Manchmal kann man sich wirklich nur noch an den Kopf greifen ob der "Qualität" großer Teile unserer Medien:

Vorhin habe ich mal kurz in die beliebte Fußball-Talkshow "Doppelpaß" bei SPORT1 reingeschaut. Es ging um den 1. FC Köln, der momentan Tabellenletzter ist und gestern zuhause gegen den Vorletzten 0:4 verloren hat. Fraglos kein Ruhmesblatt, auch wenn das Spiel durchaus lange offen war (zur Halbzeit stand es 0:0) und das Ergebnis nach dem, was ich im "Sportschau"-Bericht gesehen habe, zu hoch ausfiel.

Nunja, wir wissen ja, daß die Medien zu Extremen neigen und so ist es angesichts des gestrigen Spiels kein Wunder, daß alle genüßlich draufhauen (habe ich als Nürnberg-Fan ja auch schon oft genug miterleben "dürfen"). Das, was dazu im "Doppelpaß" (unfreiwillig) über die Vorgehensweise derMedien enthüllt wurde, ist aber garantiert NOCH SCHLIMMER als die Kölner Leistung: Moderator Jörg Wontorra läßt einen Ausschnitt aus der BLÖD AM SONNTAG einblenden, in dem zu sehen ist, wie alle 12 gestern eingesetzten Kölner Spieler mit der Note 6 bewertet wurden. Zu dieser lächerlichen Symbol-Benotung (wenn tatsächlich alle Spieler so schlecht gewesen wäre, hätte das Spiel zwei- bis dreistellig enden müssen ...) meint Wontorra dann allen Ernstes, das zeige ja wohl, was in Köln alles im Argen liege. Und ein als nächstes von Wontorra befragtes "Journalist" (ich bin mir nicht sicher, glaube aber, der war selbst von der BAMS) setzt dann auch noch eines drauf und argumentiert im Brustton der Überzeugung, diese Benotung sage alles über die Situation in Köln aus!

Jetzt mal ernsthaft: Was soll der Scheiß? Ist es wirklich das, was man heutzutage vom Journalismus - selbst dem Sportjournalismus - erwarten darf? Eine Mischung aus Polemik und Populismus, die man in einem Akt der Selbstbeweihräucherung als "Fakten" verkauft und durch gegenseitige Beteuerung, wie toll man doch ist, verifiziert? Ernsthaft?

Und dabei handelt es sich noch um ein extrem unwichtiges Thema, das mich normalerweise weniger interessiert als der berühmte Sack Reis in China. Wenn man aber bedenkt, daß die wichtigen gesellschaftlichen Themen mit einer ähnlichen "Qualität" behandelt werden, dann wird mir wirklich schlecht ... down

Klar, es gibt auch noch mehr oder weniger seriöse Medien, von denen manche sogar noch wissen, was "Recherche" bedeutet, aber die scheinen mir zunehmend unterzugehen gegenüber den (oft genug völlig ahnungslosen) Selbstdarstellern und Lautsprechern.