Irgendwie kann ich mich momentan mal wieder mächtig über die deutsche Medienlandschaft aufregen: Da geht in Nordafrika wahrhaft Umwälzendes vor sich, das für Zukunft der gesamten Welt richtungsweisend sein dürfte; Tunesien, Ägypten, Jordanien, Jemen, aus anderen Gründen auch Syrien: Hier entscheidet sich momentan, ob ein wichtiger Teil der muslimischen Welt sich in Richtung echter, langfristig stabiler Demokratie öffnet - oder aber die Aufstände zwar kurzfristig erfolgreich sind, dann aber verpuffen beziehungsweise in noch viel schlimmere, islamistische Diktaturen münden wie im Iran nach der Islamischen Revolution Ende der 1970er Jahre.

Sollte ersteres geschehen, wäre das ein ganz großer Fortschritt für einen relativen Weltfrieden - sollte letzteres eintreten, drohen eine sehr schnelle Eskalation des Nahoftkonfliktes mit Israel (die stabilisierende Rolle Ägyptens unter Mubarak bei dieser Thematik darf keinesfalls unterschätzt werden!) und mittelfristig eine noch stärkere (künstliche) Trennung zwischen mehr oder weniger christlicher und muslimischer Welt. Mit möglichen Konsequezen, an die ich lieber gar nicht denken will ...

Und was ist seit Wochen das einzige Thema, das die deutschen (TV-)Medien wirklich zu interessieren scheint? Guttenberg, Guttenberg, Guttenberg! mad

Okay, in den Nachrichten wird auch über Ägypten berichtet und ab und zu gibt es sogar mal eine zehnminütige Sondersendung - aber unterm Strich könnte man meinen, uns gehe das Ganze gar nichts an! Nicht einmal die deutschen Nachrichtensender sind da viel besser - während CNN laufend berichtet (und völlig zurecht von einem "game changer" spricht), ist man gerade am Wochenende bei N-TV oder N24 größtenteils auf die roten Laufbänder angewiesen ...
Die Printmedien bringen vielleicht etwas mehr, aber so ganz scheinen die meisten die Bedeutung der aktuellen Geschehnisse auch nicht zu begreifen.

Die Erkenntnis mag ja nicht neu sein, aber momentan denke ich stärker als je zuvor: Mit der deutschen Medienlandschaft geht es endgültig den Bach runter.