Gestern habe ich mir mal ein Double Feature der leichten Unterhaltung gegönnt:

UNSTOPPABLE - AUSSER KONTROLLE:

Als ein u.a. mit explosivem Gefahrengut beladener Güterzug infolge menschlichen Versagens führerlos in Höchstgeschwindigkeit durch die USA rast und alle Versuche, ihn zu stoppen, scheitern, können nur noch der erfahrene Ingenieur Frank (Denzel Washington) und sein junger Zugführer Will (Chris Pine, der junge Captain Kirk aus J.J. Abrams´ "Star Trek"), die sich mit ihrem Zug auf der gleichen Strecke befinden, eine Katastrophe verhindern. Denn der führerlose Zug nähert sich unaufhaltsam einer scharfen Kurve mitten in einem dichtbesiedelten Wohngebiet, in der er unweigerlich entgleisen muß ...

Ich bin ein großer Fan von Regisseur Sir Ridley Scott ("Alien", "Gladiator", "Königreich der Himmel", "Blade Runner") - die Werke seines (in Bezug auf seine Filme) deutlich krawalligeren Bruders Tony lassen mich hingegen im Nachhinein meist über die verschwendete Lebenszeit fluchen. Okay, ein paar Filme qualifizieren sich durchaus als gelungene leichte Unterhaltung ("Crimson Tide", "Staatsfeind Nr. 1", "Spy Game"), aber gerade in den letzten Jahren haben mir Filme wie "Domino", "Man on Fire" oder "Déjà vu" überhaupt nicht gefallen. Doch die überraschend guten Kritiken für "Unstoppable" haben mich doch noch einmal das Wagnis eingehen lassen - und das hat sich einigermaßen gelohnt.
Zwar sind die Schwächen des Films unverkennbar: Die Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle wirkt auf Dauer arg unglaubwürdig (dabei soll die Geschichte auf wahren Ereignisse basieren - muß aber wohl eine ziemlich lose Verfilmung sein ...), die Charakterzeichnung ist wie so oft bei Tony Scott sehr schlicht geraten und die aufgesetzte Kapitalismuskritik ist in etwa so subtil wie eine Dampfwalze (Oliver Stone kann sowas wesentlich überzeugender rüberbringen). Aber: Als spannender, adrenalingeladener Action-Thriller funktioniert "Unstoppable" trotzdem. Die 90 Minuten vergehen weitgehend wie im Flug und zum Ärgern über die angesprochenen Schwächen bleibt angesichts der routiniert inszenierten Nonstop-Action sowieso kaum Zeit. Da auch die Besetzung mit u.a. Rosario Dawson ("Sin City") und Ethan Suplee (Randy in "My Name is Earl") funktioniert - obwohl v.a. Washington schauspielerisch sichtlich unterfordert ist -, bleibt unterm Strich ein unterhaltsamer Actionstreifen, der sicher nicht in die Filmgeschichte eingehen wird, aber gefällt.
Knapp 7,5 Punkte.

EINFACH ZU HABEN:

Olive (Emma Stone aus "Zombieland" und "Superbad") ist an der Highschool ein ziemliches Mauerblümchen - bis sie ihrer nervigen Freundin Rhiannon (Aly Michalka) auf der Mädchentoilette erzählt, sie habe sich am Wochenende von einem College-Studenten entjungfern lassen. Eigentlich will sie Rhiannon damit bloß zum Schweigen bringen, doch dummerweise hat die äußerst prüde Marianne (Amanda Bynes, "Hairspray"), Leiterin des Bibelkreises, das Gespräch mitangehört und erzählt es in ihrer Empörung auf dem gesamten Schulhof herum. Olive ist die neugewonnene Aufmerksamkeit vor allem ihrer männlichen Mitschüler zunächst gar nicht unangenehm, doch als die Gerüchteküche immer stärker brodelt (durchaus auch durch einige gutgemeinte, aber nicht unbedingt wohldurchdachte Handlungen Olives befeuert), wird ihr neuer Ruf als Schulschlampe doch zunehmend zur psychischen Belastung ...

Ebenso wie ich eigentlich vorhatte, mir nie wieder einen Film von Tony Scott im Kino anzuschauen, dachte ich auch nicht, daß ich noch mal Geld für eine Eintrittskarte für eine Highschool-Komödie ausgeben würde - immerhin bin ich inzwischen ja auch schon über 30. wink
Doch wie bei "Unstoppable" haben mich außergewöhnlich gute Kritiken davon überzeugt, doch noch einmal eine Ausnahme machen - und natürlich auch die Besetzung mit einem meiner aktuellen Lieblinge in der Hauptrolle und einem wirklich fabelhaften Supporting Cast (mit Stanley Tucci, Patricia Clarkson und Thomas Haden Church sind immerhin drei OSCAR-Nominees dabei, dazu kommen "Clockwork Orange"-Ikone Malcolm McDowell als strenger Schuldirektor und "Friends"-Star Lisa Kudrow als Vertrauenslehrerin). Und auch bei "Einfach zu haben" hat sich diese Entscheidung rentiert, sogar noch mehr als bei "Unstoppable".
Das große Vorbild von Regisseur Will Gluck in seinem zweiten Spielfilm sind offensichtlich die legendären Teenager-Komödien aus den 1980er Jahren des letztes Jahr verstorbenen John Hughes ("Ferris macht blau", "Breakfast Club") - das zeigt sich einerseits am Stil der Geschichte, andererseits aber ganz direkt daran, daß Olive sich wünscht, ihr Leben wäre mehr so wie in ebenjenen Hughes-Filmen. smile
Ganz an die besten Hughes-Filme kommt "Einfach zu haben" sicherlich nicht heran und auf europäische Zuschauer wirkt die Prüderie der Story noch immer etwas befremdlich - aber nunja, ohne die amerikanische Prüderie mit ihren typischen Überreaktionen auf alles, was auch nur im entferntesten mit Sex zu tun hat, gäbe es den Film nicht, weil die Gerüchte über Olive höchstens für ein paar gepflegte Lästereien in der Klasse führen würden ...
Dennoch: "Einfach zu haben" ist mit seiner Warmherzigkeit und der Mischung aus purem Slapstick und durchaus anspruchsvollen Film- und Literaturanspielungen (die Story orientiert sich grob an Nathaniel Hawthornes "Der scharlachrote Buchstabe", den Olive gerade in der Schule durchnimmt) definitiv eine der sympathischsten und zugleich cleversten Highschool-Komödien seit langem. Und das liegt auch und vor allem an der fabelhaften 22-jährigen Emma Stone, die diesen Film trägt (es allerdings schwer glauben läßt, daß sie zu Beginn des Films ein Mauerblümchen sein soll ...) und erneut beweist, daß sie vor einer ganz großen Karriere steht, sofern sie weiterhin die richtigen Entscheidungen bei ihrer Filmauswahl trifft (an dieser Aufgabe sind allerdings schon etliche große Talente gescheitert). Wenn ich mir ihre kommenden Projekte anschaue, sind vor allem weitere Komödien darunter, aber auch eine vage OSCAR-Hoffnung ("The Help") und eine Rolle im "Spider-Man"-Reboot. Sieht zumindest nicht ganz schlecht aus. smile

Gutgelaunte 8 Punkte.