THE TOURIST:

Frank Tupelo (Johnny Depp) ist auf dem Weg nach Venedig, wo er Urlaub machen will. Doch plötzlich setzt sich im Zug dorthin eine mysteriöse Schönheit namens Elise (Angelina Jolie) zu ihm und flirtet mit ihm. Frank ist überrascht, aber verständlicherweise keineswegs abgeneigt und so sagt er auch nicht nein, als Elise ihn am Ziel ihrer Reise in ihre luxuriöse Hotel-Suite einlädt. Natürlich hat die Sache einen Haken, wie Frank schon bald herausfinden muß: Elise nutzt ihn, um die Spur mehrerer Häscher (sowohl von Scotland Yard als auch von einem britisch-russischen Gangster) von einem Milliardenbetrüger abzulenken, der zufällig ihr Geliebter ist. Da Elise so vertraulich mit Frank umgeht, gerät er tatsächlich ins Visier ebenjener wenig skrupellosen Häscher ...

Im Grunde genommen habe ich mir auch "The Tourist" nicht ganz freiwillig angeschaut. Eigentlich wollte ich endlich den aktuellen "Harry Potter" nachholen, aber da die Bahn wie üblich Verspätung hatte, lief der schon. Also "The Tourist". Anders als bei "Last Night" hatte ich bei "The Tourist" allerdings sowieso erwogen, ihn mir anzuschauen. Zwar wurde Florian Henckel von Donnersmarcks ("Das Leben der Anderen") Hollywood-Debüt von den Kritikern verrissen, kommt aber beim zahlenden Publikum vor allem in Europa ziemlich gut an. Und auch bei mir.

Ob man "The Tourist" mag oder nicht, hängt letztlich wohl vor allem davon ab, ob man ihn als ernstgemeinten Thriller mit leichten Untertönen betrachtet oder als gezielt leichte Unterhaltung, die ganz bewußt Übertreibungen und Logikfehler in Kauf nimmt und sich eher als leicht satirische Hommage an das europäische Unterhaltungskino der 1950er und 1960er Jahre mit Filmen wie Hitchcocks "Über den Dächern von Nizza" sieht. Auf mich trifft letzteres zu und ich glaube auch, daß dies tatsächlich von Donnersmarcks Intention war - auch wenn ich nicht hundertprozentig sicher bin. wink

Die Geschichte über den mysteriösen Meisterdieb, seine wunderschöne Geliebte und den armen, ahnungslosen Otto-Normalverbraucher, der unverschuldet in die Sache hineingezogen wird, erinnert jedenfalls stark an Hitchcock und scheut dabei nicht vor dem hemmungslosen Einsatz von Klischees zurück. Vor allem Jolie ist von von Donnersmarck so ikonisch in Szene gesetzt, als würde sie sich selbst spielen - umso härter fällt der Gegensatz zu Johnny Depp aus, der seine Rolle so unglamourös wie nur irgend möglich interpretiert. Daher rührt wohl auch der von den Kritikern vielgeäußerte Vorwurf der mangelnden Leinwand-Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern. Doch so schlecht fand ich die gar nicht und angesichts der Unterschiedlichkeit ihrer Figuren ist mehr wohl auch gar nicht gewollt. Das wäre dann ja noch unglaubwürdiger ...

So unrealistisch und klischeehaft die Handlung über weite Strecken wirkt: von Donnersmarck hat sie mit einer verspielten Eleganz inszeniert, die dem Ganzen dennoch mit ziemlich viel Spaß folgen läßt. Venedig ist sein dritter Hauptdarsteller und auch die namhaften Nebendarsteller wie Paul Bettany, Steven Berkoff, Rufus Sewell und Ex-Bond Timothy Dalton (in einer leider recht kleinen Rolle) machen ihre Sache gut. Kameraführung und die Musik von Altmeister James Newton Howard sind sehr gelungen und die relativ seltenen Actionsequenzen können ebenfalls überzeugen. Auch wenn das Erzähltempo des Films insgesamt sicher etwas zu niedrig ist.

Dennoch: "The Tourist" liefert insgesamt gekonnt leichte, elegante Unterhaltung ohne jeden Tiefgang. Ohne den unnötigen Schlußtwist würde ich mit meiner Wertung sogar noch etwas höher gehen, aber auch so kann sich der Film über 7 Punkte sicher nicht beschweren. smile