Aber Özil hat doch immer für die deutschen Nachwuchs-Nationalteams gespielt und nie damit geliebäugelt, für die Türkei zu spielen - daß die türkischen Funktionäre (wie so oft, über diese Praxis kann man übrigens durchaus ebenfalls diskutieren) aggressiv um ihn geworben haben, dafür kann er doch nichts. Warum sollte es also von ihm eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen sein?

Zumal man die Sache auch umgekehrt sehen kann: Viele Fußballspieler, die sich eigentlich als Deutsche fühlen, spielen für andere Nationen, weil es dort einfacher ist, in die Nationalteams zu kommen - zuletzt bei Eric Maxim Choupo-Moting und Joel Matip zu beobachten, die kurz vor der WM 2010 vom DFB zum kamerunischen Fußballverband gewechselt sind - nachdem zumindest Choupo-Moting wie Özil stets für die deutschen Nachwuchsteams gespielt hatte (bei Matip bin ich nicht sicher). Insofern halte ich Choupo-Motings Entscheidung für fragwürdig und die von etlichen anderen auch (wobei ich es bei Zweitliga-Spielern eher nachvollziehen kann, denen sich plötzlich auf diese Weise die Chance offenbart, für Kasachstan oder Tunesien oder andere international zweit- bis drittklassige Fußballnationen Nationalspieler zu werden, während sie in Deutschland wohl nie die Chance hätten, weil sie einfach nicht SO gut sind). Gilt natürlich weltweit, diese Geschäfte scheinen ja zuzunehmen, was leider durch die FIFA mit fragwürdigen Regeländerungen auch noch gefördert wird.

Denn in diesem Punkt stimme ich Altintop zu: Grundsätzlich sollte ein "Länderwechsel" nur in Ausnahmefällen möglich sein, sonst geht die Identifikation sowohl der Spieler als auch der Fans mit den jeweiligen Nationalteams irgendwann verloren.
Okay finde ich es beispielsweise bei Cacau, der wie jeder "normale" Mensch erst dann die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, als er soundsoviele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Vielleicht auch noch bei der Turnerin Oksana Tschussowitina, die seit einigen Jahren für Deutschland startet als Dank dafür, daß mit deutscher Finanzierung und von deutschen Ärzten ihrer schwerkranken Tochter das Leben gerettet wurde - wahrlich eine Ausnahmesituation.
Und nicht wie etwa früher ein Sean Dundee, bei dem die Politik mit einer deutlichen Fristverkürzung nachgeholfen hat (und in anderen Sportarten ist sowas ja noch viel stärker gang und gäbe - man denke nur an die unzähligen Russen, die in der Leichtathletik für andere Nationen an den Start gehen oder an die noch unzähligeren Chinesen, die für andere Nationen im Tischtennis spielen ...).