Okay, ich habe es getan. Ich war in


TRON: LEGACY

Als grosser Fan des ersten Films war es für mich Pflicht, den Streifen anzuschauen. Das bedeutete leider, dass ich den Film in 3D schauen musste - zum Glück sind die Szenen, die in der realen Welt spielen, in 2D. Was auch für mich gleich mal eines der positivsten Punkte des Filmes ist (erinnerte mich an die Umstellung von Schwarz/Weiss auf Farbe bei "The Wizard of Oz").

Der Anfang ist dann auch ganz nett, als Kind verliert Sam Flynn seinen Vater spurlos und als junger Erwachsener (mit neuer Haar- und Augenfarbe) ärgert er so ein bisschen die Exfirma seines Vaters, indem er Encom OS 12 (das eigentlich Linux zzu sein scheint) gratis ins Internet stellt, worauf alles erstmal ein bisschen sauer schlucken und dann von Edward Dillinger Jr. (dem Sohn des Bösewichts aus dem ersten Teil) gesagt wird, dass sie das jetzt halt mal so machen. Sei doch gut so.
Wäre doch lustig, wenn das im echten Leben Microsoft auch so handhaben würde: "Uiui, Windows 7 hat grad jemand illegal ins Internet gestellt. Nun denn, machen wir es halt eben Freeware."

Und damit fällt er auch gleich wieder aus der Story. Von dem hört und sieht man nichts mehr. Ein bisschen geht es Bruce Boxleitner, der seine Rolle als Alain Bradley wieder auf nimmt und - ich wage es kaum zu sagen - im ganzen Film in etwa fünf Minuten Screentime hat und trotzdem eigentlich der einzig wirklich gute Schauspieler ist - ja, auch besser als Jeff Bridges.

Trotzdem ist der Anfang eigentlich fast das beste des Filmes. Unser Held, Sam, ist cool, agiert selbstständig und hat auch den einen oder anderen flotten Spruch auf den Lippen.

Kaum ist er digitalisiert verkommt er allerdings zu Memme. Fortan wird er von einer Szene in die andere geschubst und reagiert nur noch. Schade!

Überhaupt die digitale Welt: Ich bin masslos enttäuscht. Mir ist klar, dass der Look des ersten Filmes angestaubt ist und man diesen modernisieren musste. Aber ehrlich, die digitale Welt wirkt alles andere als das innere eines Computers. Der spezielle Look von Tron 1 wurde durch etwas ersetzt, das genau so gut eine Welt aus "Krieg der Sterne" sein könnte oder aus "Chronicles of Riddick" oder eine Mischung aus "Blade Runner" und "Das fünfte Element" - inklusive der schrillen Kleidung aus letzterem.

Ja, Kleidung! Programme sind nicht mehr uniforme Einheiten, die lediglich durch ihre farblosen Gesichter, die ihnen das Aussehen ihrer Schöpfer geben, als Individuen erkennbar sind, nein, im neuen "Raster" werden Programme angezogen.

Das gilt übrigens auch für unseren Helden Sam, der nicht wie Flynn in Teil 1 als Programm durch die Computerwelt geistert, sondern als Mensch (!). Dementsprechend wird er in einer Sequenz erstmal richtig angezogen - was die Illusion nimmt, dass es mehr als nur die Kleider sind, die da leuchten. Schade!

Schlimmer noch: Bei einem Kampf wird Sam leicht verletzt und blutet (!). Ja was denn jetzt, wurde er denn jetzt digitalisiert oder nicht?

Im ersten Tron war die Computerwelt liebevoll designt und in sich sehr stimmig. Das ging hin bis zum speziellen Schrittgeräuschen, den gelegentlichen "Glitches", den 90-Grad-Bewegungen der Lightcycles.
Es geht sogar so weit, dass die "Recognizer" (eine Art zweibeiniges Fluggerät, das im ersten Teil bedrohlich schwebte) hat jetzt auf einmal einen Düsenantrieb (!) das die Luft (!) durch die Hitze (!) zum flimmern bringt. Was soll das?

Ausserdem, nur damit es klar ist, Programme essen Gemüse und Spanferkel. Jawohl.

Das alles wäre ja irgendwie verzeihlich gewesen, wenn die Handlung besser gewesen wäre. Und seien wir mal ehrlich, auch im ersten Film war die Handlung jetzt mal nicht sooo originell.
Aber sie machte wenigstens Sinn! In Tron: Legacy hat man aber schon das allerwichtigste vergessen: Dass die Geschehnisse in der Computerwelt die reale Welt beeinflussen.

So verkommt leider das lustige Geplänkel im "Raster" zu einer 3D-Lichtshow ohne Auswirkungen auf die echte Welt. Schlimmer noch: Die "Bedrohung", dass Clu (CGI-Bridges, der zwar nicht übel gemacht ist aber hin und wieder aus dem "Uncanny Valley" winkt) eine "Armee" von etwa 50000 Soldaten in die echte Welt eindringen will.

Äh, ja ... also ... häh? Wie soll das gehen, bitteschön? Dass sich Fleisch digitalisieren lässt ist ja gut, aber was passiert mit Programmen umgekehrt? Werden sie zu Robotern oder wie? Kriegen sie einen Körper spendiert? Was denn nun?
Und überhaupt: Fünfzigtausend Soldaten? Damit könnte man gerade mal Liechtenstein erobern. Zumindest für ein paar Stunden bis die Nachbarländer zu Hilfe geeilt sind.

Einige Zufälle und Deus Ex Machinas später gibt's dann noch einen eher mauen Showdown und ein dummes Ende.


Ich bin wirklich sehr enttäuscht. IN - ich glaube es war - 2003 kam von Monolith ("No One Lives Forever") das Computer "Tron 2.0" und DAS war ein toller Nachfolger für die Tronstory (übrigens auch mit Bruce Boxleitner aber ohne Jeff Bridges). Wer eine wirklich tolle moderne Tron-Geschichte erleben will, dem empfehle ich das Spiel wärmstens.

Wer eine PS2 hat, der kann sich "Kingdom Hearts II" kaufen, wo es ebenfalls eine Tron-Welt gibt, die auch stimmiger ist, als Tron: Legacy.