt, indem er sich tot stellte. Nach der Schlacht stellt er fest, daß der gegnerische General zwar verwundet ist, aber noch lebt. Und da es als Belohnung für die Gefangennahme eines gegnerischen Generals eine hohe Belohnung gibt, beschließt der Soldat, ihn gefesselt in die Heimat zurückzubringen, wo er sich seine Belohnung abholen kann. Natürlich ist der Weg dorthin nicht gerade einfach und die Tatsache, daß der General von seinen eigenen Leuten gesucht wird, ist für unseren kleinen, großen Soldaten auch nicht gerade hilfreich. Doch mag er auch nicht der tapferste oder der kampfstärkste sein, so ist er doch auf jeden Fall schlau und einfallsreich ... "Little Big Soldier" stellt für den mittlerweile 56-jährigen Jackie Chan einen weiteren Schritt auf dem Weg hin von seinen altbekannten Action/Comedy-Filmen hin zu einem zumindest halbwegs ernsthaften Schauspieler hin (weitere Beispiele: "Shinjuku Incident" und auch das "Karate Kid"-Remake). Dabei ist "Little Big Soldier" wohlgemerkt von viel Humor (und auch einer deutlichen, aber nicht aufdringlichen Anti-Kriegs-Botschaft) durchzogen und zumindest in einer Traumsequenz darf Chan auch noch einmal in einem sehr einstigen Markenzeichen-Kämpfe unter Miteinbeziehung seiner Umwelt glänzen - aber von der unbeschwerten Nonsens-Comedy der vergangenen Jahrzehnte ist dieser Film weit entfernt. Der Humor ist von eher leiser Natur und den gesamten Film bis hin zum sehenswerten Ende durchzieht ein Hauch von Melancholie. Somit macht das ganze Geschehen Spaß, ohne zu begeistern. Ein guter Film. Nicht mehr und nicht weniger. 7,5 Punkte. IP MAN 2:Einige Jahre nach den Geschehnissen des ersten Films (siehe meine Kritik vom letztjährigen FFF) und damit auch nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der japanischen Besetzung Chinas hat sich der Wing Chun-Meister Ip Man (Donnie Yen) mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn in Hongkong niedergelassen. Er eröffnet dort eine Kampfschule, muß sich jedoch mit mißliebigen Konkurrenten um Meister Hung (Sammo Hung) und den britischen Kolonialherren rumärgern, was schließlich in einen Showdown in einem Boxring (sic!) mündet ... "Ip Man" ist ein guter, unterhaltsamer Film - trotz übertrieben nationalistischer Töne in der zweiten Filmhälfte. "Ip Man 2" ist in der ersten Hälfte ebenfalls ein guter Film - in der zweiten Hälfte jedoch das miesestmögliche Remake des ebenfalls schon nicht gerade tollen "Rocky IV". Wurde dort der Kampf zwischen Rocky Balboa und Ivan Drago noch zum symbolischen Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion hochstilisiert, vertritt in "Ip Man 2" der Titeldarsteller China und sein Gegner, der arrogante, brutale, hassenswerte Jack "Twister" Miller (Darren Shahlavi) die bösen Briten. Nur ist dieser schon in "Rocky IV" (zumindest meiner Meinung nach - Elgi wird das vielleicht anders sehen  ) nervende Polit-Propaganda-Quatsch in "Ip Man 2" leider noch viel stärker ausgeprägt, was dem Geschehen jegliche Glaubwürdigkeit und natürlich auch jegliche Spannung nimmt, denn - und dafür werde ich garantiert keine Spoilerwarnung geben - daß Ip Man am Ende gewinnt, ist so klar wie Kloßbrühe ... Was "Ip Man 2" im Vergleich zu "Rocky IV" noch viel stärker abstinken läßt, ist die Tatsache, daß hier diese alberne Story in etwa die Hälfte der Zeit gepreßt wird. Sie macht eben nur die zweite Filmhälfte aus, während sich "Rocky IV" immerhin den gesamten Film über Zeit lassen und deshalb auch seine bekannten Stärken - Rockys Training und auch der ausführlich gezeigte Kampf selbst - ausspielen kann. In "Ip Man 2" wird der Trainingsteil komplett ausgespart und der Kampf selbst kann zumindest auch nicht wirklich überzeugen - dafür finde ich die Kombination Martial Arts vs. Boxen einfach zu langweilig. Vor allem, wenn man in der guten ersten Filmhälfte den leider zu kurzen, aber toll choreographierten reinen Martial Arts-Kampf zwischen Donnie Yen und gesehen hat, DAS absolute Highlight dieses Films. Außerdem kann ich mir ehrlich gesagt auch einfach nicht vorstellen, daß selbst der beste Boxer der Welt gegen einen wahren Martial Arts-Meister eine echte Chance hätte. Vielleicht irre ich mich da ja (bin schließlich Laie), aber wie die reine Kraft und Schwerfälligkeit des Boxens gegen die Geschwindigkeit, Eleganz und Flexibilität der Martial Arts bestehen soll, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Aber wie auch immer, diese Art von Kämpfen kann mich einfach nicht begeistern, mancher sieht das wohl anders, jedenfalls gibt es durchaus etliche positive Bewertungen zum Film (nicht nur aus China). Dazu kommt dann auch noch, daß die natürlich allesamt (naja, mit einer Ausnahme) teuflischen Briten unglaublich schlecht besetzt sind. "Twister"-Darsteller Shahlavis Overacting ist ja schon grenzwertig, aber seiner Rolle letztlich doch einigermaßen angemessen; Charles Mayer, der Darsteller des Oberbösewichts, ist jedoch entweder der schlechteste Schauspieler oder der beste Comedian der Welt (dem leider niemand gesagt hat, daß "Ip Man 2" KEINE Komödie ist) - da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher. Fakt ist, daß "Ip Man 2" ein patriotisches chinesisches Publikum sicherlich phantastisch unterhält, alle anderen werden über die dramaturgisch unglaublich schlechte zweite Filmhälfte bestenfalls schmunzeln können. Immerhin ist ja bekannt, daß die europäischen Kolonialherren sich in Afrika, Asien und wo immer sie sich sonst noch breitgemacht haben, in der Tat nicht gerade vorbildlich verhalten haben, insofern entbehrt die überzogene Darstellung der Briten schon nicht eines gewissen Unterhaltungswerts. Wenn sie halt nicht so DERMASSEN übertrieben und in aller Breite ausgewalzt worden wäre ... Und wo überhaupt der biographische Anstrich der "Ip Man"-Filme geblieben ist, frage ich mich auch ernsthaft. 3,5 Punkte. Ohne die gelungene erste Hälfte wären es wohl weniger als 2 Punkte geworden.
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Morgen startet in Deutschland der neue Zeichentrickfilm "Ponyo" von Hayao Miyazaki - wurde in diesem Forum ja auch schon das eine oder andere Mal erwähnt (sowohl Film als auch Regisseur  ). Erstaunlich angesichts der langen Wartezeit (der Film ist aus dem Jahr 2008, in den USA lief er zu Beginn des Jahres halbwegs erfolgreich) ist, daß "Ponyo" gleich in etwa 250 Kinos startet - wenn ich mich nicht sehr irre, dürfte das tatsächlich der breiteste Miyazaki-Start in Deutschland überhaupt sein. Also sogar breiter als beim OSCAR-Gewinner "Chihiros Reise ins Zauberland". Auch die Berichterstattung in den Medien ist durchaus erfreulich, z.B. gestern im ARD-"Nachtjournal" oder in der "Zeit": "Ponyo" - Zwischen Arielle und Avatar Jetzt bleibt nur zu hoffen, daß die Zuschauer auch einigermaßen zahlreich in die Kinos strömen (wobei ich da skeptisch bin). Dann gibt´s in Zukunft vielleicht noch mehr davon in den deutschen Kinos zu sehen, wohlgemerkt auch außerhalb von Festivals ... Edit: Okay, ich nehm´s zurück, ist doch nicht der breiteste Miyazaki-Start in Deutschland. Das scheint nach kurzer Recherche "Das wandelnde Schloß" zu sein, der infolge des "Chihiro"-Erfolges gleich mit 410 Kopien startete - aber trotzdem weniger erfolgreich war als "Chihiro" mit etwa 270 Kopien. Trotzdem erfreulich, daß "Ponyo" also in etwa gleich breit gestartet wird wie "Chihiro".
Last edited by Ralf; 15/09/10 01:30 PM.
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Joined: Mar 2003
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Dank "King´s Bounty" kommen momentan auch meine Kino-Kritiken etwas verspätet.  Die letzten zwei hole ich hiermit nach: RESIDENT EVIL: AFTERLIFE (3D):"Afterlife", der vierte Teil der "Resident Evil"-Filmreihe, setzt direkt nach dem Ende der dritten Folge "Extinction" an: Während die Überlebenden dem geheimnisvollen Funkspruch aus dem angeblich nicht infizierten Alaska nachgehen, kümmert sich Alice (Milla Jovovich) um die Umbrella Corporation um Oberbösewicht Albert Wesker (diesmal gespielt von Shawn Roberts, im Vorgänger war es noch Jason O´Mara). Anschließend macht sie sich mit einem kleinen Flugzeug ebenfalls auf den Weg nach Alaska, findet dort jedoch nur Claire Redfield (Ali Larter) vor, die auch noch an Amnesie leidet. Zusammen fliegen sie weiter und treffen in einem früheren Hochsicherheitsgefängnis auf einige weitere Überlebende des Zombieansturms - doch Heerscharen von Zombies stehen bereits vor der Tür und Umbrella ist auch noch längst nicht geschlagen ... Inhaltlich ist bei "Afterlife" alles wie immer bei den "Resident Evil"-Filmen: Es gibt eine nur rudimentäre Handlung, oft miese Dialoge und jede Menge klischeehafte Charaktere (zudem ist der von Kim Coates gespielte Hollywood-Produzent eine ziemlich dreiste Kopie des Dennis Hopper-Charakters in Romeros "Land of the Dead"). Immerhin gibt es mit Claires Bruder Chris Redfield (gespielt von "Prison Break"-Star Wentworth Miller) eine weitere Figur, die es aus den Spielen nun auch in die Filme geschafft hat. Was "Afterlife" jedoch geradezu dramatisch von den drei Vorgängern abhebt, ist die absolut grandiose 3D-Action! Ich bin ja bekanntlich großer 3D-Skeptiker und außer bei "Avatar" hatte ich bislang noch jedes Mal bereut, den 3D-Aufpreis von 1,50 Euro gezahlt zu haben. Diesmal nicht. Während jedoch "Avatar" auch ohne 3D ein sehr guter Film ist, wird "Afterlife" durch den Einsatz übrigens der gleichen 3D-Technik wie bei James Cameron sogar extrem aufgewertet. Es ist schlicht und ergreifend eine wahre Freude, den zahlreichen sowieso gut choreographierten Actionsequenzen zuzusehen (und Milla Jovovich in 3D ist natürlich auch nicht übel  ) - darüber vergißt man auch über weite Strecken die zahlreich vorhandenen Schwächen des Films, gerade im Drehbuch-Bereich. Fazit: "Resident Evil: Afterlife" ist dank 3D mindestens der zweitbeste Teil der Reihe (den ersten Teil finde ich trotz seines Trashgehalts wohl immer noch am besten) - handwerklich sogar mit weitem Abstand der beste. Mit einem ordentlichen Drehbuch (Paul W.S. Anderson hat sich als guter B-Movie-Regisseur etabliert, das Schreiben sollte er aber wirklich anderen überlassen!) hätte sogar ein richtig toller Action-Horror-Film herauskommen können, so ist es immerhin ein spektakuläres und sehr unterhaltsames Guilty Pleasure. 7,5 Punkte - davon allein 1,5 für die 3D-Technik! THE AMERICAN:Der alternde Profikiller Jack (George Clooney) wird in Schweden selbst zur Zielscheibe eines Attentats. Doch er überlebt, kann seine Verfolger ausschalten und taucht in Italien unter. Dort freundet er sich mit dem wißbegierigen Pater Benedetto (Paolo Bonacelli) an und verliebt sich in die schöne Prostituierte Clara (Violante Placido). Ihr zu liebe will er endgültig aussteigen und ein friedliches Leben genießen - nachdem er als letzten, bereits angenommenen Auftrag eine spezielle Waffe für eine andere Profikillerin namens Mathilde (Thekla Reuten, "Brügge sehen ... und sterben?", "Sleeper Cell") fertiggestellt hat. Nachdem der legendäre holländische Musikvideo-Regisseur Anton Corbijn (u.a. Metallica, Depeche Mode) in seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt "Control" (über den früh verstorbenen Sänger der Band Joy Division) der Musik treu blieb, überrascht er nun mit einer Mischung aus langsamem Thriller und Charakterdrama. Die Geschichte, die die Romanverfilmung "The American" erzählt, ist sehr klassisch und damit weitgehend vorhersehbar. Dennoch gelingt es Corbijn, immer wieder überraschend große Spannung aufkommen zu lassen, indem er sein Augenmerk ganz explizit auf Hauptfigur Jack richtet. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Clooney wäre mit dieser eher stoischen Rolle unterfordert - tatsächlich behaupten das auch etliche Kritiker. Bei genauerer Betrachtung liefert er jedoch wieder einmal eine tolle schauspielerische Leistung ab, indem er mit minimalsten Mitteln Nähe zwischen dem Zuschauer und dieser eigentlich für alle so unnahbaren Person aufkommen läßt und vor allem die Paranoia überzeugend verdeutlich, die zunehmend von Jack Besitz nimmt (und das keineswegs zu Unrecht ...). Die anderen Darsteller können angesichts dieser Dominanz Clooneys nur wenig punkten. Zwar liefern Pater Benedetto, Clara und auch Mathilde wichtige Mosaiksteinchen zur Entschlüsselung der Figur Jack und sind daher keineswegs überflüssig - im Schatten Clooneys bleiben sie aber ganz eindeutig. Und aus dieser großen Fokussierung auf Jack/Clooney resultiert wohl auch die sehr unterschiedliche Aufnahme, die "The American" bei Kritikern und zahlendem Publikum gefunden hat. Denn als Thriller (als der der Film in der Werbekampagne verkauft wurde) ist "The American" höchst mittelmäßig - als sensible Charakterstudie jedoch kann Corbijns Film trotz kleinerer Längen voll überzeugen. Wer diesen Film sehen will, sollte also tunlichst auf seine Erwartungshaltung achten: "The American" ist viel, viel näher an dem Melville-Klassiker "Der eiskalte Engel" mit Alain Delon als an John Woos (von "Der eiskalte Engel" inspirierte) Action-Klassiker "The Killer". Wer also eine (zudem wunderschön gefilmte und vom mit Corbijn befreundeten Herbert Grönemeyer mit atmosphärischer Musik unterlegte) Charakterstudie sucht und keinen actiongeladenen Thriller, der ist bei "The American" richtig. 8 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Nachtrag zu "Resident Evil: Afterlife": Ich hatte vergessen zu erwähnen, daß der Film in Deutschland leicht zensiert ist. Ich schreibe bewußt nicht "geschnitten", denn alle Szenen sind komplett vorhanden - mit einer Ausnahme: Die Blutmenge wurde deutlich reduziert. Ist mir im Film aber keinesfalls negativ aufgefallen, wahrscheinlich ist es insgesamt sogar eher positiv zu bewerten. Jedenfalls konnte ich persönlich diese lachhaft unrealistischen Blutfontänen in vielen Splatter-Filmen und Action-Computerspielen noch nie leiden ...
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Joined: Mar 2003
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Jedenfalls konnte ich persönlich diese lachhaft unrealistischen Blutfontänen in vielen Splatter-Filmen und Action-Computerspielen noch nie leiden ... Ich schon, allerdings kann ich im Gegenzug diese neue Unart nicht leiden, daß sie Blut- und Verletzungseffekte mittlerweile per Computer reinzaubern in die Filme... und das sieht in den meisten Fällen einfach Scheiße aus... selbst bei Rambo oder Expendables z.B. ist es sehr deutlich und schlecht gemacht. Ebenfalls sehr negativ aufgefallen ist mir das digitale Blut bei "Harry Brown"... Insofern ist es tatsächlich zu begrüßen, wenn ein Film weniger Blut bietet. 
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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Komisch, dass ausgerechnet die USA noch nicht darauf gekommen sind, diese Szenen von verurteilten Kindermördern etc. doubeln zu lassen, damit man echte Waffen verwenden kann und realistische Effekte hat... 
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Joined: Mar 2003
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Bei "Harry Brown" habe ich das nicht bemerkt, aber bei anderen Filmen ist es in der Tat recht auffällig. Wobei es manchmal durchaus Sinn machen kann, ich erinnere an die Szene in "Sin City", in der Devon Aoki das (CGI-)Blut ins Gesicht spritzt und sie vollkommen regungslos bleibt - würde mit echtem Blut einfach nicht funktionieren (auch wenn Quentin Tarantino laut Robert Rodriguez´ Audiokommentar das als "Betrug" bezeichnet hat  ). Btw: Pro7 zeigt heute übrigens (nach der Free-TV-Premiere von "The Dark Knight") erstmals die "Recut & Extended"-Version von "Sin City", in der alle Episoden hintereinander und mit einigen zusätzlichen Szenen gezeigt werden. Gehört zwar eigentlich ins TV-Topic, aber wenn ich hier schon "Sin City" erwähne ... 
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Joined: Apr 2003
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Nach langer zeit bin ich auch mal wieder ins Kino gekommen. Leider läuft Expendables bei uns nicht mehr und "Scott Pilgrim läuft noch nicht (wann kommt der denn endlich bei uns in die Kinos?) also war ich in
ICH, UNVERBESSERLICH (der eigentlich "Despicable Me" heisst und somit eher "Ich, verabscheuenswert/verachtenswert" aber auch "Ich, jämmerlich" - nettes Wortspiel - heissen müsste)
Okay, gleich vorweg: Der Film bekommt bestimmt keinen Preis für Originalität. Aber der Film mischt gekonnt einige bekannte Themen und schafft es, meiner Meinung nach, genug eigenständig zu wirken ohne zu einem schlichten Plagiat zu verkommen.
Die Handlung ist dabei zu jeder Zeit völlig vorhersehbar auch wenn ein paar kleine Details dann doch noch nett eingefädelt sind. Wie es sich gehört bleibt dabei alles extrem familienfreundlich.
Meiner Meinung nach ist auch die Balance von Humor und Herzschmerz ausgezeichnet gelungen und Hauptdarsteller Gru und die drei Mädchen funktionieren ganz ausgezeichnet.
Erstaunlich ist, dass der Humor fast komplett auf irgendwelche Pop-Kultur-Referenzen verzichtet.
Viel des Humores machen Grus Lakaien aus, die auch in der deutschen Version "Minions" genannt werden. Diese unzähligen kleinen gelben Viecher sind extrem liebevoll gemacht und haben - erstaunlicherweise - alle einen eigenen Charakter, der gut zur Geltung gebracht wird ohne ihnen verschiedene Kleidungsstücke verpassen zu müssen. Dass die Winzlinge nicht wirklich sprechen können, verleiht ihnen noch einen zusätzlichen Humorfaktor, den die Macher auch toll in Szene setzen. und irgendwie haben sie mich an die Minions auf Dungeon Keeper erinnert...
Zum 3D: Ja, ich konnte ihn mal wieder nur mit einer schweren Brille sehen. Buh! In diesem Kino handelte es sich nämlich um eine Shutterbrille. Zur Technik kann ich sagen, dass sie besser funktioniert als die Polarisationsbrillen, die ich bis jetzt verwenden musste.
Der Film braucht absolut kein 3D - ich glaube, ein- oder zweimal piekst etwas aus dem Bild heraus (das dann zumindest dementsprechend inszeniert wird, dass die Spitze fast etwas/jemanden berührt und man quasi aus dessen Augen das dann sieht).
Ich glaube, die Macher waren sich bewusst, dass der Film kein 3D braucht, weshalb sie im Abspann die Minions noch ein wenig Schabernack mit dem 3D-Effekt treiben lassen.
FAZIT: Der Film ist schön gemacht und macht einfach Spass. Eine klare Empfehlung von mir für einen amüsanten Abend.
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Joined: Mar 2003
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Den Film werde ich mir die Tage auch ansehen, steht bei mir seit mehreren Monaten auf der "Einkaufsliste". 
When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it. --Dilbert cartoon
"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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Joined: Mar 2003
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ADÉLE UND DAS GEHEIMNIS DES PHARAOS:
Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die energische Autorin und Abenteurerin Adéle Blanc-Sec (Newcomerin Louise Bougoin) klaut in Ägypten aus einer Grabkammer die Mumie des legendären Leibarztes eines Pharaos. Mithilfe des exzentrischen Professor Ménard (Philippe Nahon) will sie diese wieder zum Leben erwecken, in der Hoffnung, daß der berühmte Arzt mit seinem medizinischen Wissen ihre seit einem tragischen Unfall dahinvegetierende Zwillingsschwester Agathe retten kann. Dummerweise hat besagter Ménard die Zeit ihrer Abwesenheit genutzt, um seine Fähigkeiten bei der Erweckung von Toten zu trainieren - an einem Pterodactylus in einem nahegelegenen Museum. Und da Ménard den Pterodactylus nur kontrollieren kann, solange er wach ist, macht selbiger sich des Nachts selbstständig und sorgt für Aufruhr in Paris ...
"Adéle und das Geheimnis des Pharaos" ist eine (soweit ich gelesen habe, recht lose) Adaption der in Frankreich sehr populären Comics um die Heldin Adéle Blanc-Sec. In den Berichten wird die Verfilmung von Starregisseur Luc Besson ("Leon - Der Profi", "Das fünfte Element") häufig mit "Indiana Jones" oder "Die Mumie" verglichen, aber aufgrund des noch deutlich höheren Comedy-Anteils würde ich "Adéle und das Geheimnis des Pharaos" eher mit der (IMHO mit Abstand besten) zweiten Asterix-Realverfilmung "Mission Kleopatra" vergleichen. Die Gagdichte ist jedenfalls sehr hoch und die meisten Witze funktionieren auch einwandfrei, wenngleich der eine oder andere vielleicht etwas zu albern ausfällt.
Leider ist der Spannungsbogen des Films etwas holprig, was für ein paar kleinere Längen sorgt, doch insgesamt ist "Adéle und das Geheimnis des Pharaos" sehr amüsant geraten. Hauptdarstellerin Louise Bourgoin - früher Wetteransagerin im TV! - ist eine echte Entdeckung, die übrigen Darsteller (darunter "Ein Quantum Trost"-Bösewicht Mathieu Amalric) überzeugen mit gutem Comedy-Timing und auch die zahlreichen Spezialeffekte erreichen zwar erwartungsgemäß nicht "Avatar"-Niveau, erfüllen aber absolut ihren Zweck.
Insgesamt also ein schönes, spaßiges Abenteuer für die ganze Familie, in dem es viele witzige Details zu entdecken gibt - auch wenn mir die FSK-Freigabe ab sechs Jahren ob einiger recht makabrer Szenen eher großzügig erscheint. 8 Punkte.
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Joined: Apr 2003
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Ui! Auf die französische Lara Croft freue ich mich schon. Super, dass der sogar 8 Punkte von dir kriegt! Danke für den Bericht!
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veteran
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veteran
Joined: Mar 2003
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Das ist der zweite Film, der derzeit auf meiner "Einkaufsliste" steht. 
When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it. --Dilbert cartoon
"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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