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elgi #422168 04/10/10 01:06 PM
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Daß das Projekt durchgezogen wird, läßt sich sicherlich nicht verhindern, da es sich nunmal um rechtsgültige Verträge handelt. Die einzige Möglichkeit, das noch zu stoppen, wäre wohl eine enorme Schadenersatzzahlung an die Deutsche Bahn durch das Land BaWü - und dazu wird es garantiert nicht kommen.
Insofern ist natürlich auch der Protest einiger Parteien bei objektiver Sichtweise durchaus zwiespältig zu betrachten, die das Projekt damals alle zusammen durchgewunken haben, ohne sich irgendwie abzusichern (z.B. gegen hohe Zusatzkosten) oder ein Ausstiegs-Schlupfloch durchzusetzen ...
Den Bürgern kann man das mangels vollständiger Information nicht vorwerfen (was gewisse Politiker natürlich nicht davon abhält, es trotzdem zu tun), den Abgeordneten sehr wohl.

Ralf #422216 05/10/10 11:20 AM
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Naja. Dass solche Projekte im Endeffekt meistens viel teurer werden als man dem Bürger bei der Vorlage weismachen will, sollte ja mittlerweile jedem mit etwas Verstand klar sein...

fenwulf #422217 05/10/10 11:23 AM
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Eben - und genau deshalb sollten manche Politiker jetzt nicht so tun, als hätten sie das damals nicht ahnen können, "sonst hätten sie ja nie zugestimmt" ...

Ralf #422279 07/10/10 09:46 AM
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Bin ich eigentlich der einzige, der es widerlich findet, wie Bundespräsident Wulff seit Tagen von seinen eigenen Parteikollegen kritisiert wird, nur weil er es gewagt hat, den Islam als "auch Teil von Deutschland" zu bezeichnen (was angesichts von vier Millionen Muslimen in Deutschland nichts anderes als eine Tatsache ist)?

Mal abgesehen davon, daß ich als Atheist mich eigentlich noch mehr darüber aufregen müßte, daß die schweigende Mehrheit der Atheisten in Deutschland wie üblich komplett ignoriert wird. Aber das sind wir ja gewohnt, und bevor noch die Atheismus-Steuer kommt, ist die Ignoranz wohl vorzuziehen ... badsmile

Aber apropos Integration: Auf der anderen Seite muß ich mich dann aber auch über einen Bundesligaspieler Hamit Altintop aufregen, der sich doch allen Ernstes erdreistet, dem deutschen Nationalspieler Mesut Özil zu unterstellen, er habe sich aus wirtschaftlichen Gründen für Deutschland und gegen die Türkei entschieden. Wohlgemerkt: Altintop ist in Deutschland geboren, in Deutschland aufgewachsen, wurde in Deutschland als Fußballspieler ausgebildet - und spielt für die Türkei. Mesut Özil ist in Deutschland geboren, in Deutschland aufgewachsen, wurde in Deutschland als Fußballspieler ausgebildet - und spielt für Deutschland.

Grundsätzlich habe ich mit beiden Lebenswegen kein großes Problem, auch wenn ich persönlich einfach nicht nachvollziehen kann, wie man sich mit einer solchen Biographie primär (!) als Türke fühlen kann. Aber das ist wörtlich zu verstehen, denn ich kann eben einfach wirklich nicht wissen, wie das ist - meine Familie ist seit vielen Generationen in Deutschland heimisch (der väterliche Familienzweig kam wohl irgendwann im 19. Jahrhundert aus Südtirol, aber ganz genau weiß das heute keiner mehr), da fühle ich mich logischerweise als Deutscher (und Europäer).

Aber wenn dann allen Ernstes jemand wie Altintop jemandem wie Özil quasi-Käuflichkeit unterstellt, dann regt mich das definitiv auf. Und wenn ich boshaft wäre, würde ich sogar die Frage stellen, wer von den beiden wohl eher für eine gelungene Integration steht ...

Ralf #422281 07/10/10 10:11 AM
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Eine ähnliche Diskussion gibt es bei uns in der Schweiz auch über Spieler mit Migrationshintergrund.

Die beiden in Deutschland bekanntesten sind wohl Petric und Rakitic, die sich beide für Kroatien entschieden haben, nachdem sie in der Schweiz aufgewachsen sind und hier ausgebildet wurden.

Als Doppelbürger ist es ihr gutes Recht, sich für ihr "Ursprungsland" zu entscheiden. Es hat einfach einen unschönen Beigeschmack, wenn gemunkelt wird, dass da Geld vom anderen Fussballverband geflossen ist... suspicion

fenwulf #422283 07/10/10 11:07 AM
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P.S.: Einen weiteren Aufreger hätte ich fast vergessen (vermutlich einfach verdrängt ...): Angeblich soll Helmut Kohl Favorit für den Friedensnobelpreis sein! eek

Ralf #422289 07/10/10 12:44 PM
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Originally Posted by Ralf
Aber apropos Integration: Auf der anderen Seite muß ich mich dann aber auch über einen Bundesligaspieler Hamit Altintop aufregen, der sich doch allen Ernstes erdreistet, dem deutschen Nationalspieler Mesut Özil zu unterstellen, er habe sich aus wirtschaftlichen Gründen für Deutschland und gegen die Türkei entschieden.

Aber er hat doch Recht. Er hat sich bei den Deutschen mehr Chancen ausgerechnet und sich schlußendlich dafür entschieden. Wenn er sich ganz toll deutsch gefühlt hätte, wäre es nie zur Debatte gestanden, ob er sich für die deutsche Nationalmannschaft entscheidet - er hätte es den Verantwortlichen gesagt, und fertig. Insofern gebe ich Altintop in dem Punkt absolut Reecht. Was die anderen Dinge angeht... nun, seine Meinung.


Quote
Grundsätzlich habe ich mit beiden Lebenswegen kein großes Problem, auch wenn ich persönlich einfach nicht nachvollziehen kann, wie man sich mit einer solchen Biographie primär (!) als Türke fühlen kann. Aber das ist wörtlich zu verstehen, denn ich kann eben einfach wirklich nicht wissen, wie das ist - meine Familie ist seit vielen Generationen in Deutschland heimisch (der väterliche Familienzweig kam wohl irgendwann im 19. Jahrhundert aus Südtirol, aber ganz genau weiß das heute keiner mehr), da fühle ich mich logischerweise als Deutscher (und Europäer).

Das ergibt sich automatisch, weil insb. solche Leute wie Altintop, denen man das Fremde auf den ersten Blick ansieht, niemals als Deutsche erachtet und behandelt werden. Das meine ich nicht wertend - also nicht daß man täglich mit Neonazis zu tun hätte, aber man ist einfach kein Deutscher. Das wirkt sich auf das gesamte Leben aus, auch wenn das jetzt dramatisch klingen mag. So würden sich zwei "normale" Deutsche z.B. äußerst selten über Türken oder türkische Themen unterhalten... aber wenn ein Türke dabei ist, dann kann das schon passieren. Das ist einerseits eine kulturelle Bereicherung, andererseits aber auch eine stetige Abgrenzung.
Folglich können Einheimische und auch Einwanderer der 1. Generation die Probleme und Beweggründe von Einwandererkindern der 2. oder späterer Generationen niemals gänzlich nachvollziehen... weil wir - man verzeihe mir den klischeehaften Ausdruck - zwischen allen Stühlen sitzen.
In diesem Lichte betrachtet nehme ich Altintop nicht ganz ab, daß er sich als Türke fühlt... weil er, wenn er in der Türkei ist, mit Sicherheit eine ähnliche Abgrenzung erfahren wird... weil er eben genausowenig ein "normaler" Türke ist.


Quote
Aber wenn dann allen Ernstes jemand wie Altintop jemandem wie Özil quasi-Käuflichkeit unterstellt, dann regt mich das definitiv auf. Und wenn ich boshaft wäre, würde ich sogar die Frage stellen, wer von den beiden wohl eher für eine gelungene Integration steht ...

Also wie oben schon gesagt: Ich bin ebenso überzeugt davon, daß es bei Özil eine Frage der Integration war... sondern tatsächlich der persönliche Erfolg im Vordergrund stand. Was legitim ist, schließlich ist das ja ein begabter Junge. Aber ich empfinde es als Hohn, wenn man diesen glubschäugigen Buben als ein Beispiel gelungener Integration vorzeigt. Laß ihn mal eine schwere Verletzung haben und dann niemals wieder an seine aktuellen guten Leistungen anknüpfen können... dann sehen wir mal, wie gut er sich zurechtfindet.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #422293 07/10/10 01:41 PM
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Aber Özil hat doch immer für die deutschen Nachwuchs-Nationalteams gespielt und nie damit geliebäugelt, für die Türkei zu spielen - daß die türkischen Funktionäre (wie so oft, über diese Praxis kann man übrigens durchaus ebenfalls diskutieren) aggressiv um ihn geworben haben, dafür kann er doch nichts. Warum sollte es also von ihm eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen sein?

Zumal man die Sache auch umgekehrt sehen kann: Viele Fußballspieler, die sich eigentlich als Deutsche fühlen, spielen für andere Nationen, weil es dort einfacher ist, in die Nationalteams zu kommen - zuletzt bei Eric Maxim Choupo-Moting und Joel Matip zu beobachten, die kurz vor der WM 2010 vom DFB zum kamerunischen Fußballverband gewechselt sind - nachdem zumindest Choupo-Moting wie Özil stets für die deutschen Nachwuchsteams gespielt hatte (bei Matip bin ich nicht sicher). Insofern halte ich Choupo-Motings Entscheidung für fragwürdig und die von etlichen anderen auch (wobei ich es bei Zweitliga-Spielern eher nachvollziehen kann, denen sich plötzlich auf diese Weise die Chance offenbart, für Kasachstan oder Tunesien oder andere international zweit- bis drittklassige Fußballnationen Nationalspieler zu werden, während sie in Deutschland wohl nie die Chance hätten, weil sie einfach nicht SO gut sind). Gilt natürlich weltweit, diese Geschäfte scheinen ja zuzunehmen, was leider durch die FIFA mit fragwürdigen Regeländerungen auch noch gefördert wird.

Denn in diesem Punkt stimme ich Altintop zu: Grundsätzlich sollte ein "Länderwechsel" nur in Ausnahmefällen möglich sein, sonst geht die Identifikation sowohl der Spieler als auch der Fans mit den jeweiligen Nationalteams irgendwann verloren.
Okay finde ich es beispielsweise bei Cacau, der wie jeder "normale" Mensch erst dann die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, als er soundsoviele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Vielleicht auch noch bei der Turnerin Oksana Tschussowitina, die seit einigen Jahren für Deutschland startet als Dank dafür, daß mit deutscher Finanzierung und von deutschen Ärzten ihrer schwerkranken Tochter das Leben gerettet wurde - wahrlich eine Ausnahmesituation.
Und nicht wie etwa früher ein Sean Dundee, bei dem die Politik mit einer deutlichen Fristverkürzung nachgeholfen hat (und in anderen Sportarten ist sowas ja noch viel stärker gang und gäbe - man denke nur an die unzähligen Russen, die in der Leichtathletik für andere Nationen an den Start gehen oder an die noch unzähligeren Chinesen, die für andere Nationen im Tischtennis spielen ...).

Ralf #422334 08/10/10 04:28 PM
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Originally Posted by Ralf
P.S.: Einen weiteren Aufreger hätte ich fast vergessen (vermutlich einfach verdrängt ...): Angeblich soll Helmut Kohl Favorit für den Friedensnobelpreis sein! eek


Das war nicht zufällig ein verspäteter Aprilscherz?

Lurker #422335 08/10/10 04:35 PM
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Leider nicht und auch wenn es dieses Jahr zum Glück nicht "geklappt" hat, befürchte ich, irgendwann wird er ihn tatsächlich noch erhalten (falls er lange genug lebt) ...

Ralf #422351 08/10/10 08:57 PM
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Und was genau soll er geleistet haben, um den Friedensnobelpreis zu verdienen?

Selbst wenn man anerkennt, dass er sich gewisse Verdienste um das friedliche Zusammenwachsen Europas erworben hat (und ich würde nicht sagen, dass seine Verdienste da herausragend wären - die Verleihung des Titels "Ehrenbürger Europas" war schon arg übertrieben), sollte ein Friedensnobelpreisträger doch eine weitestgehend integre Persönlichkeit sein ... spätestens nach seinem Verhalten in der CDU-Spendenaffäre kann ihn wohl kaum noch jemand guten Gewissens als "integer" bezeichnen.

Lurker #422363 09/10/10 10:23 AM
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Dann erzähl´ das mal dem Nobel-Komitee ... Aber ich vermute mal, die Spendenaffäre dürfte außerhalb Deutschlands nicht sonderlich bekannt sein. Und wenn man sich die Lobhudeleien in Deutschland anschaut, scheinen die meisten Deutschen sie auch schon wieder vergessen zu haben. Wenn man bedenkt, wie jeder aus der Wirtschaft selbst beim geringsten Verdacht auf ähnliche Schweinereien medial hingerichtet wird, dann ist es schon befremdlich, diese Form der Heldenverehrung in gewissen Kreisen zu beobachten ...

Ralf #422383 10/10/10 05:22 PM
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Erstaunlicher Weise wurde Kohl in der "Rheinpfalz" (örtliche Tageszeitung) kaum oder überhaupt nicht mit der Wiedervereinigung erwähnt. Was heute in der Sonntagszeitung einen Leser sehr aufgeregt hat.

Falls er doch irgendwann den Friedensnobelpreis bekommen sollte, bin ich gerne bereit (auch in eurem Namen) direkt vor seinem Haus (ist nur 10 Min. von meinem Haus entfernt) zu protestieren. biggrin wink


Genieße Dein Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig.
bigclaw6 #422393 10/10/10 09:56 PM
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Danke - im Fall der Fälle komme ich gern auf dein Angebot zurück.

Und bis dahin kann man sich ja nochmal einen Augenblick in Erinnerung rufen, bei dem Kohl friedensnobelpreiswürdig reagiert hat silly

Lurker #422394 10/10/10 10:27 PM
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Originally Posted by Lurker
Und bis dahin kann man sich ja nochmal einen Augenblick in Erinnerung rufen, bei dem Kohl friedensnobelpreiswürdig reagiert hat silly

Ich kann verstehen, daß er so reagiert hat. Ich fand das damals schlimm, wie sie ihn da behandelt haben - jemanden gut oder schlecht finden, ist eine Sache, aber mit Eiern bewerfen (und zwar aus dem Schutz der Masse heraus) ist eine Unverschämtheit in meinen Augen.

Auch finde ich es durchaus wichtig, was Kohl und sein Team damals 89/90 gemacht haben... es ist sicher keine mutige These, daß es nicht zur Wiedervereinigung gekommen wäre, wenn z.b. Lafo Bundeskanzler gewesen wäre.
Will heißen: Wie sie die Einheit durchgeboxt haben, mag man kritisieren... aber daß Kohl (und eben sein Team) einen nicht zu kleinen Anteil an der Einheit und damit der Entwicklung in Europa hat, ist für mich unbestritten.
Und das zählt dann auch für den Nobelpreis, denke ich. Die schert es nicht, daß die Innenpolitik nicht der Rede wert war, daß Kohl ein unglaublicher Machtmensch war (und noch ist), daß er mit seinem berühmten Ehrenwort immer noch gegen Gesetze verstößt...

Das finde ich aber weder überraschend noch besonders schlimm, wenn ich ehrlich sein soll. Es gibt weitaus fragwürdigere Preisträger und Nominierte, da finde ich Kohl noch ganz OK.


Originally Posted by Ralf
Aber Özil hat doch immer für die deutschen Nachwuchs-Nationalteams gespielt und nie damit geliebäugelt, für die Türkei zu spielen - daß die türkischen Funktionäre (wie so oft, über diese Praxis kann man übrigens durchaus ebenfalls diskutieren) aggressiv um ihn geworben haben, dafür kann er doch nichts. Warum sollte es also von ihm eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen sein?

Soo einfach war die Sache nicht... vor allem, wenn man sich auch die Berichterstattung in der Türkei mit angeschaut hat. Er hat nicht von Anfang an klipp und klar gesagt: "Herr Terim, schön, daß sie mich wollen, aber ich werde für Deutschland spielen, Sie können sich Ihre Avancen sparen."


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #422404 11/10/10 08:35 AM
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Originally Posted by elgi

Soo einfach war die Sache nicht... vor allem, wenn man sich auch die Berichterstattung in der Türkei mit angeschaut hat. Er hat nicht von Anfang an klipp und klar gesagt: "Herr Terim, schön, daß sie mich wollen, aber ich werde für Deutschland spielen, Sie können sich Ihre Avancen sparen."


Nunja, das kann ich mangels Türkisch-Kenntnissen nicht beurteilen, aber soweit ich weiß, sind die türkischen Sportzeitungen doch nicht immer die zuverlässigsten und spekulieren sehr gerne ins Blaue hinein - wenn ich mich da an manche Transferbehauptungen erinnere (die so spektakulär waren, daß sie es auch in eine deutsche Übersetzung geschafft haben wink ) ...

Neuer Aufreger, der komischerweise bislang weitgehend ignoriert wird in den Medien: Die israelischen Politiker scheinen weiterhin alles versuchen, um endlich die USA (und Teile Europas) davon abhalten, ständig ihren Rücken zu stärken, gleich was sie tun. In den letzten Monaten waren sie damit ja schon recht erfolgreich, so weit wie die Obama-Regierung hat sich zumindest verbal wohl kaum eine US-Regierung von Israels Regierung distanziert. Der neueste Streich wird wohl noch nicht ausreichen, um zum Bruch zu führen, stellt aber einen vielversprechenden nächsten Schritt dar, denke ich:
"Israel schwört Bürger ein"

Aber immerhin: Im Gegensatz zu Herrn Seehofer will Israel (muslimische) Immigranten nicht komplett abweisen ...

elgi #422406 11/10/10 10:18 AM
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Originally Posted by elgi
Ich fand das damals schlimm, wie sie ihn da behandelt haben - jemanden gut oder schlecht finden, ist eine Sache, aber mit Eiern bewerfen (und zwar aus dem Schutz der Masse heraus) ist eine Unverschämtheit in meinen Augen.

Vor allem ist es phantasielos. Wenn man wenigstens faule Birnen genommen hätte...

Elgi hat zwar Recht, wenn er hier differenziert zwischen Kohls innenpolitischen und außenpolitischen "Leistungen", dennoch wird man das wohl generell etwas kritischer sehen, wenn man die komplette Regierungszeit dieses Stümperhannes von Anfang an bewusst miterdulden musste. Kohl hat sich einfach als infantilster und unfähigster Langzeitkanzler aller Zeiten ins Gedächtnis gebrannt.

Wenn man schon einen deutschen Politiker aus jener Ära mit dem Friedensnobelpreis ehren möchte, dann wäre Hans-Dietrich Genscher wohl die weitaus bessere Wahl gewesen. Er hat sich um die Entspannung im kalten Krieg und die Wiedervereinigung nachhaltig verdient gemacht. Und das bereits vor der "Ära" Kohl. Wie man ausgerechnet auf Kohl kommen konnte, ist mir wirklich ein Rätsel.

[Linked Image]

"Das Volk ist dumm, das macht der Kohl,
er bläht nur unterm Schurze.
Den Kopf indessen lässt er hohl,
so herrscht im Land, ich sag es wohl,
politisches Gefurze"


Walther von der Vogelweide (1170 - 1230)


elgi #422408 11/10/10 10:58 AM
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Originally Posted by elgi
Ich kann verstehen, daß er so reagiert hat. Ich fand das damals schlimm, wie sie ihn da behandelt haben - jemanden gut oder schlecht finden, ist eine Sache, aber mit Eiern bewerfen (und zwar aus dem Schutz der Masse heraus) ist eine Unverschämtheit in meinen Augen.


Generell ist es sicherlich feige, aus der Masse heraus Eier zu werfen, aber das ist ja längst nicht die einzige derartige Attacke auf Politiker (Farbbeutel auf Fischer, Joghurttorte auf Trittin, Schuhwurf auf Bush, Faustschlag gegen Berlusconi ...), und Kohl hat meiner Meinung nach mit seinem Ausraster schon besonders unsouverän reagiert. Selbst wenn du einwenden kannst, dass die Vergleiche mit anderen Attacken hinken, weil die Situation nie ganz dieselbe war.

"Schlimm" fand ich die Eierwürfe damals auch nicht - ich habe eher Schadenfreude empfunden, weil ich gut nachvollziehen konnte, dass einige Ossis angesichts bewusster Lügenmärchen wie der "blühenden Landschaften" die Schnauze gestrichen voll hatten.

Originally Posted by elgi
Auch finde ich es durchaus wichtig, was Kohl und sein Team damals 89/90 gemacht haben... es ist sicher keine mutige These, daß es nicht zur Wiedervereinigung gekommen wäre, wenn z.b. Lafo Bundeskanzler gewesen wäre.
Will heißen: Wie sie die Einheit durchgeboxt haben, mag man kritisieren... aber daß Kohl (und eben sein Team) einen nicht zu kleinen Anteil an der Einheit und damit der Entwicklung in Europa hat, ist für mich unbestritten.
Und das zählt dann auch für den Nobelpreis, denke ich. Die schert es nicht, daß die Innenpolitik nicht der Rede wert war, daß Kohl ein unglaublicher Machtmensch war (und noch ist), daß er mit seinem berühmten Ehrenwort immer noch gegen Gesetze verstößt...

Das finde ich aber weder überraschend noch besonders schlimm, wenn ich ehrlich sein soll. Es gibt weitaus fragwürdigere Preisträger und Nominierte, da finde ich Kohl noch ganz OK.


Kohl ist die deutsche Einheit in den Schoß gefallen. Er hat bloß zugepackt und nicht mehr losgelassen. Und die stümperhafte, übereilte Ausgestaltung der Wiedervereinigung ist kein Ruhmesblatt. Wenn man jemanden für das Zustandekommen der deutschen Einheit als Teil der Entwicklung in Europa auszeichnen möchte, haben die DDR-Bürgerrechtsbewegungen einen solchen Preis meiner Meinung nach weit eher verdient.

Ob und wie die Wiedervereinigung unter einem Kanzler Lafontaine vollzogen worden wäre, darüber können wir nur spekulieren. Ich vermute, dass es die DDR dann noch etwas länger gegeben hätte und wegen des langsameren Tempos viele Fehler nicht gemacht worden wären, aber die deutsche Einheit hätte es auch mit Lafontaine gegeben.

Lurker #422410 11/10/10 02:32 PM
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Originally Posted by Lurker
(Farbbeutel auf Fischer, Joghurttorte auf Trittin, Schuhwurf auf Bush, Faustschlag gegen Berlusconi ...)


Und man muß bei aller Antipathie ganz ehrlich zugegen: Am coolsten davon hat eindeutig Bush reagiert.

Lurker #422417 11/10/10 05:02 PM
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Originally Posted by Lurker
und Kohl hat meiner Meinung nach mit seinem Ausraster schon besonders unsouverän reagiert.

Weil Kohl von allen deutschen Kanzlern bis heute derjenige war, der mit der dicksten Portion Größenwahn und Selbstverherrlichung ausgestattet war. Diese Eierwerferei muss er geradezu als ungeheure Blasphemie gegen den von Gottes Gnaden Gesalbten empfunden haben.


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